Verdacht auf britische Virus-Mutation in 17 Fällen in Tirol

Verdacht auf britische Virus-Mutation in 17 Fällen in Tirol
Bei den Betroffenen soll es sich zum Großteil um britische Staatsbürger handeln, die aufgrund einer Skiausbildung in Tirol waren.

Nach den Anfang Jänner bestätigten Fällen der britischen Virus-Mutation am Flughafen Wien, gab es nun Verdachtsfälle in einem Wiener Pflegeheim. Ebenso in der Gemeinde Jochberg (Bezirk Kitzbühel) lag in 17 Fällen ein konkreter Verdacht auf die britische Mutation vor. 

Eine Erstprüfung durch die AGES habe dies ergeben, teilte das Land Tirol am Dienstag in einer Aussendung mit. Mit einem endgültigen Ergebnis sei in einer Woche zu rechnen.

Die Eckpunkte

Ski-Weltcup-Rennen: Laut Land Tirol gibt es nach Rücksprache mit der Gesundheitsbehörde vor Ort „derzeit keine Diskussion darüber, dass die Rennen in Kitzbühel in Frage gestellt werden“.

Einreise: Bei allen Betroffenen handelt es sich um EU-Staatsbürger, die sich zum Teil schon seit Oktober in Tirol aufhalten. Sie halten sich zu beruflichen Zwecken in Tirol im Rahmen einer SkilehrerInnen-Aus- bzw. Weiterbildung auf.

Nach derzeitigem Stand „scheint die Einreise rechtens gewesen zu sein“ und zum jeweiligen Zeitpunkt keinen Covid-Bestimmungen widersprochen zu haben, heißt es vom Land. Alle Betroffenen hätten angegeben „aus beruflichen Gründen“ eingereist zu sein. 

Die letzten Anreisenden sollen am 18. Dezember in Tirol angekommen sein. "Die Anreise erfolgte über den Land- und Luftweg", erklärte Elmar Rizzoli, Leiter des Corona-Einsatzstabes des Landes und verwies darauf, dass kein Skiunterricht stattfand und damit kein Kontakt zu Schülern bestand.

Zum Aufenthalt: Die Betroffenen sollen sich in Mitarbeiterunterkünften aufgehalten haben und „waren laut ihren Angaben unter sich“. Sie befanden sich zum Zwecke einer Skilehrerausbildung in Tirol.

Zum Skifahren: Es ist davon auszugehen, dass die Betroffenen auch Skifahren waren. „Wir haben in Österreich aber ohnehin sehr strenge Regeln beim Skifahren“, heißt es dazu.

Kontakte: Es sollen alle Kontakte in der Zeit des Aufenthalts erhoben werden und geklärt werden, wo sich die Betroffenen wann aufgehalten haben – also über das klassische Contacttracing hinaus, heißt es vom Land.

Test-Appell

Den Bürgern wird dringend empfohlen, einen PCR-Test durchführen zu lassen. "Wir rufen die Jochberger Bevölkerung dringend dazu auf, dem Angebot einer kostenlosen PCR-Testung nachzukommen und zur Sicherheit den Covid-Status abklären zu lassen", appellierte Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg. Dies ordnete auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) an.

Außerdem wurde bei weiteren Personen aus den Bezirken Kufstein und Kitzbühel auffällige PCR-Profile festgestellt, hieß es. Zuvor waren bei PCR-Tests Auffälligkeiten festgestellt worden.

Ab 22. Dezember hatte Österreich ein Landeverbot für Flugzeuge aus Großbritannien verhängt. Die Bezirkshauptmannschaft Kitzbühel veranlasste laut Land schließlich am Samstag die Testung aller Skilehrer in drei Personalunterkünften.

Screeningstraße bereits ab Dienstag 

Auch wenn es sich derzeit noch um einen Anfangsverdacht handle, wolle man dennoch auf Nummer sicher gehen und keine Zeit verlieren. Die ersten leichten Symptome waren beim Großteil der Betroffenen am 3. Jänner verzeichnet worden, berichtete das Land. Es folgten die positiven Antigen-Testergebnisse und schließlich die Auffälligkeiten bei den PCR-Tests.

Die rund 1.500 Einwohner Jochbergs können sich bereits am Dienstag an einer Screeningstraße auf das Virus testen lassen. Am Mittwoch können sie dann im örtlichen Kultursaal einen Abstrich machen lassen.

Bürgermeister nicht besorgt 

Die Sorge des Bürgermeisters von Jochberg, Günter Resch (FPÖ), dass es zu einer großen Ausbreitung im Ort kommt „ist nicht besonders groß“.

Die Betroffenen seien bereits seit 2. Jänner in Quarantäne, die bald auslaufen würde. Ansonsten gibt es in der Gemeinde aktuell nur fünf weitere Fälle. Er hofft dennoch, dass die Beteiligung der Bürger an der Massentestung groß ist.

Laut seinen Informationen waren die Betroffenen zur Ausbildung für die Skilehreranwärterprüfung hier. Die Ausbildungsteilnehmer waren offenbar in drei Skischul-Personalhäusern untergebracht und hätten dann in der Saison als Lehrer zum Einsatz kommen sollen, was aber nie passiert ist. Alle 17 Fälle waren in einem der drei Personalhäuser.

Dornauer: "Hoffe, dass wir kein zweites Ischgl erleben"

„Sollte sich bewahrheiten, dass durch Menschen aus Großbritannien die ersten Fälle der neuartigen Virus-Mutation nach Tirol eingeschleppt wurden, sind die Verantwortlichkeiten für diese erneute gesundheitliche Bedrohung der Tiroler Bevölkerung lückenlos zu klären“, zeigte sich Georg Dornauer, Landesparteivorsitzender und Klubobmann der neuen SPÖ Tirol, empört in einer Aussendung über die neuen Entwicklungen. 

„Für mich ist nicht nachvollziehbar, wieso eine Skilehrer-Aus- und Weiterbildung für Menschen aus Großbritannien ein dringender und unaufschiebbarer beruflicher Grund sein soll, während unser heimischer Handel und der Dienstleistungsbereich inklusive Skischulen geschlossen bleiben“, kritisiert Dornauer. "Ich hoffe sehr, dass wir in Jochberg kein zweites Ischgl erleben."

Kommentare