Semmering: Ukrainische Festspiele am Wiener Hausberg
Zakhar Palytsia steht hinter Millioneninvestitionen in den Tourismus. Beim Skiweltcup gab der seltene Gast unter anderem Einblicke in die Zukunft des Grand Hotel Panhans und des Ring-Hotels.
Riesengroß war die Skepsis, als 2013 eine Gruppe ukrainischer Investoren sich die touristischen Filetstücke wie das Grand Hotel Panhans oder die Bergbahnen der UNESCO-Weltkulturerberegion Semmering unter den Nagel riss. Von einem Ausverkauf des Semmeringer Familiensilbers war die Rede, davon, dass sich einstige prominente Gäste wie Oskar Kokoschka, Sigmund Freud oder Arthur Schnitzler im Grab umdrehen würden.
Zehn Jahre später gehören die „Fremden“ ebenso zum Semmering wie einst die berühmten Sommerfrischler. Und die Gäste aus dem Osten dürften den viel beschriebenen Hausberg der Wiener lieb gewonnen haben.
Ein Beweis dafür war dieser Tage der Besuch eines prominenten Gastes. Zakhar Palytsia, 26-jähriger Sprössling des ukrainischen Industriellen und Ex-Gouverneurs von Odessa, Igor Palytsia. Der Junior ist einer der wichtigsten Gesellschafter der Panhans Holding Group. Er entscheidet mit seinen Partnern über die Millioneninvestitionen in der Tourismusregion.
Zakhar Palytsia, der in der Schweiz studierte, ließ es sich nicht nehmen, den Damen-Skiweltcup aus der ersten Reihe zu verfolgen. Der KURIER traf ihn im Seewirtshaus. An der Seite von Geschäftsführer Viktor Babushchak und Bergbahnen-Chef Nazar Nydza gab Palytsia Einblicke in die Zukunftspläne. Seit der Übernahme der Liftbetriebe wurde ein Schuldenstand von 18 Millionen Euro durch die Gesellschaft abgebaut. Mit 70 Beschneiungsanlagen ist das Skigebiet mittlerweile am neuestens Stand der Technik und wetterunabhängiger denn je. Dafür gab es auch Lob beim Weltcup, besonders für die Pistenqualität.
Zakhar Palytsia sieht die Nähe zur Millionenstadt Wien und den östlichen Nachbarländern als den größten Benefit der boomenden Tourismusregion. Deshalb habe man auch am Semmering und nicht in Kitzbühel oder anderswo investiert, sagt der Unternehmer. „Wir sind ein Tagesausflugsgebiet auf extrem hohem Niveau. Deshalb muss man den Ausbau auch unter diesen Gesichtspunkten vernünftig betreiben“, sagt Palytsia.
Übernahme
2013 ist die Panhans Holding Group ins Tourismusgeschäft am Semmering eingestiegen. Die Muttergesellschaft sitzt in Form der Renco Invest AG in der Schweiz, Gesellschafter ist die Familie Palytsia.
4Hotels und die Bergbahnen befinden sich im Besitz der ukrainischen Investoren. Neben den Liften und dem Liechtensteinhaus hat nur das Sporthotel geöffnet. Das Grand Hotel Panhans, das Kurhaus Stühlinger, und das Ring-Hotel sind geschlossen.
Die wichtigste Frage, die sich Touristiker und die Politik seit Jahren stellen ist, wie es mit dem Flaggschiff am Semmering weitergeht. Das Grand Hotel Panhans ist seit 2016 geschlossen und nur zur Hälfte renoviert. Der Gemeinde gehen gut 50.000 Übernachtungen pro Jahr dadurch verloren, für Bürgermeister Hermann Doppelreiter (ÖVP) „eine bittere Pille“. Wie Palytsia beteuert, gibt es konkrete Bestrebungen das Panhans wiederzueröffnen. Allerdings nicht in der ursprünglichen Form. „Das hätte keine Zukunft“, betonen Palytsia und Babushchak.
Opernring
Der Semmering sei nicht der Wiener Opernring, daher bedarf es besonderer Anreize, um die Gäste speziell in den Zwischensaisonen in den abgelegenen Luftkurort zu bekommen. Gelingen soll das mit einem Mega-Ausbauprojekt, das sich in Planung befindet. Es beinhaltet den Bau eines talseitigen Panorama-Wellnessbereiches mit Blick auf die Bergkulisse. Das aufwendige Umwidmungsverfahren für das Grundstück sei abgeschlossen, erklärt Palytsia. Doppelreiter bestätigt dies auf KURIER-Anfrage. Es gibt eine Widmung auf Bauland Sondergebiet für Fremdenverkehr.
Neue Pläne gibt es auch für das geschlossene Ring-Hotel auf der Passhöhe. Palytsia und seine Gesellschaft haben einen Architekten mit einer Ausbaustudie für das Haus in Bestlage beauftragt. Die Ideen reichen von servicierten Appartements bis hin zu Geschäften und einem Lokal im Erdgeschoß.
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