Tierschützer in Salzburg empört: 15 Biber sollen jährlich geschossen werden

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Neue Biber-Verordnung ist in Begutachtung. Tierschutz Austria fordert praxistaugliche Präventionsmaßnahmen.

Die neue "Biber-Verordnung" in Salzburg ist in Begutachtung gegangen. Sie soll künftig den Abschuss von jährlich bis zu 15 Bibern ermöglichen.

Für Tierschutz Austria ist das der falsche Weg - statt den Konflikt zu entschärfen, werden wertvolle Naturschützer getötet, meint die Organisation. Statt des Abschusses der Tiere fordert Tierschutz Austria konkrete, praxistaugliche Präventionsmaßnahmen, um Schäden zu vermeiden und den Wert des Bibers zu nutzen. „Entlang von Gewässern sollten alle paar Kilometer Flächen von zwei bis vier Hektar ausgewiesen werden, auf denen der Biber ungestört wirken kann", sagt Michaela Lehner, Leiterin der Stabsstelle Recht bei Tierschutz Austria, wie die APA berichtet. 

Kluge Planung, um Biber fernzuhalten

Die Randbereiche dieser Reviere würden als natürliche Pufferzonen dienen, die von benachbarten Bibern weniger stark genutzt werden. "Mit einer klugen Planung lassen sich so auch sensible oder problematische Flächen vom Biber freihalten“, so Lehner.

Tierschutz Austria hat zusätzliche Ratschläge, wie man mit dem Biber umgehen soll: Bei neuen Retentionsbecken und Hochwasserschutzprojekten den Lebensraum des Bibers einplanen; Ökologie in Landwirtschaftsschulen verankern, um den ökologischen und ökonomischen Nutzen von Bibern zu vermitteln und: Zusammenarbeit fördern. Grundstücksbesitzer und Gemeinden sollen großflächig eingebunden werden, um Biber-Gebiete zu planen und Konflikte zu minimieren. Landwirte sollen Ausgleichszahlungen angeboten werden.

Lehner weiß außerdem: „Der Biber reguliert sich selbst - und er schenkt uns ökologische Leistungen, die Millionen wert sind: Hochwasserschutz durch seine Dämme, Renaturierung von Gewässern, mehr Grundwasser für klimafitte Wälder und Lebensraum für unzählige Arten.“ 

Biber sind streng territorial

Ein „Zuviel“ an Bibern gebe es in Salzburg nicht. Die Bestände wachsen nicht unbegrenzt, da Biber streng territorial seine. Fremde Tiere werden aus besetzten Revieren vertrieben. Viele Gewässerabschnitte - etwa an der Salzach, im Lungau oder im Pongau - sind noch komplett biberfrei. 

In Zeiten des Artensterbens sollte die Umsiedlung immer Priorität haben. Der Biber ist eine nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie streng geschützte Art. Entnahmen dürfen nur nach einer Einzelfallprüfung erfolgen - und nur, wenn mildere Mittel nicht ausreichen und der günstige Erhaltungszustand gesichert ist, erinnert Tierschutz Austria. 

Alternativen müssen vor Tötung geprüft werden

„Bevor man tötet, muss man Alternativen prüfen, das können auch Verbringungen sein. Der Biber ist ein wertvoller Helfer für Renaturisierungsprojekte", sagt Lehner. Konflikte können langfristig nur gelöst werden, wenn die Gesellschaft lerne, mit dem Biber zu leben. "Wenn wir dem Biber Raum geben, arbeitet er kostenlos für unseren Hochwasserschutz, unsere Artenvielfalt und unser Klima“, ist Lehner überzeugt.

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