Stillstehende Lifte trotz perfekter Pisten
Strahlender Sonnenschein, blauer Himmel, tief verschneite Hänge: Das Kärntner Skigebiet Ankogel bietet ideale Bedingungen. Nur Skifahrerherzen schlagen deswegen keine höher. Denn sowohl die Hochgebirgsbahnen Ankogel in Mallnitz, als auch das beliebte Trainingsgebiet der ÖSV-Skistars, der Mölltaler Gletscher, sind seit 27. Dezember geschlossen. Nach nur drei Betriebstagen.
Und das, wie dem KURIER aus dem Verkehrsministerium bestätigt wurde, zunächst ohne Ausnahmegenehmigung von der Betriebspflicht. Die wurde erst nach dem Zusperren beantragt.
Seither herrscht Unmut. Denn auch wenn laut einer Umfrage 64 Prozent der Österreicher für eine Schließung aller Skigebiete sind, für die betroffene Region ist es fatal. Im Mölltal kommt erschwerend die Kommunikation mit der slowakischen Tatry Mountain Resorts (TMR)-Gruppe, die beide Skigebiete 2019 gekauft hat, hinzu.
„Wir haben alles probiert, damit die Tatry-Gruppe das Skigebiet öffnet. Und wir kämpfen weiter“ , sagt Regina Sterz, Obfrau des Tourismusverbandes in Mallnitz.
Max Gottfried, Geschäftsführer des Mölltaler Gletschers sieht die Situation so: „Wir warten, was die Regierung beschließt. Ob wir Ende Februar öffnen, hängt von der Hotellerie und Gastronomie ab. Nur mit ihnen macht eine Öffnung Sinn.“
Einheimischen-Bonus
Warum andere Seilbahnbetreiber darin kein Hindernis für eine Öffnung sehen? „Das weiß ich auch nicht, aber wir öffnen aus ökonomischer Sicht so nicht“, erklärt Gottfried. TVB-Obfrau Sterz hat darauf eine Antwort: „Viele kleinere Skigebiete lassen heuer für die Einheimischen offen, weil sie diese binden wollen. Aber das sieht die Tatry-Group anders, weil ihr Zielpublikum aus dem Ausland kommt. Da steckt eine andere Mentalität dahinter.“
In Tirol kommt diese vorerst noch nicht zum Tragen. Die TMR-Gruppe bekam im Dezember zwar den Zuschlag für den Kauf der Mutteralmbahn, einem Familienskigebiet in der Nähe von Innsbruck, übernimmt allerdings erst im April. Dass die Slowaken den Vorzug gegenüber zwei mitbietenden Tiroler Unternehmen bekamen, sorgte jedoch bereits für hörbares Murren im Land der Skilifte.
260 Mitarbeiter entlassen
Bestätigt fühlt man sich in Tirol und Kärnten durch Schlagzeilen wie diese: Laut Medienberichten hat die Tatry-Gruppe, die in vier Ländern 3.500 Menschen beschäftigt, aufgrund der Corona-Krise nun 260 Mitarbeiter in der Slowakei entlassen.
Bestätigt vom Bild des ausländischen Investors, der keine Rücksicht auf Einheimische nimmt, fühlen sich auch viele Saisonkartenbesitzer. Es herrscht Unklarheit, wie es um die Rückerstattung der Saisonkarte „Go Pass“ steht. Auf den Facebook-Seiten der Kärntner Skigebiete finden sich viele kritische und unbeantwortete Kommentare.
Geld zurück
Geschäftsführer Gottfried: „Sollten wir wirklich bis Ende der Wintersaison zulassen, dann gibt es das Geld zurück oder einen Gutschein.“ Auf der Homepage des Mölltaler Gletschers liest sich das ganz anders. Dort steht, wer „1 und mehrere Tage“ Skigelaufen ist, kann als Ersatzleistung seinen Go-Pass auf eine andere Person übertragen. Einen Ausgleich von 100 Prozent gibt es nur für Personen, die nie Skigefahren sind. Bei einem regulären Preis der Saisonkarte von gut 600 Euro.
Tatry-Boss reist persönlich an
Tourismusobfrau Sterz betont zwar, dass die Tatry-Group für ihre Rückfragen stets erreichbar gewesen sei, „aber die Kommunikation mit der Bevölkerung hätte besser ablaufen können.“
In den kommenden Wochen soll jedenfalls der Chef der Tatry-Gruppe für ein persönliches Gespräch im Mölltal eintreffen. Ob das Skifahrerherz dann höherschlägt, wird sich zeigen.
Kommentare