Wiener AKH: Planbare Operationen müssen "teilweise" verschoben werden
Ungeachtet der immer knapper werdenden Spitalskapazitäten in Wien - mit 233 Patienten in intensivmedizinischer Betreuung wurde der bisherige Höchststand an schweren Covid-19-Fällen verzeichnet - haben das AKH Wien und der Wiener Gesundheitsverbund am Dienstagabend versichert, Tumor-Operationen würden weiterhin "mit höchster Priorität behandelt". Durch die enger werdenden Intensivbettenkapazitäten wären jedoch "Verschiebungen von planbaren Operationen teilweise notwendig".
"Die jeweils behandelnde Klinik entscheidet über das zeitlich vertretbare Ausmaß der Verschiebung. Akute und lebenswichtige Operationen werden selbstverständlich weiterhin durchgeführt", hieß es seitens des Wiener Gesundheitsverbunds in einer der APA übermittelten Stellungnahme.
"Akut erkrankte Menschen müssen versorgt werden"
Zuvor hatte eine Journalistin via Twitter öffentlich gemacht, eine lebenswichtige Tumor-Operation ihrer Mutter im AKH habe nicht stattfinden können, weil keine Intensivbetten frei waren. Bezogen auf diesen Fall hieß es seitens des Gesundheitsverbunds: "Wir sind sehr gerne bereit, die Kriterien für die Verschiebung zu prüfen, sobald uns die Patientendaten bekannt gegeben werden." Der Leiter der Intensivstationen am Wiener AKH, Thomas Staudinger, hatte schon Ende März die Verschiebung komplexer operativer Eingriffe bestätigt, die eigentlich möglichst rasch operiert werden müssten.
Bei der Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz sind im aktuellen Lockdown noch keine Beschwerden wegen abgesagter OP-Termine eingegangen. "Akut erkrankte Menschen müssen versorgt werden", bekräftigte Pilz im Gespräch mit der APA. Man müsse "jetzt ganz klar planen". Operationen hätten jedenfalls stattzufinden, falls eine Verschiebung gesundheits- oder lebensbedrohliche Situationen befürchten lasse. "Wem durch die Behandlungsverzögerung oder den Abbruch schwerwiegende Nachteile entstehen, der soll sich an mich wenden", sagte Pilz.
In der aktuellen Situation gehe es nicht um Schuldzuweisungen, vielmehr müsse noch zielgerichteter entschieden werden. Bei der Triage, "der wir jetzt entgegen gehen", soll "am besten in Ethikboards in Krankenhäusern entschieden werden, wer jetzt drankommt und was verschoben werden kann", forderte die Patientenanwältin.
Impfstrategie "nicht zufriedenstellend"
Pilz verlangte außerdem die Durchimpfung von Hochrisikogruppen. Damit könne auch verhindert werden, "dass man die Intensivstationen füllt". "Ich bekomme jeden Tag zahllose Mails von Menschen, die nicht in die derzeitige Impf-Altersgruppe fallen, aber große Ängste haben", berichtete die Patientenanwältin.
"Die Strategie der Impfung ist für mich nicht zufriedenstellend", konstatierte sie. Akut gefährdete Menschen, Patienten, die auf eine Herz-Operation warten, schwer COPD- sowie MS-Kranke oder jene, die auf eine Chemotherapie warten oder eine benötigen, müssen sofort geimpft werden, forderte Pilz.
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