So tickt die Ischgl-Kommission von Ronald Rohrer
Sie sollen das Management der Corona-Pandemie in Tirol beleuchten, für das die Behörden und Politiker des Landes bislang vor allem wegen der Causa Ischgl massive Kritik aus In- und Ausland einstecken mussten. Um zwölf Uhr werden die sechs Mitglieder der Ischgl-Kommission am Donnerstag erstmals zusammentreffen – wenn auch nur virtuell bei einer Video-Konferenz.
Am Mittwoch hat der Vorsitzende des Gremiums, Ronald Rohrer, sein Team vorgestellt. Wie der bereits von Anfang an gesetzte Schweizer Berater für Krisenmanagement, Bruno Hersche, sind noch zwei weitere Experten, die bereits von den Tiroler Regierungsparteien ÖVP und Grüne vorgeschlagen wurden, dabei.
Das ist zum einen Winfried Kern, Leiter der Infektiologie an der Universität Freiburg, und zum anderen die gebürtige Wienerin Alexandra Trkola. Sie leitet das Institut für Medizinische Virologie der Universität Zürich.
Markus Sint von der oppositionellen Liste Fritz sieht aufgrund der nunmehrigen Zusammensetzung eine „Regierungskommission“, die er aber dennoch an ihrer Arbeit messen will. Der Grundtenor der übrigen Oppositionsparteien ist hingegen positiv.
Vorschusslorbeeren
„Wir hatten keinerlei Einwände gegen sie“, sagt FPÖ-Chef Markus Abwerzger zu den bereits im Polit-Hickhack um die Kommission im Spiel gewesenen Namen. Dominik Oberhofer (Neos) spricht von „wirklichen Experten, die komplett unabhängig sind.“
Tirols SPÖ-Chef Georg Dornauer zeigt sich ebenfalls zufrieden: „In der Kommission finden sich ausgezeichnete Persönlichkeiten und viel Expertise aus allen für die Aufklärung der Fehleinschätzungen und Fehlentscheidungen notwendigen Bereichen.“
Rohrer selbst versichert: „Mir wurde niemand ans Herz gelegt.“ Als Tourismusexpertin ist mit Nicole Stuber-Berries von der Hochschule Luzern ein eher unbeschriebenes Blatt an Bord.
Eine Schlüsselrolle könnte dem einzigen Tiroler in der Kommission zukommen. Karl Weber, emeritierter Professor des Instituts für Öffentliches Recht, Staats- und Verwaltungslehre der Uni Innsbruck, hat laut Rohrer zwei Funktionen.
Tirol-Insider
„Ich wollte jemanden aus Tirol haben, der das Land kennt.“ Außerdem sei Weber ein Experte für die mittelbare Bundesverwaltung. „Und das ist genau unser Thema“, erklärt er. Weber soll das Zusammenspiel zwischen Bund und Land im Krisenmanagement beleuchten.
Parteipolitisch punziert ist der Tiroler nicht. Abwerzger, selbst Rechtsanwalt, streut ihm Rosen: „Er ist ein ausgezeichneter Kenner des öffentlichen Rechts.“
Eine spannende Perspektive könnte Virologe Kern einbringen. Sein Universitätsklinikum und er selbst hatten deutschlandweit früh und intensiv mit der Betreuung von Corona-Patienten zu tun. Eine Parallele zu Tirol.
Corona-Berater
Kern ist zudem Teil des Corona-Beraterstabs von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann ( Grüne). Er weiß also um die Problematik der „richtigen“ Entscheidungen zu Beginn der Corona-Krise.
Und darum, dass sich auch wissenschaftliche Einschätzungen sehr schnell ändern können. Er selbst wurde am 4. März von der Badischen Zeitung mit dem Satz zitiert: „Man kann ruhig weiter zum SC Freiburg gehen“. Kurz darauf musste der Fußball in Zwangspause.
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