Diese Polizisten erkennen in Österreich jedes Gesicht wieder

Eine Menschenmenge wird von einer Gesichtserkennungssoftware mit grünen Rahmen um die Gesichter erfasst.
"Super-Recognizer": In NÖ und Vorarlberg sind nun 30 Beamte mit außergewöhnlicher Begabung zur Gesichtserkennung im Probeeinsatz.

Ein Gesicht auch nach Jahren noch wiederzuerkennen, ist die seltene Fähigkeit von sogenannten Super-Recognizern. Nur ein bis drei Prozent der Bevölkerung verfügen über „Superaugen“. Diese Begabung will sich nun auch die Polizei zunutze machen. Um Straftäter auf der Straße, bei Fußballspielen oder Konzerten aufzuspüren.

Im Zuge eines Pilotprojekts sind derzeit 30 Beamtinnen und Beamte in Vorarlberg und Niederösterreich im Einsatz. „Super-Recognizer sind Menschen mit natürlichen Fähigkeiten, die nicht antrainiert werden können“, erklärte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, am Mittwoch bei einem Medientermin. 

Auch wenn sich Gesichter im Laufe der Zeit verändern – sei es durch den Alterungsprozess, Operationen oder Haar- bzw. Bartwuchs –, erkennen Super-Recognizer diese auch nach Jahren wieder. Im Innenministerium orientiert man sich bei dem neuen Vorhaben an Polizeibehörden in Berlin, München und dem Schweizer St. Gallen. 

„In St. Gallen haben sich im Zuge des Testbetriebs 300 Ermittlungsansätze ergeben. Alleine bei zwei Großveranstaltungen konnten 20 gesuchte Personen identifiziert werden“, schilderte Ruf. Die Fehlerquote sei mit drei Prozent überaus gering gewesen. 60 Prozent der ausgeforschten Tatverdächtigen hätten auch ein Geständnis abgelegt.

903 Beamte getestet

Ähnliche Ergebnisse erhofft man sich nun auch in Österreich durch den Probebetrieb. Die Neurowissenschafterin Meike Ramon von der Berner Fachhochschule stellte den Behörden das Testverfahren kostenlos zur Verfügung. Im November 2024 wurden daraufhin 903 Polizistinnen und Polizisten getestet. Elf in Vorarlberg und 19 in Niederösterreich zeigten schließlich diese Begabung. Die ausgewählten Beamtinnen und Beamten arbeiten in unterschiedlichen Bereichen, etwa der Verwaltung oder der Landesverkehrsabteilung.

Die Polizei sucht diesen Mann.

Die Beamten sollen helfen, Tatverdächtige auf Fahndungsfotos zu erkennen, wie an diesem Beispiel in Wien. Der Verdächtige soll vier Halsketten geraubt haben. 

„Sie sollen in ihren jeweiligen Einheiten bleiben. Es sind aber durchaus auch Schwerpunktaktionen denkbar, bei denen sie dann zum Einsatz kommen, unter anderem bei der Bildfahndung, der Zielfahndung, bei Großveranstaltungen wie Konzerten oder Fußballspielen sowie verdeckten Observationen“, sagte Ruf. 

Keine Datenschutz-Probleme

Zudem werden auch Synergien mit dem Gesichtserkennungssystem des Bundeskriminalamts geprüft, ergänzte Andreas Holzer, Chef des Bundeskriminalamts. Konkret sollen Super-Recognizer Tatverdächtige auf Fahndungsfotos erkennen, Tatserien und Tatzusammenhänge analysieren, Gefährder in Menschenmenschen identifizieren oder Zielpersonen bei Observationen wiedererkennen.

„Der Einsatz von Super-Recognizern ist außerdem datenschutzrechtlich unbedenklich, da keine technischen Systeme genutzt werden. Auch die Kosten fallen gering aus“, betonte Ruf. Der Probebetrieb in Vorarlberg und Niederösterreich läuft bis 28. Februar 2026. Es spreche aus jetziger Sicht vieles dafür, das Projekt nach anschließender Evaluierung auf ganz Österreich auszuweiten, so die beiden leitenden Beamten.

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