"Knebelvertrag": Nonnen lehnen "Lösungsvorschlag" ab
Die Schwestern Bernadette, Rita und Regina sind mittlerweile weltweit bekannt
Zusammenfassung
- Drei Nonnen besetzen nach Flucht aus dem Altersheim ihr Kloster Goldenstein in Salzburg, was große öffentliche Aufmerksamkeit erregt.
- Propst Grasl bietet eine befristete Rückkehr ins Kloster unter Bedingungen wie Wiederherstellung der Klausur und Verzicht auf Social Media an.
- Die Nonnen und ihre Unterstützer kritisieren den Vorschlag als juristisch wertlos und fordern direkte Gespräche für eine rechtskonforme Lösung.
Propst Manfred Grasl, Apostolischer Kommissar der Augustiner Chorfrauen, ist in seiner Medienmitteiling deutlich: "Ich bin weitherhin der Meinung, dass die Schwestern in einem Pflegeheim umfassend betreut werden würden, nehme aber den Wunsch der drei sehr ernst und möchste als Ordensoberer eine Möglichkeit für die Zukunft bieten."
Grasl spricht damit die mittlerweile weithin bekannte Geschichte der Nonnen Bernadette, Regina und Rita an, die Anfang September ihr Kloster Goldenstein in Salzburg besetzten, nachdem sich aus dem Altersheim geflüchtet sind. Seither verfolgen beinahe 100.000 Fans auf Instagram die Rückkehr der letzten drei Augustiner Chorfrauen Österreichs in ihr altes Zuhause.
Eine Rückkehr, gegen die sich der Orden bekanntlich ausdrücklich ausgesprochen hatte. Wochenlang herrschte Schweigen von Seiten des Stifts Reichersberg, deren Propst Grasl ist; er vertritt als Ordensoberer auch die drei Nonnen in Salzburg nach außen.
Lösungvorschlag - unter Bedingungen
Am Freitag ließ Grasl wissen, dass eine "tragfähige und zukunftsorientierte Lösung" ausgeabreitet worden sei: Man lasse die Nonnen gewähren und "bis auf weiteres" im Kloster wohnen, vorausgesetzt, sie stellen die Klausur - der Bereich, der nur Ordensleuten zugänglich ist - wieder her und ihre Social-Media-Aktivitäten ein. Das hatte er am Donnerstag auch schon in einem Interview mit den Salzburger Nachrichten publik gemacht.
Und die drei Schwestern und ihre Unterstützerinnen und Unterstützer? Reagieren überrascht auf den "einseitigen, einmal mehr mit den betroffenen Schwestern ebenso wenig wie mit ihren Helferinnen und Helfern abgesprochenen Vorschlag", wie sie am Freitag in einer Stellungnahme wissen lassen - und lehnen ihn ab.
"Juristisch wertlos"
Denn die vorgelegte Vereinbarung enthalte "keinerlei rechtsverbindliche Zusagen des Stiftes Reichersberg und der Erzdiözese Salzburg". Speziell die Formulierung, wonach die Schwestern im Kloster bleiben dürften, entbehre in der vorgelegten Vereinbarung durch den Vorbehalt „bis auf weiteres“ jeder Rechtsverbindlichkeit und insofern juristisch wertlos.
Die Bedingungen zudem hätten den "Charakter eines Knebelvertrags": Unter anderem müssten die Schwestern "komplett darauf verzichten, sich künftig durch Rechtsanwälte oder Kirchenrechtler beraten zu lassen und dürften ihre Rechte auch nicht mehr auf juristischem Weg geltend machen, was ebenfalls sowohl staatlichem als auch kirchlichem Recht widerspricht", heißt es in der Stellungnahme, die dem KURIER vorliegt.
"Der einzig verbliebene Schutz"
Das Social-Media-Verbot würde "die Schwestern ihres einzigen verbliebenen Schutzes durch die interessierte Öffentlichkeit berauben". Die Schwestern betonen, an einer "gerechten und rechtskonformen" Vereinbarung interessiert zu sein: "Dazu müssten die Erzdiözese und das Stift allerdings endlich das Gespräch mit den Betroffenen selbst suchen", hieß es.
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