Tischtennis-Star vor Gericht: „Ich habe die Türen geöffnet“

Tischtennis-Star vor Gericht: „Ich habe die Türen geöffnet“
Betrugsprozess rund ums Multiversum: Mit Finanzierung will Werner Schlager nichts zu tun gehabt haben.

Werner Schlager hatte schon angenehmere Auftritte: Am Mittwoch musste der ehemalige Tischtennis-Weltmeister als Beschuldigter in einem Millionen-Betrugsverfahren Rede und Antwort stehen. Es geht um das Skandalprojekt „Multiversum“ in Schwechat.

„Ich habe nichts mit der Finanzierung und Förderungen zu tun gehabt“, beteuert der ehemalige Weltklasse-Athlet. „Ich war in erster Linie Leistungssportler.“

Tag zwei

Es ist der zweite Verhandlungstag in dem Großverfahren. Insgesamt zwölf Beschuldigte müssen sich im großen Schwurgerichtssaal im Landesgericht für Strafsachen in Wien verantworten. Einer allerdings erklärte schon an Tag eins, verhandlungsunfähig zu sein. Zwei Gutachten sprechen dagegen. Doch nun muss geprüft werden, ob es für den Mann zumutbar ist, die Verhandlung mit Maske zu verfolgen.

Das Verfahren gegen ihn wurde vorerst ausgegliedert. Doch genau dieser Angeklagte ist es, der in Schlagers Aussagen eine wesentliche Rolle spielte.

Werner Schlager war ein Nationalheld, als er 2003 in Paris den Weltmeistertitel holte. Da habe ihn auch der besagte Beschuldige angesprochen – ein Journalist. Man könne „mehr“ daraus machen, hätte er Schlager avisiert. „Der Schreiberling hat mir eine große Halle bei Wien schmackhaft gemacht“, schildert er im Gericht. Der Gedanke, nach seiner aktiven Karriere sein Wissen an die Jugend weiterzugeben, habe ihm gefallen. „Ich war Feuer und Flamme. Das war genau das, was der europäische und österreichische Tischtennis-Sport gebraucht hat.“

Schlager und der Journalist gründeten gemeinsam die Werner Schlager Academy. „Er hat sich um das Geschäftliche gekümmert. Meine Aufgabe war es, Türen zu öffnen und Kontakte zu knüpfen. Von der Finanzierung hatte ich überhaupt keine Vorstellung. Ich war rein sportlicher Leiter. Das war meine Kompetenz“, erklärt Schlager.

Große Ideen

Das Projekt war gewaltig: Neben einer Tischtennis-Trainingshalle mit 48 Tischen sollte auch eine Mehrzweckhalle entstehen. Und dieses zusätzliche Gebäude hätte Sinn gehabt, meint Schlager. „Mit einer Halle konnte ich keine Europameisterschaft austragen.“

Alles zur Finanzierung habe ihm sein Partner „grob skizziert“: Bund und Land würden die Halle finanzieren, die Gemeinde Schwechat den laufenden Betrieb – auch der damalige Bürgermeister Hannes Fazekas ist in der Causa angeklagt. Schlager selbst habe „nur Gespräche geführt, wenn es um sportliche Dinge geht.“

Doch Schlager hat ein wichtiges Papier unterschrieben: Darin bestätigte er, dass seine Akademie auch die Mehrzweckhalle nutzen würde. In einem Brief an den damaligen Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) habe er wider besseren Wissens erklärt, er werde mit der Akademie die Halle bis zu 70 Prozent auslasten – erst dadurch flossen die Millionenförderungen.

„Den Brief hat mein Geschäftspartner vorgeschrieben. Ich habe ihn unterfertigt“, erklärt Schlager. Doch die 70 Prozent habe er für realistisch gehalten. Die tatsächliche Auslastung war allerdings deutlich geringer.

Schlagers Akademie schlitterte Ende 2015 in den Konkurs. Das Multiversum wurde im Vorjahr um 20 Millionen Euro an eine Immobiliengruppe verkauft.

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