Graz gedenkt der Amoklauf-Opfer: "Wir halten zusammen"

Die Schülerinnen und Schüler des BORG Dreierschützengasse treten Hand in Hand auf die Bühne. Sie tragen Schilder und weiße Rosen mit sich, sie singen tapfer „We are the world“. Auch wenn viele Stimmen unter Tränen ersticken.
Die Stadt Graz hatte am Sonntagabend zu einer Gedenkveranstaltung geladen. Der Titel lautete: „Wir halten zusammen.“
Nach der Trauerfeier, zu der am Mittwoch die Muslimische Jugend Österreich geladen hatte, sind erneut Tausende Menschen auf den Hauptplatz geströmt. Es ging darum, Solidarität zu zeigen, und den Betroffenen des Amoklaufs beizustehen. Für diejenigen, die am Hauptplatz keinen Platz fanden – der ganze Platz war von den sonst üblichen Ständen geräumt worden – hatte man Videowalls aufgestellt, um die Zeremonie auf der Bühne vor dem Rathaus verfolgen zu können.
"Ihr seid das Licht der Welt"
Zehn Menschen wurden bei der Tat am vergangenen Dienstag getötet, darunter neun Schüler und Schülerinnen und eine Lehrerin. Elf weitere wurden verletzt. Ein 21-jähriger Ex-Schüler hatte am Dienstag in dem Schulgebäude um sich geschossen, bevor er sich selbst das Leben nahm.
Klärung
Seitens der steirischen Polizei hieß es am Sonntag auf APA-Anfrage, dass mittlerweile gesichert sei, dass es sich beim Headset des Attentäters um einen
Gehörschutz wie auf einem Schießstand handelte. Dieser sei nicht sende- und empfangsfähig gewesen.
Hinweise
Auf der Upload-Plattform des Innenministeriums, auf der Videos und Fotos für
die Polizei hochgeladen werden können, waren bis Sonntag am späten Vormittag noch Hinweise eingelangt. 846 Dateien und 379 Videos werden gerade ausgewertet. Zeugen können Dateien weiterhin unter https://upload.bmi.gv.at hochladen, die Polizei geht jedem Hinweis nach.
Was bleibt, ist ein kleiner Hoffnungsschimmer: Wie eine Sprecherin der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) der APA sagte, sind derzeit alle Verletzte medizinisch stabil. Im LKH-Uniklinikum Graz sind alle sechs Patienten auf der Normalstation. Im UKH Graz sind von den fünf Patienten noch zwei auf der Intensivstation. Eine verletzte Person konnte auf die Normalstation verlegt werden.
„Was passiert ist, dafür gibt es keine Worte. Es hat uns alle mit voller Wucht getroffen“, sagte die Moderatorin am Sonntagabend vor der trauernden Menge. Umso wichtiger sei es, sich nun gegenseitig Kraft zu geben, um den Schmerz miteinander zu teilen. „Es ist der Zusammenhalt, der uns stark macht“, betonte die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr.
Appell der Eltern
Schülersprecher Ennio Resnik bedankte sich bei allen Einsatz- und Sicherheitskräften sowie bei den Lehrerinnen und Lehrern für ihre Hilfe und Unterstützung. „Ihre Leistung war, ist und bleibt übermenschlich.“ Seinen Mitschülerinnen und Mitschülern gab er mit auf den Weg: „Ich will, dass ihr wisst, wie stark ihr seid. Ihr seid das Licht der Welt.“
Der Elternverein nutzte die Bühne, um klarzumachen: Nach den Geschehnissen in der Dreierschützengasse darf es nicht weitergehen wie zuvor. „Wir wollen nicht zurück zur Normalität, denn diese hat nicht gereicht. Wir dürfen Kinder nicht verlieren, weil wir zu spät hingeschaut haben.“
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