Mann in Pflegeheim verhungert? Unabhängige Kommission prüft

Symbolbild
Umstrittener Fall in Pflegeheim in Vorarlberg: Oppositionsparteien und auch ÖVP fordern Aufklärung.

Nach dem Tod eines 89-Jährigen in einem Vorarlberger Pflegeheim im August 2022 und dem Bekanntwerden von Vorwürfen der Familie, wonach der Mann vernachlässigt worden sein könnte, tritt Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) Vertuschungsvorwürfen vehement entgegen.

Sie will nächste Woche eine unabhängige Kommission einsetzen, die den Fall noch einmal untersuchen soll. Zuvor hatten sowohl die Opposition als auch die ÖVP als Regierungspartner Aufklärung gefordert.

Fall um Pflegeheim wird geprüft

Wiesflecker sagte am Samstag, dass sie die Experten-Kommission - ohne Mitglieder des Landes - auch zum Schutz der Amtssachverständigen ins Leben rufe. Die Amtssachverständige hatte nach einer Beschwerde der Familie die Pflege des Mannes überprüft und als "angemessen" beurteilt. Ä

ußerungen, wonach das Land bei diesem Fall "etwas unter den Tisch kehrt", entbehrten jeder Grundlage, betonte die Landesrätin. Sollten weitere Fälle von mutmaßlich mangelhafter Pflege auftreten, werde die Kommission auch diese Fälle unter die Lupe nehmen. "Das System Pflege darf nicht in Verruf kommen", unterstrich Wiesflecker. Man müsse vor allem auch jene schützen, die tagtäglich einen guten Job machten.

Vorwurf der Vernachlässigung

Zuvor hatte am Samstag ÖVP-Sozialsprecherin Heidi Schuster-Burda "vollständige Aufklärung" gefordert. Alle relevanten Unterlagen in Zusammenhang mit dem Fall müssten vollständig offengelegt werden. Bereits am Freitag hatte die FPÖ angesichts der publik gewordenen Vorwürfe "klare und konkrete Aufklärung" in dem Fall und "Kontrolle der Zustände" in sämtlichen Pflegeheimen verlangt. Manuela Auer (SPÖ) sah das Land gefordert, "seinen Teil dazu beizutragen, um restlose Aufklärung zu leisten". 

Die NEOS sahen in Bezug auf den Tod des 89-Jährigen ein "katastrophales Bild" und brachten eine parlamentarische Anfrage ein. Wiesflecker wird sich eigenen Angaben zufolge am Montag mit dem Koalitionspartner und am Dienstag mit allen Sozialsprechern der Landtagsparteien und dem Pflegeheimbetreiber treffen.

89-Jähriger stark untergewichtig

Laut einem Bericht der Rechercheplattform "Dossier" soll der 89-Jährige innerhalb von drei Monaten 15 Kilo abgenommen und nur noch 46 Kilo gewogen haben. Der Senior war zuvor nach einer Herzoperation und einsetzender Demenz zum Pflegefall geworden. Sein Einzug ins Pflegeheim erfolgte im April 2022. Den Söhnen sei die rapide Gewichtsabnahme des Vaters schnell aufgefallen, auf entsprechende Hinweise habe das Heim aber nicht reagiert. 

Nach nur wenigen Wochen in der Einrichtung musste der Mann aufgrund von Dekubitus operiert werden. Ende Juli 2022 kam wurden die Pflegemaßnahmen von der Amtssachverständigen überprüft.

Betreiber weist Vorwürfe zurück

Der Pflegeheimbetreiber weist die Vorwürfe entschieden zurück. "Wir sind dem genannten Sachverhalt intern nachgegangen und haben sowohl der Amtssachverständigen des Amtes der Vorarlberger Landesregierung als auch der Pflegeanwaltschaft Vorarlberg uneingeschränkte Akteneinschau ermöglicht", so der Geschäftsführer. 

Die Darstellung einer angeblichen Mangelernährung sei schlichtweg falsch. Der Mann habe angesichts seines Gesundheitszustands schon bei der von mobilen Diensten durchgeführten häuslichen Pflege massiv an Gewicht verloren.

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