Als sie vor mehr als drei Jahren Chefin des Hauses wurde, war die Sanierung bereits ein überfälliges Thema. Nun ist es so weit. Die Baustelle ist sowohl von außen als auch von innen zu sehen. In einem ersten Schritt werden die Zutrittskontrollen neu gestaltet. „Man kann sich das so vorstellen wie auf einem Flughafen“, sagt Schipper. Die Schleusen seien wichtig – auch in Hinblick auf die Bauarbeiten. Denn die Sicherheit muss gewährleistet werden.
Überprüfung der Arbeiter
Das beginnt schon bei der Auswahl der Bauarbeiter. Wie auch Justizwache-Beamte wurden sie gescreent. „Kontakte zu Insassen müssen vermieden werden“, sagt Schipper. Spätestens, wenn die Arbeiten im Innenbereich starten, wird das eine Herausforderung. Im kommenden Sommer soll mit der Renovierung der desolaten Hafträume begonnen werden.
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In der Vergangenheit erntete man wegen der Haftbedingungen sehr viel Kritik. Bis zu zehn Personen müssen sich eine Zelle teilen. Das soll nach den Bauarbeiten Geschichte sein. Geplant sind „freundlichere“ Hafträume mit eigenen Sanitärzellen für zwei bis vier Personen.
1.050 Personen sind aktuell in der Josefstadt untergebracht. „Es gibt kaum ein Spital, eine Kaserne oder ein Hotel in dieser Größe. Und wir haben 365 Jahre pro Jahr 24-Stunden-Dauerbetrieb.“ Die Arbeiten werden von Abteilung zu Abteilung durchgeführt. Die Insassen – je 150 pro Abteilung – müssen dann zum Teil in andere Justizanstalten verlegt werden. „Wir sind schon in der Vorplanung, welche Insassen-Population wir absiedeln“, sagt Schipper. Details kann man aus Sicherheitsgründen keine nennen. „Wir sind nicht das erste Strafhaus, das umgebaut wird. Aber dort gibt es andere Ausweichmöglichkeiten. Wir liegen zentral in der Stadt.“
Belastung für Häftlinge
Fest steht, dass die Sanierung auch die Häftlinge belasten wird. Zwar wird versucht, mit Schallschutz die Lärmbelastung zu reduzieren. Fix ist allerdings, dass es etwa zu Hofsperren kommen wird. Die Arbeiten sollen – Stand jetzt – im Jahr 2032 abgeschlossen sein. An den Belagszahlen soll sich nichts ändern.
Die waren in der Vergangenheit immer wieder überschritten worden. Das wird sich vermutlich auch künftig nicht ändern. „Die Polizei wird immer wieder Leute bringen – und wir können nicht sagen, dass wir sie nicht nehmen“, beschreibt Schipper. „In der Josefstadt kann es sein, dass an einem Wochenende 50 Personen eingeliefert werden, wenn es Großaktionen der Polizei gibt. Andere Anstalten haben das nicht in zwei, drei Monaten. Diese Zahlen sind wenigen bewusst.“
Entwischt
Zuletzt geriet die Justizanstalt Josefstadt aber wegen eines anderen Themas in die Schlagzeilen: Ein 28-jähriger Häftling war bei einem Krankenhaus-Besuch getürmt. Es war der vierte Zwischenfall in Österreich innerhalb weniger Wochen. „Toitoitoi“, klopfte Schipper beim KURIER-Interview, das einen Tag zuvor geführt wurde, noch auf Holz. „Wir haben Tausende Ausführungen pro Jahr. Und wie in allen Bereichen kann Betriebsblindheit eintreten.“
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