Rekord-Ausfälle bei Lehrkräften an Österreichs Schulen

Rekord-Ausfälle bei Lehrkräften an Österreichs Schulen
Kimberger: Schulen müssen sich "mit vielen Provisorien drüberretten". Bildungsministerium sieht Schulen für Situation gerüstet.

Die aktuellen Rekord-Infektionszahlen sorgen laut dem obersten Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG) bundesweit für so viele coronabedingte Personalausfälle an den Schulen wie nie zuvor. Lehrer- und Direktorenvertreter sprachen am Montag gegenüber dem Ö1-"Morgenjournal" von einer äußerst angespannten Situation, die SPÖ warnte vor einem Kollaps des Schulbetriebs. Im Bildungsministerium betonte man auf Anfrage der APA, man habe für derartige Fälle vorgesorgt.

Vergangene Woche wurden bei den Schul-PCR-Tests knapp 19.000 positive Ergebnisse registriert, das waren deutlich mehr als in der Vorwoche (rund 14.000). Österreichweit waren acht Schulen komplett sowie zusätzlich 856 Klassen ganz oder teilweise gesperrt.

Probleme

Die extrem hohen Infektionszahlen in der Allgemeinbevölkerung würden sich sowohl beim Personal als auch bei den Schülern widerspiegeln, so Kimberger zur APA. "Ich bin kein Virologe, aber möglicherweise ist der Zeitpunkt für Lockerungen etwas zu früh gewesen, wenn ich mir die Infektionszahlen derzeit anschaue." Das weiterhin unterschiedliche Vorgehen der regionalen Gesundheitsbehörden im Umgang mit Infektionsfällen an den Schulen sorge für zusätzliche Probleme.

Um den Unterricht trotz der Personalausfälle aufrecht zu halten, würden sich die Schulen "mit vielen Provisorien drüberretten", erzählte Kimberger. Beim Supplieren etwa sei allerdings "in vielen Fällen die Grenze schon überschritten". Der oberste Wiener Pflichtschullehrervertreter Thomas Krebs (FCG) berichtete gegenüber Ö1 von Standorten, an denen ein großer Teil der Lehrerinnen und Lehrer coronabedingt ausfalle. Regelbetrieb sei dort nicht mehr möglich, nur Distance Learning und "ein Durchtauchen über etliche Tage". "Die Unterrichtsqualität ist immer schwerer aufrechtzuerhalten", warnte auch Thomas Bulant (FSG) in "Österreich". Für AHS-Direktoren-Sprecherin Isabella Zins ist die Situation "insgesamt für uns wirklich im Moment sehr, sehr schwierig, mit Contact Tracing und so weiter", wie sie Ö1 erklärte.

"Unterricht nicht möglich"

Für SPÖ-Bildungssprecherin Petra Vorderwinkler hat die Bundesregierung das Corona-Management aufgegeben. "Der Schulbetrieb in Österreich steht vor dem Kollaps, echter Unterricht ist vielerorts schon längst nicht mehr möglich", kritisierte sie per Aussendung. "Trotz der alarmierenden Situation bleibt die Bundesregierung in ihrem unverzeihlichen Winterschlaf." Mittlerweile würden einzelne Schulleiter an ihren Schulen erneut eine Maskenpflicht anordnen, "weil der Bildungsminister untergetaucht ist".

Die Integration von aus der Ukraine geflüchteten Kindern werde die Personalsituation weiter verschärfen, warnte Vorderwinkler. Auch brauche es zusätzliche Schulpsychologen. Lehrervertreter Krebs stellt angesichts der angespannten Personalsituation infrage, wie nun noch zusätzliche Angebote wie von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) angekündigte mögliche Deutschklassen für aus der Ukraine geflüchtete Schülerinnen und Schüler organisiert werden sollen. "Ich wüsste nicht, wer das machen soll." Laut AHS-Direktoren-Sprecherin Zins gibt es jedoch trotz der angespannten Situation wie schon bei der Flüchtlingswelle 2015 und 2016 eine große Bereitschaft der Lehrer und Direktoren, zu helfen. Der Großteil der Flüchtlinge wurde damals freilich in den Pflichtschulen (v.a. Volks- und Mittelschule) untergebracht.

Studierende springen ein

Die Schulen seien angesichts des allgemein hohen Infektionsgeschehens aktuell in einer schwierigen Situation, wurde am Montag im Bildungsministerium auf APA-Anfrage eingeräumt. Für diese habe mal allerdings vorgesorgt, verwies eine Sprecherin auf einen Pool aus 1.200 Lehramtsstudierenden, die bei Bedarf von den Schulen angefordert werden können. Hier seien auch bereits Studentinnen und Studenten an den Schulen im Einsatz. Außerdem könnten Personalausfälle durch Supplierstunden und im Falle kleiner Standorte durch einen Umstieg auf Fernunterricht kompensiert werden.

Noch nicht geklärt ist, wie es ab April mit der Teststrategie an den Schulen weitergehen wird. Derzeit werde die allgemeine Teststrategie des Bundes ausgearbeitet. Solange es hier keine Entscheidung gebe, werde das aktuelle Testregime an den Schulen (drei Tests pro Woche, davon zwei PCR) beibehalten, hieß es aus dem Ministerium.

Neben den Schulen kämpfen laut Ö1 übrigens auch die Kindergärten laut Ö1 mit extremen coronabedingten Personalausfällen. Bei der Caritas Oberösterreich würden deshalb Öffnungszeiten reduziert und Gruppen geschlossen, manchmal ist nur mehr Notbetrieb möglich. Der steirische Kindergartenbetreiber Wiki (Wir Kinder, Bildung und Betreuung) berichtet von enormen Überlastungen über Monaten und Jahre, alleine heuer habe sich 500 Kolleginnen ein Drittel der Belegschaft infiziert.

Kommentare