Tauben in Salzburg am Verhungern: Tierschützer fordern Notfütterung

Zusammenfassung
- In Salzburg droht Straßentauben akuter Hungertod, da das Füttern streng verboten und die Durchsetzung verschärft wurde.
- Tierschützer fordern eine sofortige Notfütterung und kontrollierte Fütterungsplätze nach Augsburger Vorbild, um das Leiden der Tiere zu stoppen.
- Der Plan für ein städtisches Taubenhaus wurde im März verworfen, obwohl ein Standort und Planungspartner bereitstanden.
Das Füttern wildlebender Straßentauben und das Auslegen von Futter ist im Gebiet der Stadt Salzburg schon seit Längerem verboten. Im März 2025 wurde die Durchsetzung verschärft: Bei Zuwiderhandeln drohen Verwaltungsstrafen von bis zu 214 Euro und zivilrechtliche Klagen.
Tierschützer warnen nun vor einem "erschreckenden" Gesundheitszustand vieler Tiere. "Wenn jetzt keine Notfütterung eingeleitet wird, werden in den kommenden Wochen und Monaten viele Tauben langsam und qualvoll verhungern", warnt Hans Lutsch von der ARGE Stadttauben Salzburg in einer gemeinsamen Aussendung mit dem Verein gegen Tierfabriken (VGT).
Hungernde Tauben in Salzburg
Ein Lokalaugenschein am Salzburger Hauptbahnhof habe gezeigt, dass Hunderte Tauben täglich ums Überleben kämpfen müssten. Viele Vögel würden apathisch, aufgeplustert und geschwächt auf dem Boden sitzen – ein klares Zeichen akuten Hungers, so die Tierschützer. Andere Tiere würden entkräftet umhertaumeln oder sich panisch auf jedes noch so kleine Bröselchen stürzen.
"Immer mehr Tauben zeigen alarmierende Symptome: Sie sondern sich vom Essschwarm ab, zeigen einen gekrümmten Rücken, was auf eine schmerzhafte Magen-Darm-Erkrankung hinweisen kann. Ein aufgeplustertes und schlecht abdeckendes Federkleid sind weitere Merkmale eines schlechten Nahrungszustandes, der auch bei Aufnahme des Tieres ein drastisches Untergewicht auf der Waage anzeigt", berichtet Lutsch. "Die Schutzfunktion des Gefieders geht verloren, Fettreserven sind aufgezehrt, die Muskulatur als weitere Reserve ist abgebaut – ein klarer Fall chronischer Mangelernährung."
Viele Tiere bereits verhungert
Wie viele Tiere bereits verhungert sind, lässt sich kaum sagen, da sich sterbende Tauben oft zurückziehen würden, beispielsweise auf Flachdächer oder in Tiefgaragen. Man geht aber von einer hohen Dunkelziffer aus.
Die Stadtregierung müsse jetzt aktiv werden und Bürgermeister Bernhard Auinger eingreifen und sofort eine städtisch organisierte Notfütterung durchführen, fordern VGT und die ARGE Stadttauben Salzburg. Zudem müssten legale, kontrollierte Fütterungsplätze nach dem Augsburger Modell in Salzburg eingerichtet werden. Der Plan für ein städtisch Taubenhaus wurde im März verworfen. Einen Standort für das Taubenhaus hätte man zwar gefunden, die Fachhochschule Salzburg hatte sich auch bereit erklärt, die Planung des Gebäudes zu übernehmen. Vizebürgermeister Florian Kreibich und das städtische Veterinäramt aber machten im März einen Rückzieher – und setzten stattdessen auf ein strikteres Fütterungsverbot.
In Augsburg koste das Taubenhaus, in etwa gleich groß wie jenes in Salzburg, für 16 Taubenschläge rund 300.000 Euro im Jahr, betonte Bernd Huber, Chef der Allgemeinen Verwaltung und Bezirksverwaltung der Stadt Salzburg, gegenüber Salzburg24.
Wie der VGT mit Verweis auf eine Projekt-Verantwortliche richtiggestellt hat, stellt die Stadt Augsburg für das gesamte Taubenprojekt jedoch nur 65.000 bis 85.000 Euro pro Jahr zur Verfügung - für 13 Taubenschläge. Die Kosten für Logistik, die auch Reinigung und Entsorgung beinhalten, verbrauchen dabei rund die Hälfte der zur Verfügung gestellten Mittel.
Hinweis: Richtigstellung des VGT wurde später ergänzt.
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