Ein kleines Stück Handarbeit aus Niederösterreich

Zusammenfassung
- Martina Seidl gründete 2023 das Unternehmen 'Einfach Gschmeidig', um nachhaltige und bequeme Unterwäsche für Frauen und Männer zu produzieren.
- Ihre Motivation stammt aus persönlichen Erfahrungen und der Kritik an den menschenverachtenden und umweltschädlichen Bedingungen in der Textilproduktion.
- Trotz Herausforderungen durch höhere Preise und Versandkosten findet ihre handgefertigte Unterwäsche besonders bei Menschen in körperlich anstrengenden Berufen Anerkennung.
Von Astrid Mörk
Nachhaltig und bequem für jede Körperform – so lautet das Motto von Martina Seidl. Seit Ende 2023 ist die Niederösterreicherin selbstständig und produziert unter dem Namen „Einfach Gschmeidig“ nachhaltige Unterwäsche für Frauen und Männer. Sie wohnt und arbeitet in Alberndorf im Pulkautal, einer kleineren Ortschaft im Weinviertel an der tschechischen Grenze.
Der Grund für ihr Vorhaben: „Es ist die Wäsche, die die bequemste sein sollte und die gesündeste – die haben wir auf der Haut. Da sollen keine Pestizide hinkommen.“ Zudem kennt sie das Problem der Frauen nur zu gut, dass nicht für jede Figur die passende Kleidung da ist – daher ist das Größen-Sortiment in ihrem kleinen Unternehmen sehr umfangreich.
Nicht nur ein Hobby
Ihre Mutter war 23 Jahre lang Näherin. „Sie hat mich an die Maschine gelassen. Sie hat mir immer alles vorgezeigt“, erzählt Seidl.
Das erste große Nähprojekt kam 2009. Da war die Weinviertlerin Teil eines Faschingskostüms – insgesamt 13 Personen machten mit. Das Motto: Schneewittchen und die sieben Zwerge. „Für das, dass die komisch ausschauen, kosten die ein Vermögen“, sagt die Alberndorferin und lacht. Besonders die hohen Kosten veranlassten sie dazu, die Kostüme selbst zu nähen.
Später kamen dann noch viele weitere Projekte dazu: Kinderkleidung bei ihr zu Hause und auch ihre T-Shirts wurden zum Teil selbst genäht. Später hat sie sich erkundigt, ihr Hobby zum Beruf zu machen. Gelernte Schneiderin ist sie nicht, jedoch meisterte sie die Befähigungsprüfung und meldete kurz darauf im September 2023 ihr Gewerbe an.
Die Welt verändern
2013 kam ihre Tochter auf die Welt. Zu diesem Zeitpunkt war es ihr ein großes Anliegen, die Welt positiv zu verändern. Besonders menschenverachtende Zustände und Umweltkatastrophen in textilproduzierenden Ländern haben sie sehr getroffen.
„Viele Betriebe sind ins Ausland ausgewandert und haben die Produktionen in Drittländer verlegt. Kinderarbeit ist in manchen dieser Länder üblich. Dazu kommen nicht nur die gesundheitlichen Folgen, die Kinder erleben, wenn sie mit den Giftstoffen aus der Produktion in Berührung kommen, sondern auch die Umweltschäden, die dabei in Kauf genommen werden“, erklärt Seidl.
Zudem würden die Stoffe in Billiglohnländern anders produziert – sie seien dünner und reißen leicht. Von ihrer Mutter weiß sie noch von früher: „Da hat die Qualität gepasst und so etwas gab es nicht.“
Der Preis ein Hindernis
Die Alberndorferin leitet ihr Unternehmen allein, neue Kunden zu gewinnen sei teilweise nicht so einfach. Der Preis ist nämlich noch immer für viele ein großes Hindernis. Dieser setzt sich nicht nur aus den Materialkosten zusammen, sondern auch aus der Arbeitszeit – doch in Wahrheit verrechne sie im Preis nicht alles: „Viele wissen oft nicht, wie viel Arbeit dahintersteckt.“
Zu ihren Kunden zählen heute besonders Menschen, die in körperlich anstrengenden Berufen tätig sind. „Handwerker, Krankenpfleger und Verkäufer – die sehen den Unterschied“, erklärt die Besitzerin von „Einfach Gschmeidig“. Viele davon kommen aus der Umgebung, manche bestellen auch online. Viele wollen jedoch die Versandkosten umgehen, diese seien laut der Unternehmerin nämlich explodiert. „Kunden, die bei mir in der Nähe wohnen, holen dann auch die Produkte teilweise persönlich ab“, berichtet Seidl.
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