Rechtsextreme wollten sich am "Tag X" im Waldviertel verschanzen

Der Tag X: Es ist der Tag, an dem die Gesellschaft kollabiert. So jedenfalls in der Vorstellung von Rechtsextremen. An diesem Tag, so planten sie, wollten sie sich in ein Forsthaus in der Nähe einer Burg im Bezirk Krems-Land zurückziehen. Das geht aus Ermittlungsunterlagen hervor, die Datum und MDR vorliegen.
Errichtung eines NS-Staates
Seit Längerem laufen in Deutschland Ermittlungen gegen die sogenannten "Sächsischen Separatisten" - Abkürzung "SS". Es handelt sich dabei um eine Gruppe von 15 bis 20 Männern, die zumindest seit 2020 aktiv sein und rassistische, antisemitische und apokalyptische Ideologien pflegen sollen.
Sie dürften geplant haben, Gebiete in Sachsen und anderen ostdeutschen Gebieten zu erobern und dort einen NS-Staat zu errichten. Um auf den Tag X vorbereitet zu sein, sollen auch bewaffnete Trainings absolviert worden sein, unter anderem wurde ein Häuserkampf simuliert.
Unter ihnen befinden sich auch einige Personen mit Wurzeln in Österreich. Die Mitgründer der Gruppierung sollen die Söhne eines ehemals hochrangigen österreichischen Neonazis sein, der nach Absitzen einer mehrjährigen Haftstrafe wegen NS-Wiederbetätigung nach Deutschland ausgewandert war. Der KURIER bezeichnete ihn als "Nummer zwei der österreichischen Neonazi-Szene", als "Gau-Beauftragter für Niederösterreich". Der Großvater war FPÖ-Politiker.
Die Brüder jedenfalls wurden im vergangenen November bei einer gezielten Razzia in Deutschland und Polen festgenommen. Zumindest einer der Brüder soll laut Ermittlungen der Behörden mit Militärausrüstung und Waffenteilen gehandelt haben.
Wege eines Schalldämpfers
Bei eben diesen Geschäften wurde ein weiterer, heikler Bezug nach Österreich festgestellt: So soll ein (illegaler) Schalldämpfer über einen Umweg über Polen bei einem heimischen Sprengstoff-Experten gelandet sein. Der Mann arbeitet auch als Sachverständiger.
Möglicherweise hat ein Bruder auch eine Sprengstoff-Ausbildung bei eben jenem Experten absolviert. Zumindest legt das die Aussage eines FBI-Informanten nahe.
Es sollte laut Akten nicht der einzige Kontakt zwischen den Männern bleiben. So dürfte der Experte im Auftrag eines Bruders einen Beschuss-Test von schusssicheren Platten organisiert haben. Diese sollten anscheinend verkauft werden. Wert: rund 50.000 Euro.
Ermittlungen in Österreich
Wie aus einer parlamentarischen Anfrage-Beantwortung von Sabine Schatz (SPÖ) an das Justizministerium hervorgeht, gibt es ein Rechtshilfeersuchen des Generalbundesanwalts an die heimischen Behörden. Die Staatsanwaltschaft Wien ist seit Juli 2023 mit der Causa befasst, die Staatsanwaltschaft Krems seit Oktober 2024. Es gibt polizeiliche Ermittlungen zu mehreren Personen in Österreich. Zumindest eine Person aus Österreich wird als Beschuldigter geführt.
Bei einer Hausdurchsuchung am 5. November 2024 in Wien wurden NS-Devotionalien sichergestellt.
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