Rege Teilnahme an Familien-Umfrage

Mehr als 30.000 Österreicher haben den Familien-Fragebogen des Vatikan ausgefüllt, allein 26.000 davon entfielen auf die Diözese Graz-Seckau. Das endgültige Ergebnis soll noch im Jänner präsentiert werden. Dem Vatikan übergeben werden die Antworten beim anstehenden Ad-limina-Besuch der Bischöfe in der letzten Jännerwoche.
Der Vatikan hatte seinen Fragenkatalog zu strittigen Familienthemen weltweit verschickt. In den insgesamt acht Fragekomplexen geht es unter anderem um den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und homosexuellen Paaren. So will Rom zum Beispiel wissen, wie die Lehre der Kirche angenommen wird, welche Bitten wiederverheiratete Geschiedene in Bezug auf die Sakramente haben und wie die Haltung gegenüber gleichgeschlechtlichen Partnerschaften ist.
St. Pölten Schlusslicht
Als großen Erfolg hinsichtlich der Beteiligung wertet die Diözese Graz-Seckau die Familienumfrage. Auf Basis des vatikanischen Originalfragebogens war eine leichter verständliche Kurzversion erarbeitet worden, der sich auch die Diözesen Innsbruck und Gurk-Klagenfurt anschlossen. Zudem wurde unter anderem dem steirischen Sonntagsblatt der Fragebogen beigelegt.
In der Diözese Feldkirch haben rund 1.100 Personen den Fragebogen einschließlich der Online-Umfrage beantwortet. Linz meldete 1.520 Antworten, Innsbruck 4.952. Aus Wien, Eisenstadt und Salzburg werden bis zur Präsentation noch mehr als 1.000 Antworten erwartet. Schlusslicht ist die Diözese St. Pölten mit nur rund 150 Einsendungen. Auch dort stand lediglich die komplexe Originalversion zur Verfügung. Derzeit wird in den Diözesen noch weiter ausgewertet.
Die Vorarlberger Katholiken räumen der Religion in Beziehungen und Familien weiter einen hohen Stellenwert ein, gleichzeitig besteht aber eine große Diskrepanz zwischen ihren Vorstellungen und dem Ideal der Kirchenlehre. Das ist das Ergebnis der Familienumfrage des Vatikans in Vorarlberg. Änderungswünsche gibt es etwa bei der Empfängnisregelung oder dem Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen.
In Vorarlberg beantworteten 1.460 Männer und Frauen den Online-Fragebogen, etwa weitere 40 Personen füllten den Papier-Fragebogen aus, erklärte Pastoralamtsleiter Walter Schmolly. Das Ergebnis der Befragung sei "durchaus facettenreich".
So hielten 72 Prozent der Befragten eine kirchliche Hochzeit für wichtig, noch größer war das Interesse an kirchlichen Angeboten für Ehe und Familie (75 Prozent). Sogar 86 Prozent erachteten den Empfang der Sakramente und eine christliche Erziehung für ihre Kinder als wichtig.
Empfängnisregelung und Wiederverheiratete
Umgekehrt wurde aber auch offensichtlich, dass in manchen Bereichen eine Kluft zwischen den Vorstellungen der Gläubigen und der kirchlichen Lehre besteht. Über 80 Prozent vertraten beispielsweise bei der Empfängnisregelung eine andere Meinung als die Kirche, oder drei Viertel der Befragten hielten ein Zusammenleben vor der Eheschließung für in Ordnung.
Noch größer war die Diskrepanz beim Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. 91 Prozent lehnten für diese Personengruppe den Ausschluss von der Kommunion und der Beichte ab, 80 Prozent sprachen sich für die Möglichkeit einer zweiten kirchlichen Heirat aus. "Die Befragten wünschen sich in diesen Bereichen mehrheitlich eine Weiterentwicklung der kirchlichen Position", stellte Schmolly fest.
"Aus Kritik lernen"
In der Diözese selbst will man aus den Ergebnissen der Umfrage lernen. Edgar Ferchl-Blum, Leiter des Ehe- und Familienzentrums, sah es als eine besondere Herausforderung, die professionellen Angebote des Ehe- und Familienzentrums vermehrt publik zu machen. Die Kritik vieler Umfrage-Teilnehmer, dass ihnen in Krisensituationen von kirchlicher Seite nicht geholfen wurde, sollte es in Zukunft nicht mehr geben, betonte Ferchl-Blum. Zu analysieren gelte es auch die Ergebnisse zur kirchlichen Ehevorbereitung. Diese bleibt laut Ferchl-Blum zwar sehr vielen Menschen in Erinnerung (73 Prozent), aber nur 23 Prozent sagen, dass sie in ihrem späteren Eheleben eine Hilfe war.
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