Der Landeshauptmann bedankte sich beim „Menschen und Freund“ Seitinger. Dessen Nachfolgerin Simone Schmiedtbauer brach bei ihren Dankesworten fast die Stimme. Sie würde „in große Fußstapfen“ treten, sagte die 49-Jährige. Seit 2019 sitzt sie für die ÖVP im EU-Parlament, davor war sie Landwirtin und fünf Jahre Bürgermeisterin ihrer Heimatgemeinde Hitzendorf.
Zwei Neubesetzungen
Aber nicht nur das Agrarressort wird neu besetzt. Drexler nutzte Seitingers Abgang gleich für eine Neuaufstellung in einem anderen Bereich. Karlheinz Kornhäusl ist zukünftig für die Gesundheitsagenden zuständig. Damit hat der 41-jährige Arzt eine Mammutaufgabe übernommen.
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Seine Vorgängerin Juliane Bogner-Strauß hatte wenige Stunden vor dessen Vorstellung ihren Rücktritt erklärt. Es habe sich gezeigt, „dass der hohe Einsatz und die Belastung in vielen Bereichen meiner Arbeit mir als Politikerin und vor allem als Mensch einen hohen Preis abverlangen“, so Bogner-Strauß. Mit ihr hatte Drexler zuvor aktiv das Gespräch gesucht, wie er sagte. „Gemeinsam sind wir zu der Übereinkunft gekommen, dass sie sich zurückziehen wird.“
Beide Neubesetzungen dürften zwar schnell gefunden worden sein, zufällig dürfte Drexler seine Wahl aber nicht getroffen haben. Rund ein Jahr vor der Steiermark-Wahl im Herbst 2024 stellt sich die ÖVP neu auf. Mit der EU-Politikerin Schmiedtbauer gibt man sich betont pro-europäisch, mit Mediziner Kornhäusl soll ein Zeichen gesetzt werden, dass man den traditionell krisengebeutelten Gesundheitsbereich in der Steiermark neu aufstellen will.
Kritik der anderen Parteien
Dass sich FPÖ, SPÖ, Grüne und KPÖ in ihren Reaktionen alle in unterschiedlicher Tonalität auf das „Durcheinander im Gesundheitsbereich“ (FPÖ), wo „Drexler selber den Karren als ehemaliger Gesundheitslandesrat in den Dreck gefahren hat“ (Grüne) bezogen, zeigt die Dringlichkeit, hier durchzugreifen.
Kornhäusl, der nur wenige Stunden vor der Pressekonferenz dem neuen Posten zugestimmt hat, gab sich noch zurückhaltend. „Niemand kann die Dinge von heute auf morgen lösen“, sagte er. Allerdings wolle er bereits am Tag nach seiner offiziellen Wahl am 17. Oktober beginnen, in die Spitäler zu fahren, um dort mit Ärzten und dem Pflegepersonal zu sprechen. Schmiedtbauer setzte auf Lokal-Patriotismus. Es sei einem gar nicht bewusst, „wie sehr die Steiermark auch in Brüssel als Pionier in den Bereichen Forstwirtschaft und Innovation wahrgenommen werde“, erklärte sie.
Schon jetzt wollte man vor der Wahl wohl Einigkeit demonstrieren: Mehr als einmal fielen die Worte „Kompromissbereitschaft“ und „Zuhören“, die sich nicht nur an die Bevölkerung, sondern vor allem auch an andere Parteimitglieder richteten. Schmiedtbauer sorgte etwa für einen Freud’schen Versprecher: Unterstützung von Kollegen nehme sie „denkend“ an.
Ob der amikale Ton im Wahlkampf erhalten bleibt, bleibt abzuwarten.
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