„Die Unterfunktion der Nebennieren tritt bei Haustieren insgesamt selten auf. Wenn doch, dann muss sie unbedingt behandelt werden“, sagt Reitl. Hunde sind von dem gesundheitlichen Problem am häufigsten betroffen, für Katzen sind nur vereinzelte Fallbeispiele beschrieben.
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Dabei kann Morbus Addison akut oder schleichend verlaufen. Die Patienten leiden eher unspezifisch. Sie sind schlapp, haben chronischen Durchfall oder Probleme mit dem Immunsystem. Fehlt dem Körper über lange Zeit Cortison, kann der Vierbeiner auf Veränderungen und in Stresssituationen nicht angemessen reagieren. Da der Mangel an Hormonen darüber hinaus verhindert, dass genügend Elektrolyte in die Zellen gelangen, können Muskeln krampfen. Im schlimmsten Fall bringt die gestörte Versorgung der Nerven das Herz aus dem Rhythmus, Schäden oder gar Herzstillstand können die Folge sein.
„Die Vierbeiner kommen meist in einem sehr schlechten Zustand“, sagt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Sie sind apathisch bis komatös. Da ähnliche Symptome auch bei Hunden auftreten, die an viel häufigerem Diabetes erkrankt sind, liegt die Diagnose nicht sofort nahe. Eine Blutuntersuchung schafft Klarheit, sie zeigt eine deutliche Verschiebung des Kaliumwerts.
Krankheit ist gut behandelbar
„Der Veterinärmediziner muss Morbus Addison für die Befundung am Schirm haben, die Krankheit selbst ist sehr gut behandelbar“, sagt Reitl. Der Hormonmangel lässt sich medikamentös ausgleichen. So können Mineralocorticoide über Tabletten zugeführt werden. Seit einigen Jahren steht auch eine Spritzenkur, die ein Monatsdepot anlegt, zur Verfügung. Beginnt die Therapie rechtzeitig und wird sie verlässlich durchgeführt, hat der Vierbeiner die Lebenserwartung eines fitten Artgenossen. Wird die Insuffizienz erst spät ausgeglichen, kann die Gesundheit irreparabel Schaden nehmen. Das chronische Leid macht Hunde zu Dauerpatienten.
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„Eine Morbus-Addison-Krise ist ein Notfall“, schließt der KURIER-Tiercoach: „Eine individuelle Therapie, angepasst an allfällige Stresssituationen, ermöglicht dem Hund aber ein so gut wie normales Leben.“
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