Siebenjähriger Kai erklärt den LKW-Abbiegeassistenten

Kai will nicht, dass Menschen sterben müssen
Mehr als 70.000 Personen unterzeichneten eine Petition, nachdem ein Neunjähriger zu Tode kam.

Das Thema ist brandaktuell und auch mit vielen Erwartungen als auch Enttäuschungen verbunden: die Einführung von LKW-Abbiegeassistenten. 

Die Wiener Wirtschaftskammer ist nämlich enttäuscht von den nach dem Lkw-Sicherheitsgipfel präsentierten Maßnahmen. "Ich habe die gestrigen Ergebnisse für wenig mutig gehalten", sagte Präsident Walter Ruck bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. "Ich bin nicht sicher, ob da das letzte Wort gesprochen ist", zeigte er sich aber zuversichtlich. Die Wiener Wirtschaftskammer hatte sich im Vorfeld des Gipfels - im Gegensatz zur Bundeskammer - für eine gesetzliche Verpflichtung für Lkw-Abbiegeassistenten eingesetzt und gefordert, dass der Einbau der Systeme von der öffentlichen Hand gefördert wird. 

Indes kursiert auf den Sozialen Medien ein Video eines Siebenjährigen Jungen, der sich für eine solche Sicherheitsmaßnahme einsetzt und sie mit Lego-Spielzeug erklärt:

 

Verkehrsminister Norbert Hofer ( FPÖ) begründete die Entscheidung gegen gesetzlich verpflichtende Abbiegeassistenten nach dem Gipfel damit, dass diese derzeit noch nicht ausgereift seien. Wie hoch die Förderung für die freiwillige Nachrüstung sein wird, konnte er noch nicht sagen.

Die Erwartungen an den Lkw-Gipfel waren hoch, die Enttäuschung über das Ergebnis im Anschluss groß. Das Ziel wurde eben nicht erreicht. Doch solche "Lkw-seitige Maßnahmen wären vielfach wirkungsvoller als punktuelle Maßnahmen", sagte Ulrich Leth, Verkehrsplaner an der TU-Wien und Mit-Initiator einer privaten Petition am Mittwoch.

 

Mehr als 70.000 Personen unterzeichneten diese, die nach dem Unfalltod eines Neunjährigen, der in Wien auf einem Schutzweg von einem Lkw-Fahrer übersehen worden war, eingeleitet wurde. Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) sprach sich am Dienstag gegen verpflichtende Lkw-Abbiegeassistenten aus, er setzt stattdessen auf Maßnahmen, die Kreuzungen sicherer machen sollen. Eine Änderung der Straßenverkehrsordnung (StVO) soll Gemeinden ermöglichen, Abbiegeverbote für Lkw zu erlassen. Dadurch würde die Verantwortung auf Kommunen abgewälzt, kritisierte Leth.

In der Dunkelheit wirkungslos

"Das Problem sind nicht einzelne Kreuzungen, das Problem geht vielmehr vom Lkw aus", sagte Leth. Hofer kündigte auch an, dass bei Kreuzungen sogenannte Trixispiegel angebracht werden sollen. Diese werden bereits bei unübersichtlichen ungeregelten Kreuzungen verwendet, "dass man ums Eck sieht", sagte Leth. Mit diesen Konvexspiegel sollen die Sichtverhältnisse verbessert werden, Lkw-Lenker damit den toten Winkel einsehen können. "Diese sind nicht unumstritten. In Berlin etwa werden sie nicht empfohlen", sagte Leth. Dadurch hätten Lkw-Lenker neben den sechs Spiegeln am Fahrzeug noch einen zusätzlichen Spiegel, in den geschaut werden muss. "Dazu kommt das Problem, dass sie nur vor dem Wegfahren eine Hilfestellung bieten, sobald der Lkw in eine Kurve eingebogen ist, bringt er nichts mehr", erläuterte der Verkehrsexperte. Probleme könnten auch witterungsbedingt entstehen, etwa wenn Spiegel zufrieren. "Und bei Dunkelheit sind sie völlig wirkungslos", sagte Leth.

Der Verkehrsplaner verwies auch auf das Beispiel London. Dort sind Abbiegeassistenten für Lkw schon ab 2020 verpflichtend. Seither habe sich auch "ein Markt entwickelt. Es gibt mehrere Anbieter für solche Systeme", sagte Leth.

Beifahrer als Lösung?

Die Gewerkschaft vida forderte unterdessen in einer Aussendung am Mittwoch den Einsatz von Beifahrern als Übergangslösung. Eine zweite ortskundige Person im Lkw soll Fahrer entlasten und die Straßenverkehrssicherheit in dicht verbauten Zentren anheben. "Diese BeifahrerInnen könnten im direkten Sichtkontakt den toten Winkel überblicken, wo hohe Unübersichtlichkeit an Kreuzungen gegeben ist", sagte Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida.

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