Stadt Graz prüft vier mögliche Standorte für zweites Stadion

Mailand hat AC und Inter, Rom Lazio und AS Roma. Doch Graz ist nicht Mailand oder Rom: Während sich die italienischen Klubs Stadions teilen, wünschen sich die einstigen Stadtrivalen SK Sturm und GAK doch gehörig mehr Abstand voneinander, jedenfalls räumlich.
Beide wollen ein eigenes Stadion ihre Heimspielstätte nennen und entsprechend vermarkten, schwarz-weißes Branding da, rotes dort. Dass das Team des LASK kürzlich in einem um rund 65 Millionen Euro errichteten weiteren Stadion in Linz einlaufen durfte, scheint dem Grazer Zug aufs Tor Tempo zu geben: Die Koalition aus KPÖ, Grünen und SPÖ ist einem zweiten Fußballstadion zusätzlich zum bestehenden in Liebenau nicht abgeneigt.
Eine Arbeitsgruppe, koordiniert von SPÖ-Klubobmann Michael Ehmann, lotete seit einigen Monaten die Möglichkeiten aus. Rund ein Dutzend potenzieller Standorte für einen Neubau wurde bei einem Treffen von Vertretern beider Fußballklubs sowie Bürgermeisterin Elke Kahr und Finanzstadtrat Manfred Eber (beide KPÖ), Klubobmann Karl Dreisiebner (Grüne) und Ehmann besprochen. "Wir haben beschlossen, drei bis vier Standorte vertiefend zu prüfen", berichtete Ehmann nach der Sitzung am Dienstag. Die Chance auf eine Zwei-Stadien-Lösung für Graz sei somit intakt.
Neubau im Norden
Über die infrage kommenden Grundstücke herrscht Stillschweigen, aus "strategischen Gründen", wie Ehmann betonte. Nur so viel: Sie alle befänden sich im Norden der Stadt. Auch der Ausbau der einst als Trainingsstätte des GAK gegründete Anlage in Weinzödl dürfte nicht völlig aus dem Rennen sein. Derzeit teile sich beide Klubs das Liebenauer Stadion im Süden, offiziell nach dem aktuellen Sponsor Merkur Arena genannt.
Sowohl das Stadion als auch das Zentrum in Weinzödl stehen über eine Gesellschaft im Eigentum der Stadt Graz. Für Murren unter den Klubs sorgte angekündigte Erhöhung der Mieten im Stadion: "Moderat", wie Finanzreferent Eber sagt, „zwischen 50 und 100 Prozent“, wie die Fußballvertreter monieren.
Finanzierung ungeklärt
Allerdings ist die finanzielle Lage der Stadt selbst angespannt. Morgen, Donnerstag, wird das Nachtragsbudget vorgestellt: Nachbesserungen sind nötig, nachdem der Stadtrechnungshof Graz nahezu pleite sah. Kann sich Graz also ein zweites Stadion überhaupt leisten? Zu Geldfragen wollte SPÖ-Klubchef Ehmann am Dienstag nichts verraten. "Ums Finanzielle geht es erst im Juni. Sicher ist aber, wir wollen das Thema Zwei-Stadien-Lösung ernsthafter angehen, als es bisher in der Vergangenheit der Fall war.“
Ausbau zum Tagungszentrum
Das meint die ÖVP-FPÖ-Vorgängerkoalition, die die Zwei-Stadien-Lösung einst absagte. ÖVP-Stadtparteiobmann Kurt Hohensinner lehnt das Projekt aber nicht völlig ab. "Man kann darüber mittel- und langfristig nachdenken, wenn die restliche Sportinfrastruktur nicht drunter leidet." Hohensinner, auch Sportstadtrat, erinnert in dem Zusammenhang an den Ausbau des Stadions zum Sporttagungszentrum, unter anderem mit Erweiterung des VIP-Bereichs. "Das ist bereits unter der Vorgängerregierung beschlossen worden und wäre kurzfristig machbar." Seit dem Beschluss sind allerdings Jahre vergangen, zu den damals veranschlagten Investitionen von 6,3 Millionen Euro müsste einiges aufgeschlagen werden.
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