Nach Unglück in Portugal: Wie sicher sind Seilbahnen in Österreich?

Standseilbahn in Lissabon nach Unglück
In Österreich gibt es rund 1.100 Seilbahnen, darunter nur wenige Standseilbahnen, etwa in Graz. Wie sicher sind die Systeme?

In Lissabon ist die Anzahl der Todesopfer nach dem Unglück von Mittwochabend bereits auf 17 gestiegen: Eine Garnitur der Standseilbahn Elevador da Gloria ist entgleist. 23 Menschen wurden so schwer verletzt, dass sie in Krankenhäuser eingeliefert werden mussten.

 

Während in Portugal Staatstrauer angeordnet wurde und in Lissabon die Suche nach der Unglücksursache läuft, stellt sich die Frage: Gibt es in Österreich ähnliche Bahnsysteme und wie sicher sind die Seilbahnen überhaupt?

Nur wenige Standseilbahnen

Während es im gesamten Bundesgebiet zwar rund 2.500 Aufstiegshilfen auf Berge gibt - darunter 1.100 Seilbahnen - sind solch kurze, aber steile Standseilbahnen wie in Lissabon selten, rund 20 gibt es in ganz Österreich.

Vergleichbar als Beförderungsmittel und Touristenattraktion, aber von der Bauart völlig anders, ist etwa die Bahn auf den Schlossberg in Graz

Die 1894 errichtete Bahn in der steirischen Landeshauptstadt ist rund 210 Meter lang und weist zwischen Tal- und Bergstation einen Höhenunterschied von knapp 109 Metern auf.

"Wir haben allerdings ein völlig anderes System", betont ein Sprecher der Holding Graz: Auch wenn Elevador da Glória in Lissabon steil nach oben geführt habe, sei dies eine Straßenbahn und keine Standseilbahn wie in Graz.

Kein Unfall in fast 130 Jahren

Vereinfacht ausgedrückt, liegen die beiden Waggons der Grazer Bahn derart auf den Schienen, dass auf sie im Ernstfall eine sogenannte Fangbremse einwirkt.  "Die Seilbahn kann dadurch nie aus der Spur kippen. Entgleisen ist dadurch unmöglich", versichert die Holding. Tatsächlich sei es in den fast 130 Jahren ihres Betriebes auch nie zu einem Zwischenfall gekommen.   

Alljährlich wird die Bahn zudem einer Revision unterzogen, dafür steht sie einige Wochen still; täglich wird zudem die Strecke begangen und kontrolliert.

Auch in Salzburg gibt es eine Standseilbahn, sie führt zur Festung auf den Mönchsberg. Sie ist noch etwas älter als jene in Graz - 1892 errichtet - und hatte ebenfalls noch keinen "nennenswerten Unfall", wie Tobias Pürcher, Geschäftsführer der Salzburg AG, betont.

Der Unterschied zu Lissabon

Grundsätzlich seien Standseilbahnen vergleichbar, aber es gäbe "technische Unterschiede", erläutert Pürcher: Die Bahnen in Lissabon haben ihren Motor im Wagen, in Salzburg befinde er sich in der Bergstation und werde von dort aus  gesteuert.

Wie in Graz gibt es eine spezielle Bremse, eine Zangenbremse, die automatisch greife: "Diese Bremse krallt sich in die Schiene und der Wagen macht eine Vollbremsung – der Wagen steht", macht Pürcher deutlich. "Bei uns hätte ein Seilriss somit den automatischen Wagenstillstand zur Folge und keine Beschleunigung mit anschließender tragischer Entgleisung."

Wie viel Gewicht ein Seil trägt

Zudem gibt es auch in Salzburg jährliche Revisionen. Das ist Teil einer gesetzlichen Vorgabe: Jede der rund 1.100 Seilbahnen Österreichs muss nicht nur einmal pro Jahr vom Betreiber überprüft werden, sondern alle fünf Jahre auch von externen Sachverständigen. Dabei werden ganze Teile ausgebaut, das Material auch mit Ultraschallleuchten auf Schwachstellen untersucht.

Die Vorgaben sind enorm: Ein Tragseil einer Seilbahn besteht im Durchschnitt aus rund 200 Drähten - jeder einzelne von ihnen hält ein Gewicht von 200 Kilogramm.

In Österreich sind großteils Umlauf- oder Kabinenbahnen im Einsatz. Sie haben meistens ein Seil, das als Zug- sowie Tragseil fungiert, gesichert wird mit Bremsen an den Kabinen.

Das Unglück von Sölden

1926 bereits wurde die erste Seilbahn errichtet - bisher sei noch nie ohne äußere Einwirkung ein solches Seil gerissen, versichern Experten. Bei der Katastrophe 2005 in Sölden (Tirol) war ein Lastenhubschrauber schuld: Er verlor einen Betonkübel mit fast 700 Kilogramm Gewicht in dem Moment, in dem der Pilot über die Liftanlage flog - das Seil riss, neun Menschen starben.

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