So schützen sich österreichische Drogenermittler vor einer Überdosis

Wenn Polizisten Drogen finden, ist oft Vorsicht geboten.
Von Pascal Manasek
Steirische Polizisten wurden Ende vergangenen Jahres wegen eines medizinischen Notfalls in Graz alarmiert. Vor Ort stellte sich rasch heraus, dass ein 44-Jähriger eine Drogenüberdosis hatte. Normalerweise ein Einsatz, bei dem an dieser Stelle das zeitgleich eingetroffene Rote Kreuz komplett übernommen hätte. Aber nicht so diesmal: „Ein ausgebildeter Polizeisanitäter erkannte den Ernst der Lage und setzte das Mittel ,Nyxoid‘ ein“, schildert ein Sprecher der LPD Steiermark.
Dabei handelt es sich um einen Nasenspray mit dem Wirkstoff Naloxon – ein Notfallmedikament, das bei dem Verdacht auf eine akute Vergiftung mit Opioiden wie Heroin verwendet wird. Opioide wirken betäubend auf das Nervensystem. Das kann von leichter Beeinträchtigung bis hin zum Atemversagen führen. Das Medikament blockiert die Wirkungen der Opioide und hebt die lebensbedrohlichen Symptome der Überdosis vorübergehend auf.
Der Wirkstoff schlug bei dem 44-Jährigen an. Es konnte eine Rückkehr des Spontankreislaufes festgestellt und der Patient in ein Spital gebracht werden.
Viel stärker als Heroin
Daniel Lichtenegger, Leiter des Suchtmittelbüros im Bundeskriminalamt, betonte bei der Präsentation des Suchtmittelberichts am Donnerstag die Bedeutung des Medikaments für Drogenermittler. Denn synthetisches Suchtgift wie Fentanyl, das als rund 50-mal stärker als Heroin gilt, könne bei unbeabsichtigtem Kontakt oder durch das Einatmen schwerwiegende Konsequenzen bis hin zum Atemstillstand haben.
In Österreich wurden deshalb im Vorjahr die auf Drogenbekämpfung spezialisierten Kriminalisten mit Sprays ausgestattet und entsprechend geschult.
Fentanyl ist ein extrem starkes synthetisches Opioid, das als Schmerzmittel eingesetzt wird und oft bis zu 100 Mal stärker ist als Morphin. Es wird im medizinischen Umfeld verwendet, aber auch illegal als Droge missbraucht.
Für Polizistinnen und Polizisten besteht die Gefahr, dass sie bei der Kontaktaufnahme mit zum Beispiel Fentanyl, im Rahmen von Razzien, versehentlich geringe Mengen einatmen oder über die Haut aufnehmen.
Mögliche Folgen sind schwere Überdosierungen, weil Fentanyl schon in winzigen Dosen sehr wirksam und gefährlich ist.
„Durch die Einführung des Naloxon-Sprays wurde frühzeitig auf internationale Gegebenheiten im Bereich der Bekämpfung der Suchtmittelkriminalität reagiert“, erklärte Lichtenegger speziell mit Blick auf die von der Droge geplagten USA.
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