Was Salzburg mit den ganzen Touristen machen will

Vor allem in der Festspielzeit ist Salzburg  – hier die Getreidegasse –  voll mit Touristen 
Tourismusgesellschaft und Stadt arbeiten an einer Vision 2040. Wie Touristenströme im Zusammenwirken mit den Stadt- und Umlandbewohnern in Einklang zu bringen sein können

„Wow, was für eine Stadt.“ Das hat sich Peter Kowalsky gedacht, als er das erste Mal nach Salzburg gekommen ist. Kowalsky ist aus Hamburg, in Salzburg ist er nie ausgestiegen, bis er mit seiner Gruppe Project M von der Stadt und der Tourismusgesellschaft als Berater den Auftrag erhalten hat, gemeinsam mit allen Betroffenen die Vision Salzburg 2040 zu entwickeln.

Deshalb der erste Besuch in Salzburg, deshalb dieses „Wow“, das er mit vielen Besuchern der Stadt teilt. „Das Ensemble, die Bilder, die Eindrücke: hier ist es überall schön“, habe er sich gedacht: „Das Festhalten an dieser Schönheit ist wichtig.“ 

Aber in Salzburg gäbe es viel mehr Dinge, die erst auf den zweiten, dritten Blick sichtbar werden. Und das ist ein Teil der Vision 2040: „Diesen Bereichen eine Bühne und einen Raum geben.“

Was Salzburg mit den ganzen Touristen machen will

Salzburg, die Stadt mit dem „Wow-Effekt“, selbst für den Tourismusberater aus Hamburg 

Den laufenden Strategieprozess hat die Tourismusgesellschaft Salzburg in die Wege geleitet. Mehr als 2.000 Menschen aus Salzburg waren schon eingebunden, es gab Befragungen, Workshops und zahlreiche Analysen. Über 200 Vorschlägen zum Tourismus wurden zu 150 Maßnahmen verdichtet. 

Einbindung der Stadteinwohner

55 davon gelten für den Tourismus-Berater als zentral, die zum Großteil mit hoher Priorität versehen wurden. Ein Großteil davon wurde diese Woche der Bevölkerung in einem weiteren Zwischenschritt präsentiert und von dieser gereiht. 

Auf Platz 1 landete dabei die Entwicklung von Erlebnisraumkonzepten für die Altstadt, Salzburg Nord und Süd sowie die Stadtdörfer. Konkret geht es darum, die lokalen Stadtbereiche und Netzwerke zu stärken. Was Kowalsky in die Karten spielt. 

Was Salzburg mit den ganzen Touristen machen will

Tourismusberater Peter Kowalsky

Denn für ihn bedeutet Qualitätstourismus, dass die regionale Wirtschaft, die Kaufkraft und das Kultur- und Freizeitangebot gestärkt werden und gleichzeitig die Lebensqualität der Menschen, die in der Stadt leben, steigt: 

„Tourismus ist der Motor für die Stadt und das Stadtumland.“ Deshalb mache es Sinn, mit dem Qualitätstourismus in die Breite zu gehen.

Für alle Nutzer

Er verwendet dafür gerne den Begriff „Visitor“, der alle Nutzer der Stadt anspricht, nicht nur die Touristen. Die unterschiedlichen Bedürfnisse müssten deshalb ausbalanciert, Plätze dürften nicht überladen werden.

Was Salzburg mit den ganzen Touristen machen will

Der Garten von Schloss Mirabell lädt zum Flanieren und Verweilen ein  

Ein Ansatzpunkt: Die Lebensräume in Salzburg für eine jüngere Zielgruppe ausrichten, mehr auf Nachhaltigkeit und ökologische Räume setzen. Vor allem in den Bereichen, die vom Zentrum weggehen: „Die Qualität der Marke Salzburg bricht vom Zentrum weg ab.“

Ambivalent ist das Verhältnis der Salzburgerinnen und Salzburger zum Tourismus. 85 Prozent sagen: „Ja, der Tourismus hat eine große Bedeutung und stellt ein Aushängeschild für Salzburg dar.“ Aber: Über rund 40 Prozent nehmen die Auswirkungen des Tourismus auf den Wohnort oder auf sich persönlich als eher bis überwiegend negativ war.

Der Verkehr

Daraus erklärt sich auch, dass 70 Prozent sagen, es brauche eine durchdachtere Besucher- und Verkehrslenkung. Für Kowalsky geht es da in erster Linie um eine Entzerrung von Besucherströmen. Denn „zu viele Besucherinnen und Besucher hat Salzburg nicht“, ist er überzeugt, vielmehr brauche es frühzeitig Auslastungssteuerungen. 

Wobei er betont: Eintritt zu verlangen, wie Venedig, sei keine gute Idee.

Was Salzburg mit den ganzen Touristen machen will

Die Unterführung am Weg vom Bahnhof in die Salzburger Altstadt wurde freundlicher gestaltet  

Was nicht kommen wird: Die im Zuge der Vision 2040 wieder aufgetauchte Forderung nach einer städtischen Seilbahn zur Lösung von Verkehrsproblemen. SPÖ-Bürgermeister Bernhard Auinger: „Das wird in Städten Thema, aber zurzeit ist es nicht zielführend, in Salzburg an diesem Luftschloss zu bauen.“

Positionierung

Woran jedenfalls „gebaut“ werden soll: Dass Salzburg laut der Vision 2040 als eine der 10 besten Kulturdestinationen Europas positioniert werden soll, ohne den Blick nach innen und auf eine moderne Weiterentwicklung zu verlieren.

So ist etwa Grünen-Gemeinderat Markus Grüner-Musil schon jetzt angetan: „So viele soziale, ökologische und junge, moderne Themen haben sich noch nie in einer Salzburger Tourismusvision gefunden.“

Dazu zählt auch die Einführung einer „Salzburg Local Card“, die den Stadt- und Umlandbewohnern günstigere Zugänge zum Kulturangebot ermöglicht, ebenso wie die Entwicklung neuer Gemeinschaftsorte in den Stadtteilen, wo sich Touristen und Bewohner auf verschiedenen Ebenen begegnen.

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