Virologe: Zahlen werden weiter steigen
In Österreich türmt sich die vierte Welle auf. Das Infektionsrisiko steigt - das hat die Ampelkommission erst gestern, Donnerstag, bestätigt. Seit Wochen beobachtet man auch bei den Neuinfektionen einen eindeutigen Trend - und der zeigt nach oben. Seit Mitte Juli entwickelt sich das Infektionsgeschehen ungünstig - mitschuld daran: sinkende Impfbereitschaft.
Auch das Covid-Prognose-Konsortium geht von steigenden Zahlen aus - 1.400 Neuinfektionen sollen es Mitte nächster Woche sein. Zur Orientierung: Von gestern auf heute wurden 1.258 neue Fälle binnen 24 Stunden vermeldet. Weitere Prognose: Die Zahl der Patienten auf den Intensivstationen wird sich in den nächsten zwei Wochen verdoppeln.
Auch für den Virologen Andreas Bergthaler ist in der aktuellen Situation klar, dass die Infektionszahlen "weiter steigen werden", wie er heute, Freitag, sagte. Der bisher hilfreiche saisonale Effekt werde abebben. Die große Frage sei, wann der nun "kontinuierliche Trend" seinen Höhepunkt erreicht: "Das ist schwieriger vorherzusehen." Die Schlüsselrolle werden für Bergthaler Informationen für Impfskeptiker einnehmen. Er sei aber "nicht für eine Impfpflicht. Das führt zu mehr Widerstand."
Gesundheitssystem könnte an seine Grenzen stoßen
Auch bei den Hospitalisierungen müsse man davon ausgehen, dass zwar durch die Impfungen weniger Leute tatsächlich im Krankenhaus landen, mit den insgesamt steigenden Zahlen könne aber trotzdem "das Gesundheitssystem an seine Grenzen stoßen".
Österreich werde leider auch "keine 90-prozentige Durchimpfung" schaffen, so der Wissenschaftler vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Die Impfung sei "zentral und wichtig", werde die Pandemie aber sicher nicht alleine entschärfen.
Der Forscher argumentierte bei einem Besuch in der in die österreichweiten Abwasseranalysen zum Monitoring des Covid-19-Infektionsgeschehens eingebundenen Kläranlage Klosterneuburg (NÖ) dafür, mit Aufklärung an jene Personen heranzutreten, die die Impfung bisher verweigern. Außerdem müsse man die Menschen wieder dazu motivieren, sich an bekannte Vorsichtsmaßnahmen, wie Maskentragen oder Abstandhalten zu halten.
Es gehe hier darum, das zum "Common Sense" gewordene Wissen zu nützen, das sich in den vergangenen eineinhalb Jahren etabliert hat: "Wir sollten wissen, wenn wir in einen Innenraum gehen, wo andere Leute sind und wenn das Infektionsgeschehen hoch ist, dann tragen wir eine Maske - das kostet uns nicht viel."
"Impfungen eine der größten Errungenschaften"
Einen Appell, "sich doch impfen zu lassen", richtete der ebenfalls federführend in die Abwasseranalysen eingebundene Forscher Heribert Insam, Leiter der Arbeitsgruppe Mikrobielles Ressourcenmanagement der Universität Innsbruck. "Impfungen sind eine der größten Errungenschaften unserer Wissenschaft", betonte der Mikrobiologe. Die kursierenden Begründungen gegen eine Covid-19-Impfung sind für den Experten "zu wenig". Nur die Impfung helfe "uns wirklich aus der Pandemie heraus".
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