Bub (5) stirbt bei Murenabgang nahe Graz: "Haben mit bloßen Händen gegraben"

Bub (5) stirbt bei Murenabgang nahe Graz: "Haben mit bloßen Händen gegraben"
Eine Mutter war mit ihren zwei eigenen Kindern und zwei anderen in Wald unterwegs, als die Erdmassen abgingen. Ein 5-Jähriger starb.

Eine Mure hat in St. Marein bei Graz östlich der Landeshauptstadt am späten Mittwochnachmittag ein Todesopfer gefordert. Zwei von vier Kindern aus einer Gruppe sind verschüttet worden.

Ein fünfjähriger Bub konnte nur noch tot geborgen werden. Ein weiteres Kind wurde teils verschüttet, konnte aber rasch gerettet und ins Spital geflogen werden. Die Mutter sowie die anderen Kinder blieben unverletzt.

Mutter war mit Kindern im Wald unterwegs

Durch die Regenfälle der letzten Tage sind die Böden durchnässt und stark aufgeweicht und das dürfte auch der Grund sein, warum sich die Erdmassen gelöst haben, und zwar just in dem Moment, als eine Mutter mit vier Kindern - zwei davon waren ihre eigenen, zwei Kinder waren auf Besuch - auf der Straße unterhalb spazieren war. 

Die Erdmassen erfassten zwei der Kinder, eines wird komplett, eines zum Teil verschüttet. Ein fünfjähriger Bub konnte vor den Augen seiner Mutter nur mehr tot geborgen werden. Das andere Kind wurde mit Verletzungen ins Spital geflogen. Die Mutter und ihre zwei Kinder dürften aus dem Ort stammen.

Die Unglücksstelle befindet sich im Gebiet von Siegensdorfberg südwestlich von St. Marein bei Graz. Gegen 17.00 Uhr sind rund 100 Kubikmeter Erde abgegangen, was laut Feuerwehreinsatzleiter Gottfried Hofer einem Gewicht von ungefähr 200 Tonnen entspricht. 

Bub (5) stirbt bei Murenabgang nahe Graz: "Haben mit bloßen Händen gegraben"

"Mit Schaufeln und bloßen Händen gegraben"

Durch die Erdmassen konnten die Einsatzkräfte nicht mit Fahrzeugen zur Unglücksstelle gelangen. "Wir haben dann versucht, mit Schaufeln und bloßen Händen dieses Kind, das dann leider verstorben ist, zu retten", schildert Bereichsfeuerwehrkommandant Johannes Matzhold im Ö1-Journal des ORF. 

Die Feuerwehrmänner begaben sich bei dem Einsatz auf dem durchnässten Boden selbst in Gefahr. Bäume knapp oberhalb der Unglücksstelle mussten mit Seilwinden gesichert werden, so Einsatzleiter Hofer im Morgenjournal. 

Dieser Einsatz und die vielen anderen der letzten Tage haben Hofer und seine Kameraden sichtlich mitgenommen: "Man ist gern Feuerwehrmann und möchte jedem gern helfen. Aber irgendwann sagt der Körper "Nein". Wir haben dort alles gegeben, leider hat es nicht funktioniert."

Warnungen wurden ausgesprochen

Sowohl die Einsatzkräfte als auch die Mutter werden von einem Kriseninterventionsteam betreut. Bei der Rettungs- und Bergungsaktionen waren an die hundert Feuerwehrleute an Ort und Stelle, ebenso zwei Rettungshubschrauber und Diensthunde der Polizei. 

Diese sollen wertvolle Hilfe beim Finden des verschütteten Kindes geleistet haben, sagte ein Polizist zur APA. Bei dieser Suche waren auch Drohnen eingesetzt worden. Das Gebiet rund um den Unfallort wurde von Kräften der Polizei weiträumig abgesperrt. 

Bub (5) stirbt bei Murenabgang nahe Graz: "Haben mit bloßen Händen gegraben"

In der Steiermark haben schwere Regenfälle seit voriger Woche Hänge durchnässt und an Dutzenden Stellen abrutschen lassen. Bisher waren keine Menschen zu Schaden gekommen. Die Regenfälle ließen im Laufe des Mittwoch nach, allerdings war am Abend noch kein rasches Ende des Schlechtwetters in Sicht. Vielerorts hatten sich schon Hänge selbst in Bewegung gesetzt. Die Behörden warnten seit Tagen, beim Aufenthalt im Freien und vor allem an Gewässern höchste Vorsicht walten zu lassen.

Bub (5) stirbt bei Murenabgang nahe Graz: "Haben mit bloßen Händen gegraben"

Am Abend ist auch Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) am Schreckensort eingetroffen. „Es war ein ganz beherzter Einsatz. Leider ist es sich für den einen Buben nicht ausgegangen. Danke den Einsatzkräften, wir sollten alle an die Familie denken“, erklärte Drexler.

Und: "Man ist sprachlos. Es ist alles versucht worden."

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