Sisis Tattoo und Wiens letzter Henker: Wissen, das keiner braucht

So gut wie jeder weiß etwas über Wien. Irgendetwas. Meistens sind es sehr bekannte Informationen über wichtige Dinge oder Sehenswürdigkeiten. Über den Stephansdom oder Schönbrunn zum Beispiel. Die wenigsten haben aber ein profundes Wissen über die Stadt – vor allem, wenn das Wissen noch dazu eigentlich unnütz ist.
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Wer weiß schließlich schon, was der letzte österreichische Henker nach der Abschaffung der Todesstrafe beruflich gemacht hat? Kaum jemand. Außer jene 25.000 Menschen, die sich seit dem Jahr 2013 ein Exemplar von „Unnützes WienWissen“ gesichert haben. Zehnjähriges Jubiläum feiert das Büchlein heuer bereits.
Bescheidene Anfänge
Erfolgreich ist es nach wie vor. Das sieht man etwa auch daran, dass ein zweiter, dritter und vierter – sowie ein englischsprachiger – Teil folgten. Die Anfänge waren aber mehr als bescheiden: „Wir haben immer wieder Artikel geschrieben, in denen uns lustige Anekdoten untergekommen sind“, sagt Calina Fontanesi vom Magazin „Stadtbekannt“. Ein Schwerpunkt war das damals aber noch nicht. Das Buch sei eher aus der alltäglichen Arbeit entstanden.

Stadtbekannt Wien: „Unnützes WienWissen“
Holzbaum Verlag.
128 Seiten.
9,99 Euro.
Nach und nach seien es aber immer mehr Fakten geworden. „Und dann war relativ schnell klar, dass wir das zusammentragen wollen“, so Fontanesi. Mit Clemens Ettenauer vom „Holzbaum Verlag“ sei man dann übereingekommen, ein Buch zu veröffentlichen.
Schlag auf Schlag
Und von da an ging es Schlag auf Schlag: „Zwei, drei Monate hat es gedauert, bis das Buch fertig war. Wir waren eigentlich sehr schnell.“
Das Buch selbst sei, wie Fontanesi sagt, „eingeschlagen“. Und es laufe noch immer gut.
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Die Wiener „Holzbaum Verlagsbuchhandlung“ befindet sich aktuell in einer finanziellen Notlage. Grund hierfür ist unter anderem der Auszug aus dem Museumsquartier Ende Jänner. Damals war die Buchhandlung noch eine Cartoon-Galerie und firmierte unter dem Namen „Komische Künste“.
Weil der Mietvertrag vom Ausstellungs- und Geschäftslokal nicht verlängert wurde, musste „Komische Künste“ das Museumsquartier verlassen. Geschäftsführer Clemens Ettenauer fand einen neuen Standort in der Döblinger Hauptstraße 61. Doch der Umzug führte zu „unerwartet hohen“ Kosten, wie die Buchhandlung in einer Aussendung mitteilte. Dazu kommen „immer höher werdenden Fixkosten, gepaart mit einer sinkenden Kaufkraft“, so Ettenauer. All das brachte die „Holzbaum Verlagsbuchhandlung“ in eine finanzielle Schieflage.
Um die Existenz der Buchhandlung dennoch sichern zu können, startete das Unternehmen ein Crowdfunding. Das Ziel sind 18.000 Euro. Rund 13.000 Euro konnten bisher gesammelt werden. Noch bis Ende August kann man sich beteiligen. Unterstützerinnen und Unterstützer der Crowdfundingkampagne erhalten im Gegenzug auch ein Überraschungspaket mit verschiedenen Büchern aus dem Verlag im Wert von 99 Euro. HIER geht es zum Crowdfunding.
Von da an hätten die Mitarbeiter von „Stadtbekannt“ Informationen aktiv gesammelt. „Immer, wenn wir mit Leuten reden, achten wir auf lustige Anekdoten. Die Ohren spitzen wir seitdem besonders“, sagt Fontanesi.
Staatsgrenzen
Kein Wunder also, dass mehrere Bände mit unnützen Fakten rund um Wien entstanden sind. Aber auch außerhalb Wiens hält „Stadtbekannt“ nach allerlei Geschichten Ausschau. Von „Unnützes SalzburgWissen“ bis über die Staatsgrenzen hinaus reicht mittlerweile das Imperium der Unnützes-Wissen-Bücher. „Unnützes BremenWissen“ und „Unnützes HamburgWissen“ beweisen das.

Neue Projekte in diese Richtung seien aktuell aber nicht geplant. Gesammelt werde trotzdem. „Das unnütze Wissen kann ja gar nicht ausgehen“, schmunzelt Fontanesi. „Und fad werden die Fakten ebenfalls nicht.“ Immer wieder könne man die kurzen Geschichten lesen, erklärt Fontanesi.
Henker mit neuem Job
Wirkliche Lieblingsfakten habe sie aber nicht. „Es sind fast alle gut. Und ich mag sie alle.“
Besonders oft denken müsse sie aber an das Tattoo von Sisi oder an den Casanova, der zu Allerheiligen 1753 aus der Kommode einer Wiener Nonne deren gesamten Vorrat an Präservativen entwendete. Höflich wie er war, hinterlegte er ihr aber ein Gedicht.
Und was ist mit dem letzten Henker passiert? Josef Lang, so sein Name, nahm einen neuen Brotjob an. Er wurde Hausmeister in der Gottschalkgasse 1 in Simmering.
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