Wanderer setzen Notrufe ab: Die Angst vorm bösen „Wolf“
Immer wieder setzen Wanderer Notrufe ab, weil sie sich von Wildtieren bedroht fühlen. Erst am Montag schlug ein Mann in Kärnten aus Angst vor einem mutmaßlichen Wolf Alarm. Kein Einzelfall.
Es war ein ungewöhnlicher Einsatz, zu dem die Bergrettung am Montag gerufen wurde: Ein 19-Jähriger aus Villach wanderte allein auf die Gratschenitzen in der Marktgemeinde St. Jakob im Rosental.
Um kurz vor 19 Uhr glaubte der junge Mann, einen Wolf zu hören. Aus Angst alarmierte er die Bergrettung, die ihn kurz darauf auch ausfindig machte.
Die Tierlaute, die der 19-Jährige gehört hatte, dürften aber nicht die eines Wolfes gewesen sein. Vielmehr dürfte es sich um (Gold–) Schakale gehandelt haben. Laut Bezirksjägermeister, der sich bei der Polizei gemeldet hatte, sei bekannt, dass die Tiere – sie sind kaum größer als Füchse – in der Gegend vermehrt auftreten.
Dass echte oder vermeintliche Bedrohungen durch Wildtiere gemeldet werden, ist keine Ausnahme.
"Thema ist präsent“
Das bestätigt auch Roland Rauter von der Bergrettung Villach, der den Einsatz St. Jakob im Rosental leitete. „Ich glaube schon, dass bei manchen Leuten die Angst vor Wildtieren größer wird, das Thema ist jedenfalls präsent. Man hört ja oft von gerissenen Schafen oder sieht Bilder von Wildtierkameras“, sagt Rauter.
Auch der tödliche Angriff eines Bären in Südtirol auf einen Jogger habe wohl nach lange in den Köpfen der Menschen nachgewirkt. „Wir haben schon hin und wieder Anrufe von Personen, die sich vor Wildtieren fürchten“, schildert der erfahrene Einsatzleiter.
Es spiele für die Betroffenen in der Situation auch keine Rolle, von welchem Tier sie sich bedroht fühlen. „Wenn es dunkel ist, man Geräusche hört und dadurch Angst bekommt, ist es für den Betroffenen egal, ob das ein Wolf oder ein Schakal ist“, sagt Rauter. Es gehe dann einfach darum, Hilfe zu holen.
„Da muss sich auch niemand rechtfertigen. Das hab’ ich dem 19-Jährigen auch gesagt“, so Rauter. Wenn die Bergrettung aus Angst vor Wildtieren alarmiert wird, dann sei oft der Wolf Thema.
Zuletzt alarmierten zwei Frauen im Mai die Polizei, weil sie sich von einem Tier – möglicherweise einem Wolf – bedroht gefühlt hatten. Die zwei Wanderinnen waren am Mirnock im Unteren Drautal in Kärnten auf rund 2.000 Meter Seehöhe unterwegs gewesen.
Die Frauen bekamen gegen 22 Uhr offenbar den Eindruck, dass sie längere Zeit von dem Tier beobachtet wurden und riefen die Einsatzkräfte. Sie meldeten, dass sie sich gefährdet fühlen. Der Polizeihubschrauber brachte die beiden in Sicherheit. Ob es sich wirklich um einen Wolf gehandelt hat, ließ sich nicht mehr klären.
Flucht vor „Bär“ auf Baum
Zu einer Verwechslung kam es vor einem Monat auch bei Mallnitz: Todesängste dürfte ein Bergsteiger ausgestanden haben, der sich von einem Braunbären verfolgt fühlte.
Der Mann hatte sich aus Furcht vor einem brüllenden Raubtier nahe dem Tauernbach Wasserfall im Bezirk Spital an der Drau auf einen Baum geflüchtet. Um zwei Uhr in der Früh versuchte er, die Bergrettung zu alarmieren. Um 3.23 Uhr war es dann so weit – Mitglieder der Bergrettung Mallnitz wurden zum Einsatzort gerufen.
Die Bergretter konnten den Irrtum rasch aufklären: Nicht ein lärmender Braunbär, sondern ein brunftiger Hirsch sorgte für die bedrohliche Klangkulisse. Der unverletzte Wandersmann schenkte den Bergprofis damals jedenfalls Glauben und setzte seinen Abstieg schließlich alleine ins Tal hinunter fort.
Bei der Polizei zeigt man sich auf KURIER-Anfrage unaufgeregt, was die Sorge vor Wildtieren betrifft. „Es gab bisher zwei Fälle in Kärnten. Ich würde das nicht überbewerten“, hieß es von Rainer Dionisio, dem Leiter Pressestelle der LPD Kärnten.
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