Mann verhungert? Schwere Vorwürfe gegen Pflegeheim in Vorarlberg

Symbolbild
88-jähriger Mann soll in einem Senecura-Sozialzentrum vernachlässigt worden und gestorben sein. Betreiber weist die Vorwürfe zurück.

Im April 2022 wurde ein 88-jähriger Mann laut Angaben seiner Angehörigen im Senecura-Sozialzentrum „In der Wirke“ in Hard mit einem Gewicht von 60 Kilogramm aufgenommen. Drei Monate später soll er fast 20 Kilogramm leichter gewesen und kurz darauf verstorben sein.

Das berichten die Rechercheplattform Dossier, die den Fall ins Rollen gebracht hat, und der ORF Vorarlberg am Freitag.

Ein Sohn des Mannes gab laut ORF an, dass der starke Gewichtsverlust auf eine unzureichende Versorgung zurückzuführen sei. Er erinnerte sich an einen Vorfall, bei dem sein Vater ohne Gebiss vor einem Wurstbrot saß und dieses nicht essen konnte. Darüber hinaus kritisierte er die mangelhafte Wundversorgung im Heim.

Senecura weist Vorwürfe zurück

Senecura weist die Vorwürfe zurück und betonte laut dem Bericht in einer Stellungnahme, dass die Mitarbeiter alles getan hätten, um dem Verstorbenen eine bestmögliche Lebensqualität und einen würdigen Abschied zu ermöglichen.

Die Söhne des Mannes sind hingegen laut Dossier überzeugt: "Unser Vater ist verhungert."

Eine Überprüfung durch das Land ergab, dass die Pflege und Betreuung durch das Senecura Sozialzentrum Hard angemessen gewesen sei. Der Sohn des Mannes ortet eine Schutzbehauptung. Eine Untersuchung durch den Patientenanwalt steht bevor, heißt es.

Schwere Vorwürfe in Salzburg

Im Jahr 2022 hatte die Volksanwaltschaft in einem Senecura-Heim in Salzburg schwere Missstände aufgedeckt. Der damals zuständige Sozial-Landesrat trat infolge des Falls zurück. Die Staatsanwaltschaft ermittelte zunächst. 2023 stellte sie aber das Strafverfahren gegen 16 damalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Seniorenwohnhauses ein.

Ein bewusst vorsätzliches Vernachlässigen einer Person sei nicht nachweisbar gewesen, hieß es von der Anklagebehörde. Die Einvernahme der Beschuldigten und die Pflegedokumentation habe ergeben, dass die ohnehin schon dünne Personaldecke zusätzlich durch einen Coronacluster noch dünner geworden sei. 

Alle, die im Heim tätig waren, seien aber bestrebt gewesen, alles am Laufen zu halten.

In Vorarlberg wiederum werfen laut Dossier ehemalige Mitarbeitende von Senecura dem Unternehmen schon seit 2021 vor, aus Profitgründen beim Personal und beim Essen zu sparen. Neben dem angesprochenen Fall werde in Hard im Sozialzentrum „In der Wirke“ ein weiterer Fall wegen Vernachlässigung vom Patientenanwalt geprüft, berichtet der ORF.

Ein vom Land Vorarlberg 2022 verhängter Aufnahmestopp in den Senecura-Heimen in Hohenems sei bis heute aufrecht.

Unternehmen reagiert

Freitagmittag hat Senecura in einer Aussendung auf die Medienberichte reagiert. Man weise die "medial kolportierte Vorwürfe zu mangelhafter Pflege" zurück. 

Dem Sachverhalt sei man "intern nachgegangen und haben sowohl der Amtssachverständigen des Amtes der Vorarlberger Landesregierung als auch der Pflegeanwaltschaft Vorarlberg uneingeschränkte Akteneinschau ermöglicht."

Senecura stellt sich hinter die Mitarbeit und zeigt sich überzeugt, dass diese versucht hätten, dem Mann "bestmögliche Lebensqualität und einen würdigen Abschied zu ermöglichen." Die "angebliche Mangelernährung des Bewohners Herrn L. ist schlichtweg falsch."

Das Unternehmen ortet in der Berichterstattung eine "versuchte Skandalisierung". 

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