Auch an die Tür seines Geschäftspartners klopfte gegen 6 Uhr die Polizei. "Sie wollten sein Cabrio mitnehmen, das bei mir stand, weil wir unsere Autos getauscht hatten", erzählt der Gastronom.
Für ihn sind die Vorwürfe und das ganze Geschehen immer noch nicht fassbar. "Wir sind seit 22 Jahren befreundet. Das ist ein herzensguter Mensch. Ich kann nichts Schlechtes über ihn sagen."
Keine Hinweise auf Reichsbürger-Gesinnung
Es habe nicht den geringsten Hinweis gegeben, dass der Starkoch - Schwiegervater eines ÖFB-Stars - mit der Reichsbürgerszene sympathisiert haben könnte. Das Lokal der beiden Deutschen gehört zu einer bekannten Kitzbüheler Tourismusgruppe und wurde erst vor wenigen Tagen unter Führung des Duos mit neuem Konzept wieder eröffnet.
"Wir haben ein Jahr lang daran gearbeitet. Noch am Abend vor der Verhaftung haben wir gemeinsam die Speisekarte durchgesprochen. Das macht doch kein Typ, der die Regierung stürzen will und glaubt, dass morgen eine neue Weltordnung installiert wird", fragt sich der merkbar erschütterte Deutsche.
Für ihn gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder hat sein Freund seine Gesinnung extrem gut versteckt oder es handelt sich um einen riesigen Irrtum und "er ist da in was reingerutscht". Für den Starkoch gilt die Unschuldsvermutung
Die deutschen Ermittler gehen offenbar davon aus, dass für den Verdächtigen schon eine konkrete Rolle für die Zeit nach dem geplanten Putsch vorgesehen war. Wie die "Presse" berichtet, hätte sich der 62-Jährige, der in seiner Karriere in etlichen Luxus-Hotels den Kochlöffel geschwungen hat, sich um die Versorgung des "militärischen Arms" der Verschwörer kümmern sollen.
Der in Kitzbühel wohnhafte Deutsche soll sich mehrmals mit anderen mutmaßlichen Mitgliedern der Vereinigung getroffen haben.
"Schock. Schock. Schock"
Im neu eröffneten Lokal des Mannes fehlt jetzt der Chef in der Küche, der das gastronomische Aushängeschild sein sollte. "Schock. Schock. Schock", schildert eine Mitarbeiterin ihren Gemütszustand. "Ein bodenständiger Bayer", beschreibt eine Besucherin ihren Eindruck von dem Starkoch, der jetzt unter Terrorverdacht steht.
Was seinen Kompagnon nachdenklich macht und für ihn ebenfalls nicht ins Bild passt, ist die rechtsradikale Gesinnung der Reichsbürger. Er selbst sei Deutscher mit Eltern, die aus der Türkei zugwandert sind. In der Kitzbüheler Bar ist das Personal multi-kulti. Sein Freund habe selbst Kinder mit einer Asiatin.
Die Welt des Szenewirts ist merklich erschüttert. Nicht nur in seinem Lokal, sondern auch in der ganzen Stadt, ist der Fall Gesprächsthema Nummer eins. "Kitzbühel ist ein Dorf", sagt der Gastronom und wendet sich wieder seinen Gästen und einer ungewissen Wintersaison zu, die eben erst beginnt.
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