Plötzlich Lizenzgebühren: Internet-Gigant schockt Feuerwehren

Plötzlich Lizenzgebühren: Internet-Gigant schockt Feuerwehren
Nach Jahren der Gratisnutzung verlangt Microsoft von Hunderttausenden Feuerwehrleuten eine Gebühr für ihre eMail-Adresse.

„Die Nachricht hat uns wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen.“ Die Reaktion aus dem Landesfeuerwehrverband Niederösterreich gibt den Schock wider, den eine Entscheidung des US-Internetkonzerns Microsoft bei Österreichs Freiwilligen Feuerwehren ausgelöst hat.

Nachdem den Helfern vom Internetriesen neun Jahre die Internet-Domain feuerwehr.gv.at gratis nutzen durften, ist sie künftig nur mehr kostenpflichtig zu haben. Auf die Freiwilligen kommen bundesweit ab 1. Oktober zusätzliche Jahreskosten im Millionenbereich zu.

Gratislizenz

Die Microsoft-Entscheidung trifft einen Lebensnerv der Feuerwehren – die Kommunikation. Die 2014 von Microsoft offensiv für gemeinnützige Organisationen beworbene Gratislizenz Office 365 wurde etwa in NÖ oder Tirol zum zentralen elektronischen Postfach für Dienstanweisungen und Mitteilungen ausgebaut.

Mit der Monatsgebühr von 2,81 Euro ab 1. Oktober wird die täglich notwendige eMail-Kommunikation aber nun zum kostspieligen Klotz am Bein im Freiwilligenwesen. „Das trifft uns insofern hart, da bereits fast 30.000 Feuerwehrleute mit dieser eMail-Adresse arbeiten und wir unsere Mitglieder rasch erreichen konnten“, sagt der nö. Feuerwehr-Sprecher Franz Resperger.

Rückzug

Statt, wie geplant, künftig alle 100.000 Mitglieder mit eigener FF-Mailadresse direkt kontaktieren zu können, muss der Landesverband zum Rückzug blasen. Bei den Kommandos der rund 1.700 Wehren blinkten unerfreuliche eMails aus der Tullner Zentrale mit der künftigen Kostenpflicht auf.

„Der Landesfeuerwehrverband hat sich aber entschlossen, die Kosten für einen eMail-Zugang samt Office-365-Paket für jede Feuerwehr zu finanzieren“, erklärt Resperger. Auch Funktionären auf Bezirks- und Abschnittsebene sowie in Sonderdiensten will man dieses Privileg gewähren. Rund 400.000 Euro werde das jährlich kosten. Alle Accounts der integrierten Feuerwehrleute zu halten – in NÖ sind es 27.000 –, würde eine Million Euro kosten.

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Streichen oder Zahlen

Nun obliegt es den einzelnen Feuerwehren, festzulegen, welche Mitglieder weiter um eine Jahresgebühr von 33,60 Euro im System bleiben. Sie müssen Namen streichen – oder zahlen. Bei den Feuerwehren ist der Frust über die Aktion des Milliardenkonzerns Microsoft groß. Der Vorwurf der Abzocke ist zu hören.

Hinter den Kulissen kündigte sich das Ungemach bereits im Vorjahr an. Damals informierte der Internet-Gigant die Landesverbände, nicht vertragskonform zu agieren. Konkret entspreche die Aktivität der Benutzer nicht den Vorgaben. Laut Vereinbarung müssten 80 Prozent aller kostenlos lizenzierten Benutzer innerhalb von 90 Tagen mindestens einen Cloud-Dienst nutzen. Damit würden sie aus Microsoft-Sicht als „aktiv“ gewertet. Die Quote der nö. Feuerwehrleute lag bei 45 Prozent.

Vergebene, aber ungenutzte Lizenzen im weit größeren Ausmaß als vereinbart, sowie konzernintern fällige Umlagen dafür, nennt auch Hermann Erlach, CEO von Mirosoft-Österreich, im KURIER-Gespräch als Hauptgrund für die Gebührenvorschreibung.

Rabatte

„Wir haben wirklich größte Wertschätzung gegenüber den Feuerwehren und haben runterrabattiert, so weit wir können, aber es braucht einen Mindestsockelbetrag“, so Erlach. Unterstützt von Staatssekretärin Claudia Plakolm habe man sich in übergeordneten Microsoft-Etagen in Europa und in den USA um Lösungen bemüht. Die Kostenfreiheit war jedoch nicht zu halten.

Auf die günstigen Konditionen verweist auch ein Sprecher des Konzerns: „Microsoft unterstützt weltweit Tausende von gemeinnützigen Organisationen mit stark vergünstigten oder kostenlosen Softwarelizenzen. Ehrenamtliche Helfer haben daher die Möglichkeit, stark vergünstigte Software zu nutzen. Mitarbeiter und Führungskräfte, die nicht ehrenamtlich tätig sind, aber in gemeinnützigen Organisationen arbeiten, können auch Lizenzen kostenlos oder stark vergünstigt bekommen“.

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