Petition soll Amtshaus Donaustadt vor Abriss bewahren
Das ehemalige Amtsgebäude am Schrödingerplatz im 22. Bezirk soll weg. Damit abfinden wollen sich aber nicht alle. Nun wird erneut Kritik laut.
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Knapp 50 Jahre lang beherbergte das Gebäude die Bezirksvorstehung Donaustadt, das Standesamt, ein Jugendzentrum und die Volkshochschule. Bald soll damit aber Schluss sein. Die Bezirksvorstehung ist bereits Ende 2022 aus dem im Besitz der Stadt stehenden Gebäude aus- und – als Mieter – in ihre neue Bleibe eingezogen. Genauer gesagt in ein achtstöckiges Hochhaus im von den Bauträgern Signa und Are errichteten Gebäudekomplex „Vienna Twentytwo“ am Dr.-Adolf-Schärf-Platz.
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Volkshochschule zieht 2026 aus
Die Volkshochschule wird ebenfalls ausziehen. Der neue Mietvertrag ist bereits unterschrieben, der Umzug ist allerdings erst für das zweite Quartal 2026 vorgesehen, sagt Karl Dworschak, Direktor der Volkshochschule Donaustadt.
Bezirkszentrum
Zwischen 1972 und 1973 wurde das Gebäude am Schrödingerplatz eröffnet. Nun soll dort ein neuer Stadtteil mit leistbarem Wohnraum entstehen
Roland Rainer
Das ehemalige Bezirkszentrum geht auf das Planungskonzept des Architekten Roland Rainer zurück. Er war es auch, der das ORF-Zentrum am Küniglberg entwarf
Brutalismus
Der Brutalismus ist ein Baustil, der seit den 50er-Jahren Verwendung findet. Der Stil ist geprägt von der Verwendung von Sichtbeton und simplen geometrischen Formen. In manchen Ländern stehen brutalistische Bauten unter Denkmalschutz
32 Meter
hoch ist der achtstöckige Würfel im Vienna Twentytwo, in den die Bezirksvorstehung Donaustadt nun gezogen ist
Danach soll am Schrödingerplatz ein „klimafitter Stadtteil“ entstehen. Konkret heißt das laut MA 21 (Stadtteilplanung und Flächenwidmung): rund 350 Wohnungen, eine Bücherei, ein Jugendzentrum und ein neuer Veranstaltungssaal.
Gegenwind
Ganz ohne Gegenwind ist das Projekt bisher aber nicht ausgekommen. Architekten, Stadtplaner und Historiker sprachen sich dagegen aus. Die Kritik: Statt das erst in den 1970er-Jahren erbaute Gebäude abzureißen und ein neues zu bauen, sollte der Bestand renoviert werden. Das sei umweltfreundlicher und erhalte das architektonische Erbe des Brutalismus, so die Kritiker.
Vergangenes Wochenende kam es zu einer Protestaktion: Die „Initiative Haus der Begegnung Donaustadt“ hat das Amtsgebäude einer „Facade Lifting Aktion“ unterzogen. Mit Bürsten wurde das Gebäude – zumindest ein bisschen – gereinigt. Gedacht war das als Auftaktaktion für eine Petition.
Baubeginn
Bis Mitte Dezember werden Unterschriften gesammelt, um das Amtsgebäude zu erhalten, heißt es von der Initiative. Bei Redaktionsschluss am Dienstagabend waren es 128 Unterschriften. Die Liste soll dann vor dem Rathaus und dem (neuen) Bezirksamt Donaustadt an die Politiker übergeben werden.
Die ersten Schritte Richtung Neubau wurden aber ebenfalls schon gesetzt. „Noch 2023 soll das Widmungsverfahren starten und bis Ende 2024 beendet sein“, heißt es von der MA 21. Danach soll ein Bauträger-Wettbewerb durchgeführt werden. Der Baubeginn sei somit frühestens 2025 oder 2026 möglich, heißt es.
Zwischennutzungsprojekte
Bis dahin werden Zwischennutzungsprojekte untergebracht, heißt es aus dem Büro von Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál (SPÖ). Teile des Gebäudes werden als Lagerraum für die Flüchtlingshilfe verwendet, ein weiterer Teil als Lagerraum des Magistrats. Und von November bis April wird im ehemaligen Amtshaus ein Film gedreht.
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