Nach Tod von Patientin: Salzburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Ärzte

Arzneimittel
Eine 83-Jährige erlag den Folgen einer Medikamentenunverträglichkeit. Diese sei niemandem aufgefallen, kritisiert der Hinterbliebenenanwalt.

Nach dem Tod einer Patientin in den Salzburger Landeskliniken im März 2025 ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen zwei Oberärzte. 

Wie Salzburger Medien am Dienstag berichteten, geht es um den Verdacht der fahrlässigen Tötung: Die 83-Jährige soll nach einer Operation trotz dokumentierter Unverträglichkeit wochenlang das Schmerzmittel Novalgin erhalten haben - was laut einem gerichtsmedizinischen Gutachten zu einer letztlich letalen Infektion führte.

Die Frau war nach einem Oberschenkelhalsbruch am 30. Dezember in den Landeskliniken operiert und danach auf die Geriatrie der Christian-Doppler-Klinik verlegt worden. Dort soll ihr vom 4. Februar bis zum 14. März immer wieder das Schmerzmittel Novalgin verabreicht worden sein, obwohl in ihrem Medikamentenblatt eine Novalgin-Unverträglichkeit vermerkt war. Erst nachdem sich der Zustand der Frau immer mehr verschlechtert hatte, wurde das Medikament abgesetzt.

Für die Patientin zu spät. Sie starb am 20. März. Die Salzburger Landeskliniken erstatteten nach dem Tod der Frau Selbstanzeige bei den Behörden. „Offensichtlich hat sich niemand vom ärztlichen Personal oder vom Pflegepersonal das Medikamentenblatt beziehungsweise die Krankengeschichte der Frau im Detail angeschaut“, sagte der Anwalt der Hinterbliebenen, Stefan Rieder, wie die APA berichtet. 

"Niemandem ist die Unverträglichkeit aufgefallen"

Die beiden Oberärzte hätten die Novalgin-Gaben angeordnet. Verabreicht sei es von mindestens 15 Pflegekräften worden. „Das heißt, dass wohl niemandem von den vielen involvierten Personen die Unverträglichkeit aufgefallen ist“, so Rieder. „Wenn eine derartige Fehlgabe über eine so lange Zeit erfolgt, liegt für mich grob fahrlässiges Handeln beziehungsweise grob fahrlässige Tötung vor.“

Die Salzburger Landeskliniken wollten sich aufgrund des laufenden Verfahrens auf APA-Anfrage nicht zu dem Vorfall äußern. Ein Sprecher verwies aber darauf, dass man den Todesfall selbst an die Behörden gemeldet habe, damit Polizei und Justiz untersuchen können, was genau passiert sei. Generell habe man nach dem Tod der Frau die Sicherheitsmaßnahmen in der Geriatrie nochmals verschärft. 

Staatsanwaltschaft Salzburg ermittelt

Derzeit werde an allen Standorten des Uniklinikums auch die elektronische Patientenkurve ausgerollt, die mögliche Fehlgaben von Medikamenten durch Sicherheitshinweise zusätzlich verhindern soll. Laut Staatsanwaltschaft Salzburg ist das Ermittlungsverfahren gegen die beiden Beschuldigten noch nicht abgeschlossen. 

Kommentare