Motorenlärm im Stadtzentrum: Salzburg leidet unter Tuning-Treffen

Kein Verständnis für PS-starke Gefährte: Anrainer sind genervt.
Motoren heulen auf, das Quietschen der Reifen durchdringt die Stille: Es ist wieder PS-Zeit. Bereits zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten kommen die Besitzer und Liebhaber aufgemotzter Gefährte aus Nah und Fern kommenden Samstag zum Szene-Treffe "No basic shit" der Pipfein-Crew im Messezentrum Salzburg zusammen.
Den Anrainern stinkt das gewaltig, sie fordern die Politik zum Handeln auf. Aber passiert da auch etwas und wer ist wofür konkret zuständig?
"Das Messezentrum gehört Stadt, Land und Wirtschaftskammer. Ich erwarte mir als Bürger eine gewisse Lenkung der Veranstaltungen vor Ort. Es kann nicht nur um wirtschaftliche Interessen gehen", sagt Bernhard Hofer, der seit vielen Jahren im Stadtteil Lehen lebt, der ans besagte Gelände angrenzt. "Wir sind hier weder in Spielberg noch am Redbull Ring, sondern mitten in einem ruhigen Wohngebiet", moniert er. Alles, was drinnen stattfinde, sei ihm noch relativ egal - "auch wenn ich Events dieser Art sehr aus der Zeit gefallen finde" -, aber dass nun vermehrt auch die Außenbereiche und Parkplätze genutzt werden, finde er nicht okay.
Mit angezogener Handbremse
Bernhard Hofer stellt dem KURIER Tonaufnahmen zur Verfügung, die den Lärm durch Drift-Shows dokumentieren. Diese Shows sind Teil der Tuning-Events. Dabei passiert das, was normalerweise verboten ist: Es werden diverse Stunts mit hoher Geschwindigkeit bei angezogener Bremse absolviert - Lärm, Abgase und Reifenabrieb inklusive.
"Da wird immer von den Problemen mit der Tuning-Szene geredet und dass man ihr Einhalt gebieten muss, und dann werden solche Veranstaltungen genehmigt. Das passt für mich nicht zusammen", sagt Ingeborg Haller, Obfrau der Bürgerliste "Die Grünen". Warum derartige Treffen nun schon mehrmals jährlich stattfinden müssen, erschließt sich der Politikerin nicht. "Braucht es das wirklich? Oder ist das Messezentrum Salzburg rein auf den Gewinn aus?", hinterfragt Haller. Durch diese Tuning-Treffen werde die Botschaft konterkariert, die die Landespolitik sonst gerne kommuniziere.

Allen voran der stellvertretende Salzburger Landeshauptmann Stefan Schnöll, ÖVP. Dem KURIER gegenüber nimmt Schnöll folgendermaßen Stellung: "Mir fehlt für Veranstaltungen dieser Art jegliches Verständnis. Die Tuning- und Raserszene hat bei uns nichts zu suchen. Politisch kämpfen wir seit vielen Jahren in Zusammenarbeit mit dem Bund gegen die Szene, während das Messezentrum durch diese Events subtil Willkommens-Botschaften aussendet. Für mich ist das Maß jetzt voll."
Konsequenzen für alle, die sich "daneben benehmen"
Er werde das innerhalb der Regierung zum Thema machen. Das Messezentrum sei überwiegend in öffentlicher Hand, die Geschäftsführung habe hier andere Formate zu wählen. Und an die Teilnehmenden gerichtet: "Wer glaubt, sich am Rande solcher Veranstaltungen daneben benehmen zu können, der wird die vollen Konsequenzen spüren. Denn selbstverständlich kennt auch die Exekutive diese Termine und führt Schwerpunktkontrollen durch."

Stv. Landeshauptmann Salzburg: Stefan Schnöll
Laut Infos der Polizei werden dabei immer wieder Übertretungen geahndet, seien es nicht genehmigte Anbauteile, Fahrzeugmängel oder Geschwindigkeitsübertretungen. Daran sehe man deutlich, dass das Messezentrum damit genau die Verkehrsteilnehmer nach Salzburg ziehe, denen man politisch einen Riegel vorschieben wolle. Die Geschäftsführung des Messezentrums Salzburg war trotz mehrmaliger Versuche für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Veranstaltungsbehörde ist der Magistrat der Landeshauptstadt. Sämtliche Vorgaben rund um die Veranstaltung inklusive Anrainerschutz werden dort erlassen. "Da das Event als Messe und nicht als Veranstaltung deklariert ist, gibt es dafür keine konkreten Auflagen", heißt es aus dem zuständigen Baurechtsamt der Stadt Salzburg. Alles finde indoor statt, Drift-Shows wie im Mai seien nicht geplant. "Dafür würde es andere Genehmigungen brauchen". Die Anrainer sind gespannt, was sie am Samstag erwarten wird.
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