Wie Mentoren in einem Kindergarten in Simmering helfen

Sara Elsayed (li.) leitet zwei Kindergärten, Nadja Sattmann organisiert das Mentoring-Projekt.
Der Zeitpunkt und die ersten Standorte wurden sehr klug gewählt. Jetzt, da man in der Politik viel über die möglichst frühe Förderung der Kinder debattiert, schafft die NGO „younus“ mit den Wiener Kinderfreunden Fakten: In zwei Kindergärten im elften Bezirk sollen die Kinder und deren Eltern bei Bedarf im „1:1-Mentoring“ betreut werden.
„Sein Sie doch dabei und ermöglichen Sie mit Ihrem Engagement Veränderung“, bewirbt „younus“-Geschäftsführerin Birgit Radl-Wanko diese in Wien bisher einzigartige Initiative. Radl-Wanko kann bereits auf einen bewährten Pool an erfahrenen Mentoren und Mentorinnen zurückgreifen. „Doch wir würden gerne weitere Ehrenamtliche dazugewinnen, womöglich auch aus der Nachbarschaft.“
Alexandra Fischer freut sich als Geschäftsführerin der Wiener Kinderfreunde jedenfalls über die neue Kooperation: „In erster Linie bekommen die Kinder dadurch mehr Zeit und Aufmerksamkeit.“
Was Hänschen lernt ...
In der Tat erlaubt das „1:1-Mentoring“ Unterstützung, die auf die Bedürfnisse der Kinder und Eltern abzielt und die in einer größeren Kindergartengruppe kaum geboten werden kann. Ein halbes Jahr oder auch ein ganzes Jahr lang kommen die gut geschulten Freiwilligen von „younus“ zu den Familien, zumeist ein Mal pro Woche für zwei Stunden.
„Ihre Aufgabe ist es, den Kindern ihre Stärken aufzuzeigen und ihnen das Gefühl zu geben, an sie zu glauben“, betont Projektleiterin Nadja Sattmann. „Das stärkt die Kinder und auch die Eltern.“
Dabei würde sich zeigen, dass in der frühkindlichen Entwicklung der Kinder die größten Erfolge möglich sind. Motto: Was Hänschen oder die kleine Nesrin lernt, gehört ihnen. Ein Leben lang. Und weil sie im Kindergarten nichts versäumen, muss das Bildungssystem später nicht kostspielig versuchen, frühe Defizite zu kaschieren.
„1:1 Mentoring“: „younus“ bringt seit 2012 Kinder und Eltern mit ehrenamtlichen Mentoren zusammen.
Mentor:in gesucht: Info-Abend auch für KURIER-Leserschaft:
Mittwoch, 9. April, ab 17.30 Uhr im „younus“-Büro: 1030 Wien, Hintere Zollamtsstraße 17, 2. Stock. Teilnahme gratis, Anmeldung erforderlich: nadja. sattmann@younus.at
85 Stunden verbringen die Ehrenamtlichen beim Family-Mentoring mit einem Kind
... hilft auch anderen
Vom Mehr an Zeit und an Aufmerksamkeit profitieren in erster Linie die Kinder, aber auch deren Eltern. Im persönlichen Gespräch mit den Bezugspersonen dürfen sie alles fragen. Außerdem werden sie durch den Blick von außen auf Möglichkeiten hingewiesen, die sie in ihrem Alltag so vielleicht noch nicht erkannt haben.
Letztendlich profitiert von diesem Zusatzangebot auch das pädagogische Team von Sara Elsayed, die die beiden Kinderfreunde-Kindergärten leitet. „Manchmal“, erzählt sie aus ihrem Alltag, „stellen Eltern zwischen Tür und Angel Fragen, die wir in der Geschwindigkeit nicht so leicht beantworten können.“
Alle Fragen werden in Ruhe behandelt
Künftig können all diese Fragen gesammelt und dann in Ruhe behandelt werden. Diese neue Arbeitsteilung ist sinnvoll: Im Kindergarten lernen die Kinder gut, sich in der Gruppe zurechtzufinden. Und beim Mentoring können ihre Ressourcen besser erkannt und in weiterer Folge auch gefördert werden.
Finanziert wird das Pilotprojekt von einer privaten Stiftung. Das ist notwendig, denn immerhin kosten die Suche, die Ausbildung, das Zusammenstellen der Tandems, die Betreuung und Supervision der Mentoren Geld.
Es wäre aber nicht Birgit Radl-Wanko, würde sie nicht längst über eine Ausrollung des Family-Mentorings laut nachdenken. Dass sie dafür auch die Unterstützung der öffentlichen Hand benötigen wird, ist kein Geheimnis.
Doch eines nach dem anderen: Vorerst sucht sie noch neue Ehrenamtliche für den Elften. Sein Sie doch dabei!
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