Radfahrverbot in der Lobau: Anrainer fühlen sich betrogen

Radfahrverbot in der Lobau: Anrainer fühlen sich betrogen
Mehr als 12.000 fordern eine Rücknahme der neuen Regelung, dass man in der unteren Lobau überhaupt nicht mehr radeln darf.

350 Euro kostete es einen Pensionisten, dass er im Juli mit dem Fahrrad in der unteren Lobau unterwegs war. Und er ist nicht der Einzige, der eine satte Strafe kassierte.

Hintergrund: Vor einigen Monaten wurden in diesem Gebiet, das an Niederösterreich angrenzt, ein Radfahrverbot erlassen, obwohl das dort jahrelang üblich war – der KURIER berichtete.

Das neue Verbot führte nicht nur zu deftigen Strafen, sondern auch zu heftigen Protesten bei denjenigen, die in der Gegend leben: Eine Bürgerinitiative fordert die Aufhebung des Verbots, was bereits mehr als 11.000 Menschen online und 1.200 Radfahrer per Unterschriftenliste unterstützen.

 Mehr lesen: Petition gegen das Radfahrverbot

Abgemacht

Viele haben das Gefühl, dass sich die Politik nicht an Abmachungen hält, beklagt Wolfgang Böhme, Ortsvorsteher der Groß-Enzersdorfer Katastralgemeinde Mühlleiten, die direkt an die Lobau grenzt. Denn 1996, als das Gebiet in Wien und NÖ zum Nationalpark Donau-Auen wurde, klang das laut Böhme noch ganz anders. „Bewohner erinnern sich noch daran, dass man ihnen versprochen hat, dass sie das Gebiet genau so nutzen können wie vorher – etwa Rad fahren oder schwimmen. Denn die Angst war groß, dass man genau das nicht mehr tun dürfte, sobald die Lobau ein Nationalpark ist.“

Radfahrverbot in der Lobau: Anrainer fühlen sich betrogen

1996: Michael Häupl (li.) und  Erwin Pröll unterzeichnen Nationalpark-Vertrag in Hainburg
 

Dass er errichtet wurde, dafür waren vor allem zwei Männer verantwortlich: Wiens ehemaliger Bürgermeister Michael Häupl und Niederösterreichs Ex-Landeshauptmann Erwin Pröll. Der findet die jetzige Entscheidung, Radler aus der unteren Lobau zu verbannen „unverständlich“, wie er auf KURIER-Anfrage sagt.

Auch ein Blick in die Managementpläne des Nationalparks Donau-Auen aus dem Jahr 1999 dokumentiert, dass man die Menschen nicht aussperren wollte: Es seien „vorrangig die bisher bestehenden Erholungsnutzungen zu berücksichtigen“. Allerdings ist dieser Plan nur für den niederösterreichischen Teil der Donau-Auen so festgehalten.

Das Netz vergisst da zum Glück nichts, auch nicht für den Wiener Teil: „Bis Juni 2023 waren in offiziellen Karten noch Radwege in der unteren Lobau eingezeichnet,“ bestätigt Böhme. Jetzt aber sind sie plötzlich weg und ein früherer großer Radweg ist plötzlich nur noch ein Weitwanderweg.

Das ist nicht das einzige Ärgernis. Matthias Nagler, Jurist beim ÖAMTC, kritisiert, dass es widersprüchliche Karten von offiziellen Stellen gibt: „Die Übersichtskarte der Stadt Wien und der offizielle Plan im Managementplan stimmen nicht überein.“ Ärgerlich sei auch, dass nicht deutlich durch Schilder zu erkennen sei, wo man Rad fahren dürfe, so Nagler. Deshalb müsse endlich ein Wegeplan her. Böhme und seine Mitstreiter würden sich nichts mehr wünschen.

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