Fütterungsverbot in Salzburg: Mahnwache für "verhungernde Tauben"

Fütterungsverbot in Salzburg: Mahnwache für "verhungernde Tauben"
Aktivisten fordern ein Taubenhaus und legale Fütterungsplätze in der Stadt. Zuletzt reagierte das Magistrat mit Strafen auf illegale Fütterungen.

In der Stadt Salzburg haben am Freitag rund 20 Tierschutzaktivisten vor dem Schloss Mirabell eine einstündige Mahnwache für "qualvoll verhungernde Stadttauben" abgehalten. Sie protestierten dagegen, dass das Magistrat das bestehende Fütterungsverbot für Tauben seit Herbst 2024 konsequent umsetzt und Strafen verhängt. Von Seiten der Stadt hieß es am Freitag dazu, dass die illegale Fütterung der Tiere zuletzt aus dem Ruder gelaufen sei - mit zahlreichen negativen Folgen.

Organisiert wurde der Protest vom Verein gegen Tierfabriken (VGT) und der ARGE Stadttauben Salzburg. "Die Stadt kommt ihrer Verantwortung zur Versorgung der Stadttauben in keiner Weise nach", betonten Vertreter im Vorfeld der Mahnwache. Das bedeute für die Tiere angesichts der Fütterungsverbote den Hungertod. Man wolle darum "der vielen Opfer der kaltherzigen Stadtpolitik gedenken" und appelliere an die zuständigen Politiker, eine Lösung in Form von legalen und kontrollierten Fütterungsplätzen und der Umsetzung eines Taubenschutzkonzepts zu schaffen.

Als Vorbild dient den Aktivisten die Stadt Augsburg in Bayern, die mit betreuten Taubenschlägen und artgerechter Fütterung auf Probleme mit den Vögeln reagiere. Die Tiere brüten in eigenen Taubenhäusern, wobei Eier zur Populationskontrolle durch Gipseier ausgetauscht werden. Die Tauben würden zudem im Taubenhaus sitzen und nicht auf den Dächern oder Balkonen. Probleme auf Fassaden oder Plätzen würden damit klein gehalten.

Verschmutzung und Ratten

Tatsächlich wird in Salzburg seit Jahren über ein Taubenhaus diskutiert. Das städtische Veterinäramt und der zuständige Vizebürgermeister Florian Kreibich (ÖVP) haben der Idee zuletzt aber eine Absage erteilt - auch weil die illegale Fütterung der Tiere im vergangenen Jahr so stark zugenommen hat. Die Folgen: Nicht nur Verschmutzung durch Kot, das ausgelegte Futter zog Ratten an. Auch die Tauben selbst hätten mit den Auswirkungen von zu viel Fressen zu kämpfen, berichtete die Kronen Zeitung: Bewegungsarmut, Vitaminmangel, eine höhere Anfälligkeit für Krankheiten. Durch die Gewöhnung an die Menschen steige zugleich das Risiko, dass die Vögel von Autos und Bussen überfahren werden.

"Es war besonders heuer zu beobachten, dass die bekannten Fütterungsstellen mit großen Mengen an Futter belegt waren", sagt Bernd Huber, zuständiger Abteilungsleiter im Magistrat. So seien täglich an mehreren Standorten jeweils fünf bis 15 Kilogramm Körnerfutter ausgebracht worden. Bürgerinnen und Bürger berichteten, dass Futter palettenweise an Aktivisten geliefert wurde - und dass auf den Salzach-Böschungen manchmal so viel Körner lagen, dass sie die Tauben gar nicht mehr fressen konnten.

Strafen zeigen Wirkung

"Wir vermuten, dass mit den Fütterungen die Zahl der Tauben hochgehalten werden sollte, um Druck auf die Stadt aufzubauen, doch ein Taubenhaus zu errichten", sagte Huber. Darum habe man bereits im Herbst 2024 die Kontrollen intensiviert. "Neben Verwaltungsstrafen haben wir am zivilrechtlichen Weg auch Unterlassungserklärungen in die Wege geleitet, da der Reinigungsaufwand für die Stadt sehr hoch ist."

Maßnahmen, die offenbar Erfolg zeigten: Wie aus einer Anfragebeantwortung von Vizebürgermeister Kreibich vom 17. Juni hervorgeht, seien seit März an den bekannten Fütterungsplätzen keine Futterrückstände mehr feststellbar. "Faktisch hat die Einstellung der Fütterungen zu einer Entzerrung innerhalb der Taubenpopulation geführt, da sich die Tauben auf Futtersuche begeben und nicht mehr in großen Gruppen von hunderten Tieren auf die Fütterung warten." Auch die Rattenproblematik an den betreffenden Stellen habe sich verringert.

Taubenhaus noch nicht vom Tisch

Man wolle die Idee eines Taubenhauses nicht komplett verwerfen, betonte Huber. Das von den Tierschützern angesprochene Beispiel Augsburg zeige jedoch, dass ein Haus nicht reichen werde. "In Augsburg gibt es nicht eines, sondern gut ein Dutzend Taubenhäuser." Nehme sich das Salzburg als Vorbild, müsse man wohl mit jährlichen Kosten in der Höhe von 200.000 bis 300.000 Euro für Fütterung, Pflege und Betreuung rechnen. Dabei sei nicht einmal klar, wie stark Taubenhäuser zur Lösung der Taubenproblematik beitragen können.

Der für das Bauressort zuständige Vizebürgermeister Kay-Michael Dankl (KPÖ Plus) betonte am Freitag, dass es mittlerweile mehrere Standorte in der Stadt gebe, die für ein Taubenhaus in Frage kämen. Zudem habe man mit Studierenden der Fachhochschule Salzburg Ideen entwickelt, wie man ein solches baulich umsetzen könne. "Ohne Zustimmung des Veterinäramts werden wir das aber nicht machen", sagte Dankl zur APA. Faktum sei, dass es in Salzburg mittlerweile zahlreiche Wohnanlagen gebe, die stark vom Taubenproblem betroffen seien.

Unverständnis für Grabkerzen bei Mahnwache

Die Mahnwache vor dem Schloss Mirabell hat am Freitag bei einigen Passantinnen und Passanten übrigens für Unverständnis gesorgt. Dass die Aktivistinnen und Aktivisten Grabkerzen für die Tauben aufgestellt haben, könne man "so kurz nach dem Amoklauf von Graz nur mit einem Kopfschütteln quittieren", kritisierte eine Frau.

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