Prozess um weltweite Geldwäsche in Graz mit Zeugen fortgesetzt

Hauptbeschuldigter saß bereits wegen ähnlicher Delikte 2016 vor Gericht
Mitarbeiterinnen von oberösterreichischer Firma schöpften Verdacht. Angeklagter: „Ich habe nur als Vermittler agiert“

Im Grazer Straflandesgericht ist am Dienstag ein Prozess um internationale Geldwäsche fortgesetzt worden. Angeklagt ist ein 63-Jähriger, der als Eigentümer und Geschäftsführer ein Unternehmen geleitet haben soll, das im Internet mit dem Verkauf von Firmen und Bankkonten beschäftigt war.

Ihm wird Beteiligung an gewerbsmäßig schwerem Betrug, Geldwäscherei und an einer kriminellen Organisation vorgeworfen. „Ich habe nur als Vermittler agiert“, betonte der Beschuldigte.

Der Prozess ist in der zweiten Woche in den Schwurgerichtssaal übersiedelt, wo einige Zeugen per Video zugeschaltet wurden. Es ging um einen konkreten Betrugsversuch an einer Firma in Oberösterreich.

Dort hatten die Internet-Gauner zunächst die übliche Masche versucht, mit der sie laut Anklage immer wieder erfolgreich waren. Diesmal kam ein Anruf eines Dr. W., der sich als Mitarbeiter einer Berliner Firma ausgab und auf Englisch nach der E-Mail-Adresse der Firma fragte. Dort stand dann, man solle Dr. W. unterstützen und mit ihm zusammenarbeiten.

Außerdem traf ein E-Mail ein, das angeblich vom Chef des oberösterreichischen Unternehmens stammte und in dem stand, man solle eine Zahlung vornehmen. Das Ganze sei streng geheim zu behandeln, auch ein persönliches Gespräch mit dem Chef sollte nicht stattfinden. „Das war ungewöhnlich, so geheime Vorgänge gibt es bei uns nicht“, meinte eine Mitarbeiterin.

Sie vereinbarte einen Termin mit ihrem Vorgesetzten, wo sich dann alles aufklärte und anschließend Anzeige erstattet wurde. In der Firma herrsche außerdem das Vier-Augen-Prinzip, so die Zeugin: „Ich könnte nicht einmal zehn Euro überweisen, ohne dass jemand anderer dabei ist“, schilderte sie.

Eine weitere Mitarbeiterin erzählte, in einem E-Mail sei gestanden, sie solle eine Zahlung durchführen „ohne dass jemand etwas davon erfährt. Aber das geht bei uns gar nicht“. „Ist Ihnen das verdächtig vorgekommen?“, wollte Richterin Michaela Lapanje wissen. „Am Anfang noch nicht“, antwortete die Frau. „Waren die gefälschten E-Mails aus Ihrer Sicht gut gemacht?“, fragte die Vorsitzende weiter. „Ja, zu diesem Zeitpunkt schon“, bestätigte die Zeugin.

Die Absender waren in der Firma aber nicht bekannt, auch hatten die E-Mails keinen Firmennamen, sondern endeten auf „..@consultend.com“. „Da muss man ja gleich Zweifel bekommen“, meldete sich der Angeklagte zu Wort, sein Verteidiger bedeutete ihm aber sofort, nicht weiter zu reden. Die oberösterreichische Firma war 2015 Ziel eines Angriffs, der nicht glückte. 2016 gab es dann einen weiteren Versuch.

Der 63-Jährige fühlte sich nach wie vor in keiner Weise schuldig. Er habe pro Unternehmen, das er mit - gefälschten - Dokumenten gründete, 5.000 Euro bekommen. 1.300 gingen an eine Frau, die die Dokumente offenbar sammelte und einreichte. Was genau seine Leistung gewesen sei, konnte er nicht sagen.

„Ich habe die Dokumente geschickt und Bankunterlagen weitergeleitet“, schilderte er seine Tätigkeit. „Das ist ja nicht viel für das Geld“, bemerkte die Richterin. „Das waren die Spielregeln, für mich war das ein gutes Geschäft“, antwortete der Angeklagte, der bei diesen Geschäften nur der „Vermittler“ gewesen sein will.

Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt. Ein Urteil wurde für Ende März angekündigt.

Kommentare