Wegen neuer Gefahren: Schutz vor Katastrophen wird ausgebaut
Im Herbst 2024 legen tagelange Regenfälle, eine Folge des Klimawandels, weite Teile Niederösterreichs lahm. Straßen waren überflutet, monatelang konnte die neue Westbahnstrecke nach schweren Schäden an den Tunneln nicht benutzt werden.
Die Kosten für die Reparaturen betrugen rund 100 Millionen Euro, zusätzlich mussten die ÖBB rund 40 Millionen Euro Umsatzeinbußen hinnehmen.
Wasser bringt Unheil
Die Bundeshauptstadt Wien schrammte nur knapp an einer Katastrophe vorbei. Das erste 1.000-jährliche Hochwasser konnte gerade noch vom bestehenden Hochwasserschutz bewältigt werden – aber nur, weil der Wienfluss nicht, wie eigentlich vorgesehen, nur für ein 100-jährliches Ereignis, sondern eben für das 1.000-jährliche gerüstet ist.
Dennoch war in Wien Handlungsbedarf gegeben. Schließlich kommen bislang als 100-jährliches Hochwasser klassifizierte Regenereignisse mittlerweile alle zehn bis 20 Jahre vor. Deshalb hat die Stadt Wien nun den bestehenden Hochwasserschutz ausgebaut.
Schutz vor 5.000-jährlichem Hochwasser
„Die Grundregel ist, dass, wenn es ein Hochwasser gegeben hat, das den Schutz ans Limit gebracht hat, muss der Hochwasserschutz sofort ausgebaut werden“, sagt die für Hochwasserschutz zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ).
Die Stadt rüstet deshalb nach und will künftig für ein 5.000-jährliches Hochwasser, also ein Hochwasser, das statistisch gesehen nur alle 5.000 Jahre vorkommt, vorbereitet sein.
Neues Rückhaltebecken in Auhof
Erreicht werden soll der stärkere Schutz, indem die Wehrmauern der Rückhaltebecken in Auhof nach oben ausgebaut werden.
Diese Becken in Auhof wurden als Teil der Wienfluss-Regulierung zwischen dem 13. und dem 14. Bezirk errichtet. Sie schützen die Stadt vor Hochwasser, indem sie große Wassermengen so lange zurückhalten, bis der Pegel des Wienflusses wieder sinkt und das gespeicherte Wasser gefahrlos wieder abgeleitet werden kann. Insgesamt 1,2 Millionen Kubikmeter Wasser fassen die sechs Becken.
Die Kosten für das Projekt – also nur die Aufstockung der Wehrmauern – belaufen sich auf 30 Millionen Euro. In den Hochwasserschutz insgesamt investiert die Stadt aber 70 Millionen Euro. Dazu gehört zum Beispiel, dass die Hochwassermauer vom Donaukanal Richtung U4 verstärkt wird, um einem Rückstau vorzubeugen.
Reale Gefahren
Zuvor schon hatte die Corona-Pandemie spuren im Sicherheitsgefühl der Österreicherinnen und Österreicher hinterlassen, ebenso der März 2022, als kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine Flammen aus dem ukrainischen Atomkraftwerk in Saporischschja, dem größten seiner Art in Europa, schlugen. Erinnerungen an Tschernobyl wurden wach, als sich im Jahr 1986 eine radioaktive Wolke über das ganze Land legte.
Generell ortet der Zivilschutzverband nicht zuletzt ob dieser realen Bedrohungsszenarien ein höheres Bewusstsein in der Bevölkerung. Gerade der Atomunfall in Tschernobyl habe sich ausgewirkt, erläutert Josef Farda, Bundesgeschäftsführer des Zivilschutzverbandes: „Behörden, Krisenstäbe und Bevölkerung sind gut vorbereitet.“
Das zeigt auch eine Umfrage des Zivilschutzverbandes aus dem Jahr 2023. Demnach seien weite Teile der Bevölkerung auf Versorgungsengpässe vorbereitet und für Infrastrukturausfälle gerüstet. Die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Energiekrise haben laut Farda dazu beigetragen, das Bewusstsein und den Vorsorgegedanken zu schärfen.
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