Offener Brief: Lehrer wehren sich gegen Bewertungs-App

PK "NEU ENTWICKELTE APP, MIT DER SCHÜLER KÜNFTIG LEHRER ONLINE BEWERTEN KÖNNEN"
Gewerkschaft äußert Datenschutzbedenken und fordert Bildungsministerin auf, aktiv zu werden und ihrer Fürsorgepflicht nachzukommen.

Gute Leistungen honorieren, Schwächen aufzeigen und das per App. Seit Freitag können alle österreichische Schüler ab zehn Jahren ihre Lehrer mit nur wenigen Klicks auf einer Skala von eins bis fünf bewerten.

Bei den betroffenen Lehrern sorgte die App namens "Lernsieg" schon vor ihrer Präsentation am Freitag für Unmut. Immerhin scheinen insgesamt 90.000 Pädagogen mit Klarnamen in der Datenbank auf. Die Bewertungen erfolgen hingegen anonym.

In einem offenen Brief setzen die Betroffenen sich nur zur Wehr. Denn während man seitens der Lehrergewerkschaft ARGE eine Feedback-Kultur schätze, müsse diese aber Persönlichkeitsrechte schützen. Und zwar nicht nur die eigenen, sondern auch jene der Schüler.

Lehrerbewertungs-App "Lernsieg" wurde in Wien vorgestellt

Um die Leistung eines Lehrers zu beurteilen zu können, müssen Schüler nämlich eine Telefonnummer angeben. Die Investoren hinter der App gaben bereits bekannt, dass diese mittelfristig Gewinne abwerfen soll. Die Lehrergewerkschaft vermutet nun, dass dazu Daten – wie eben Telefonnummern –  verkauft werden könnten.

Rechtliche Schritte angedacht

Sollten tatsächlich Persönlichkeitsrechte verletzt werden, sind seitens Ministerium keine Schritte zu erwarten. Laut Bildungsministerin Iris Rauskala sei dies Sache der Gewerkschaft. Diese fordert Ruskala nun erneut auf, „ihre gesetzliche Fürsorgepflicht wahrzunehmen und Schulen und Lehrerinnen und Lehrer vor diesem digitalen Unsinn zu schützen.“

Zudem prüfen Juristen im Auftrag der Lehrer, ob die App gegen Rechtsnormen verstößt. Sollte dies der Fall sein, wolle man rechtliche Schritte einleiten.

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