Wie in Linz ohne "Möchtegern-Rambos" für Ordnung gesorgt wird

Wie in Linz ohne "Möchtegern-Rambos" für Ordnung gesorgt wird
Alkoholverbot, Bettelei, Parkfehler oder Hunde ohne Leine: Die Ordnungsorgane der Stadt Linz haben viel zu tun. Ein Rundgang.

Es gibt keine Routine. Wenn Daniela und Martina unterwegs sind, kann alles passieren. Die Frauen sind erfahrene Mitarbeiterinnen des Linzer Ordnungsdienstes, beide sind seit mehr als 10 Jahren in Uniform auf Tour, alle Sinne geschärft und auf das Geschehen rundum gerichtet.

Im Linzer Volksgarten herrscht striktes Alkoholverbot. Beim Rundgang bemerken die Frauen in einer Gruppe jemanden, der eine Bierdose in der Hand hält. Zügig marschieren sie in Richtung Zielperson. Die bemerkt die Ordnungsorgane und macht sich schnell aus dem Staub. 

Nicht allen aus der Gruppe passt, was hier passiert. Eine Frau stänkert von der Parkbank aus, andere mischen sich ebenfalls ein. Zufällig ist die Polizei in der Nähe und übernimmt.

Wie in Linz ohne "Möchtegern-Rambos" für Ordnung gesorgt wird

Ordnungsdienst im Einsatz

Faustschlag auf die Brust

„Wir arbeiten eng mit der Polizei zusammen. Es kommt immer wieder vor, dass wir sie in unguten Situationen anrufen“, erzählt Martina (die Nachnamen der Ordnungsorgane bleiben aus Sicherheitsgründen geheim, Anm.). Gehört und erlebt haben die Frauen schon vieles: „Ich wurde mit dem Umbringen bedroht, als ’unchristlicher Scheißhaufen’ und noch viel Schlimmeres bezeichnet“, sagt Martina. 

Daniela bekam während einer Aktion einen Faustschlag auf die Brust. Weil Ordnungsorgane im Dienst wie Beamte gehandhabt werden, war das sofort schwere Körperverletzung. „Dafür ging der ’Copkiller’ – diesen Schriftzug hatte er im Gesicht tätowiert – ins Gefängnis.“

Angst haben die Frauen trotzdem nicht. Sie haben viel Erfahrung und eine entsprechende Ausbildung, wie sie sich in Extremsituationen verhalten können und müssen. Oberste Prämisse ist immer: deeskalieren.

„Wir brauchen keine Möchtegern-Rambos im Team. Wir treten selbstsicher und stark, aber respektvoll auf“, sagt Martina. Daniela ergänzt: „Mensch ist für uns immer Mensch. Auch wenn wir es oft mit einem Klientel zu tun haben, mit dem wir privat nicht in Berührung kommen. Wir machen keinen Unterschied zwischen dem Doktor im Nobelviertel oder dem Bettler auf der Landstraße.“

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Unterwegs auf der Landstraße

Wo gibt es Kuchen?

Großteils sind die Amtshandlungen negativ konnotiert. Der Hofrat am Linzer Pöstlingberg wird darauf aufmerksam gemacht, seine Hecke zurückzustutzen, weil sie auf öffentlichen Grund überragt und die Sicht einschränkt. 

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Falschparker werden gestraft oder abgeschleppt

Das Auto des Falschparkers wird abgeschleppt und der Bettler wird – je nach Bettelverbotszone – entweder angezeigt oder zum Gehen aufgefordert. Wobei: Die Ordnungsorgane sind auch Ansprechpersonen für Fragen aller Art: Wo ist die Mozartstraße? Wo kann man in Linz gutbürgerlich essen? Wo ist der Dom und wo gibt es den besten Kuchen? 

„Eigentlich gibt es nichts, wofür wir nicht zuständig sind“, lacht Daniela. Die Reaktionen aus der Bevölkerung sind meist positiv. „Wir hören sehr oft: Danke, dass es euch gibt! Manchmal beschimpft uns einer als ’teuerste Spaziergänger der Stadt’, aber das überhören wir“, ergänzt Martina.

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Im Einsatz

Egal, ob Hitze oder Schnee – die Uniform, der Saison angepasst, samt Kopfbedeckung ist Pflicht. Der Dienstplan gibt vor: Sechs Tage Dienst zu je 9,5 Stunden, dann drei Tage frei. Pro Schicht verbringen die Ordnungsorgane mindestens sieben Stunden im Freien und legen dabei locker 10 bis 15 Kilometer zurück. Das ist körperlich fordernd und vor allem für alle, die neu dazukommen, anfangs belastend.

Aggression steigt

Alle Erlebnisse können im Team aufgearbeitet werden, „manchmal muss man Dampf ablassen, weil so viel passiert ist“, sagt die 53-jährige Martina. Gerade in den vergangenen Wochen seien viele Amtshandlungen eskaliert: „Die Menschen werden aggressiver.“ Als Ausgleich geht die eine ins Fitnessstudio, die andere ist mit ihrer Familie beschäftigt oder auf dem Motorrad unterwegs. Was sie motiviert: „Wir sind aus Linz nicht mehr wegzudenken.“

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