Zwischen Bahnschranken gefangen: "Da hilft nur Gas geben"

Das Auto einer saudischen Urlauberfamilie wurde von einem Regionalzug erfasst
Nach dem tödlichen Zugunglück in St. Johann in Tirol, bei dem ein Urlauber und sein Sohn starben, laufen die Ermittlungen.

Dramatische Szenen haben sich am Mittwochabend in St. Johann in Tirol (Bezirk Kitzbühel) auf einem Bahnübergang abgespielt. Das Mietauto einer Familie aus Saudi-Arabien kam auf den Gleisen zu stehen, als sich die Schranken vor und hinter dem Wagen schlossen.

Augenzeugen machten die Insassen auf die Gefahr aufmerksam. Eine 34-jährige Frau konnte sich mit zwei ihrer drei im Fahrzeug sitzenden Kinder (7 und 11 Jahre alt) in letzter Minute in Sicherheit bringen. Der 35-jährige Lenker versuchte indes noch, seinen vierjährigen Sohn aus dem Auto zu retten.

Beide waren bereits außerhalb des Wagens, wurden aber mit dem Fahrzeug von einem Regionalzug erfasst.

Ursachenforschung

Das Kind erlag noch an Ort und Stelle seinen schweren Kopfverletzungen. Der 35-jährige Familienvater wurde ebenfalls schwer verletzt und verlor im Krankenhaus Innsbruck letztlich den Kampf um sein Leben.

Die Polizei war am Donnerstag intensiv damit beschäftigt, die Umstände des tragischen Unfalls aufzuarbeiten. Vorerst nicht bestätigt werden konnte, dass sich auf der Straße über den Bahnübergang ein Stau gebildet hat und der Araber deshalb an der Unglücksstelle zum Stehen kam.

Balken über beide Fahrspuren

Die Gleise an diesem Streckenabschnitt sind mit einer Vollschrankenanlage gesichert. Das heißt, dass die Balken über beide Fahrspuren reichen. Die Familie war somit eingeschlossen und steckte regelrecht in der Falle.

Zwischen Bahnschranken gefangen: "Da hilft nur Gas geben"

Der Bahnübergang ist mit einer Vollschrankenanlage gesichert

ÖBB-Sprecher Christoph Mair weist deshalb daraufhin, dass alle Bahnschranken „so konstruiert sind, dass im Notfall ein Rauskommen möglich ist“. Sie öffnen sich bei Druck oder brechen.

Mair nimmt den tragischen Unfall zum Anlass und rät: „In so einer Situation hilft nur noch eines: Gas geben.“ Wenn die Straße auf beiden Spuren blockiert war, was im konkreten Fall noch Gegenstand von Erhebungen ist, hätte aber nicht einmal das geholfen. Darum gilt: Nie in eine Eisenbahnkreuzung einfahren, wenn die Ausfahrt nicht gesichert ist.

Weitere Kollision in OÖ

Am Donnerstagvormittag ereignete sich in Oberösterreich ein weiterer Unfall auf einem Bahnübergang – dieses Mal aber auf einem unbeschrankten. Ein 41-Jähriger ist dabei in Pühret (Bezirk Vöcklabruck) mit seinem Auto ebenfalls mit einem Regionalzug kollidiert.

Der Wagen wurde bei dem Zusammenstoß über eine Böschung in eine Wiese geschleudert. Der Lenker konnte sich selber aus dem total beschädigten Auto befreien. Er wurde von der Rettung in das Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck eingeliefert. Der Zugführer sowie die zwölf Passagiere blieben unverletzt, so die Polizei.

Zum Glück keine Verletzten, dafür weitreichende Folgen, hat am Donnerstag ein Bahnunglück auf dem Semmering in Niederösterreich ausgelöst. Durch die Entgleisung eines Güterzuges wurde in der urlaubsbedingten Hauptreisezeit die gesamte Südstrecke lahmgelegt.

Ärger und Frust

Der Ärger und Frust bei Hunderten Bahnkunden war groß. Sie mussten auf den Bahnhöfen im nö. Gloggnitz sowie im steirischen Mürzzuschlag bei über 30 Grad sengender Hitze Wartezeiten von bis zu zwei Stunden in Kauf nehmen, bis sie in einem der Busse des Schienenersatzverkehrs Platz fanden. Besonders in sozialen Medien hagelte es Kritik am mangelnden Krisenmanagement der ÖBB. „Es gab nicht einmal Wasser“, ließ ein Betroffener Frust ab.

Ein Güterzug mit 16 Wagen hatte gegen 9.30 Uhr die Strecke über den Semmering blockiert, nachdem einer der 16 Waggone aus den Schienen gesprungen war. Der voll besetzte Intercity 533 von Wien nach Lienz, der dahinter fuhr, musste wegen dem Hindernis auf der Strecke zurück in den Bahnhof Gloggnitz geschleppt werden.

Kommentare