Wehrpflicht: "Wir brauchen wieder verpflichtende Milizübungen"
Zusammenfassung
- Diskussionsforum zur Wehrpflicht fordert Wiedereinführung verpflichtender Milizübungen und längeren Präsenzdienst.
- Vertreter des Bundesheeres betonen angesichts internationaler Bedrohungen die Notwendigkeit militärischer Vorbereitung, während Friedensinitiativen auf soziale Sicherheit verweisen.
- Umfrage zeigt geringe Bereitschaft zur Verteidigung mit Waffen, wobei junge Teilnehmer einen attraktiveren und längeren Wehrdienst fordern.
Die Entscheidung der Kommission steht zwar noch aus, dennoch wird erwartet, dass der Präsenzdienst im Rahmen der Wehrpflicht angehoben wird.
Derzeit stehen sechs Monate zur Verfügung, um junge Rekruten auszubilden. In Zukunft könnten noch ein bis zwei Monate dazukommen. Das alles in Kombination mit Milizübungen. Oder wie es Peter Fender, Präsident der Offiziersgesellschaft NÖ, formuliert: „Wir brauchen primär etwas, das im Jahr 2005 abgeschafft wurde. Wir brauchen wieder verpflichtende Milizübungen.“
Dieser Satz war am Donnerstag im Wachauerhof in Melk gefallen. Da hatte der ORF NÖ in Kooperation mit dem KURIER das Diskussionsforum „Ein Ort am Wort“ zur Wehrpflicht veranstaltet. Unter den Diskutanten auch Michael Bauer, Pressesprecher des Bundesheeres. Er gab sich die meiste Zeit zurückhaltend, um nur ja nicht zu martialisch zu klingen. Stellte aber schon fest: „In Europa hat man nun einen Nachbarn, der nicht in Frieden mit uns leben möchte und der auch bereit ist, erstmals seit Ende des Zweiten Weltkrieges Grenzen mit Gewalt zu verschieben.“ Dafür müsse man gerüstet sein.
Vertreter von Friedensinitiativen sahen das naturgemäß anders. Es gehe nicht nur um die militärische, sondern auch um die soziale Sicherheit, so Sophie Stanger vom Austrian Centre for Peace: „Unsere Sicherheit ist nicht nur das, was wir mit Waffen verteidigen müssen, sondern eigentlich etwas viel Breiteres.“ Die Demokratie werde auch durch die gesellschaftliche Spaltung von innen geschwächt. Wobei Michael Bauer sich am Ende der Diskussion, der etliche Berufsschüler beiwohnten, einen Seitenhieb nicht verkneifen konnte. Die Ukraine habe sich auch nicht durch einen Sesselkreis gegen den Angriff Russlands verteidigen können.
Umfrage des KURIER
Der KURIER hat im November im Rahmen einer großen Regionalumfrage mit über 22.000 Teilnehmern auch abgefragt, wie groß die Bereitschaft ist, die Heimat mit der Waffe zu verteidigen. Da waren es nur 29 Prozent der Befragten, die mit Ja geantwortet haben. Wobei in den Bundesländern Burgenland, NÖ, Steiermark und Kärnten der Prozentsatz höher ist als in Wien.
Einige Berufsschüler sprachen sich in der Diskussion für einen längeren Wehrdienst aus. Allerdings sollte dieser attraktiver gestaltet werden. Das forderte auch Sebastian Stark von der Bundesjugendvertretung.
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