Was Lehrer und Schüler am Bildungssystem in Österreich kritisieren

Am Freitag starten bereits die ersten Schülerinnen und Schüler nach der Zeugnisvergabe in die Sommerferien. Doch nicht nur sie erhalten eine Beurteilung: In einer groß angelegten Studie wurde auch das Bildungssystem in Österreich evaluiert. Die Note: „Befriedigend“.
Der Bildungsklima-Index (BKI) wird alle zwei Jahre von der MEGA-Bildungsstiftung erhoben. Befragt wurden 2.677 Lehrkräfte, Schüler sowie Eltern zwischen März und Mai 2025. Fazit: Die Zufriedenheit der Befragten ist insgesamt nur mittelmäßig. Lehrpersonal und Schüler bewerten es sogar schlechter als noch im Jahr 2023. Doch woran liegt das?

Wie das Schulsystem insgesamt - in Schulnoten - abschneidet.
„Wir sehen, dass sich viele strukturelle Schwächen verfestigt haben, anstatt behoben zu werden“, sagt Andreas Ambros-Lechner, Vorstand des MEGA-Bildungs-Vereins. Diese Entwicklung sei „besorgniserregend“. Seine Kritikpunkte: Der Lehrstoff entspreche nicht allen Anforderungen der Zukunft. Außerdem lege man noch zu wenig Augenmerk auf die psychische Gesundheit der Schüler und Lehrer.
Die aktuelle Studie zeigt jedenfalls deutlich, dass die Unzufriedenheit mit dem Lehrstoff groß ist: Was im Unterricht demnach gegenwärtig noch zu kurz kommt, sind die Bereiche wirtschaftliche Bildung sowie der Umgang mit Neuen Medien und Künstlicher Intelligenz. Hohe Zufriedenheit gibt es dafür im Bereich Allgemeinwissen und Fremdsprachen.

Wie Zufrieden die Befragten mit den Lehrinhalten sind.

Wie es laut den Teilnehmern um die psychische Belastung steht.
Hoher Leistungsdruck
Als weitere Baustelle im Schulalltag werden psychische und soziale Belastungen identifiziert. Das haben Eltern, Lehrer sowie Schüler bei der Befragung gleichermaßen angegeben. Besonders der Leistungsdruck wird sowohl von Schülern als auch vom Lehrpersonal als sehr hoch empfunden. Darüber hinaus gaben die Lehrer Personalmangel als große Belastung an.
Was die befragten Schüler ebenfalls als psychische Belastung nannten, ist die fehlende emotionale Unterstützung. Dieses Problem wurde erst kürzlich anlässlich des Amoklaufs in Graz öffentlich breit diskutiert: Demnach kommen aktuell auf einen Schulpsychologen rund 6.000 Schüler. Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos) kündigte daher an, das Thema psychische Gesundheit in den Vordergrund zu rücken und die Anzahl der Schulpsychologen um 190 Stellen zu erhöhen. „Das ist leider immer noch zu wenig“, kommentiert Ambros-Lechner.
Wahrnehmung
Die Studie zeigt zudem eine deutliche Kluft zwischen der Eigenwahrnehmung der Lehrer und ihrer Einschätzung, wie sie von außen wahrgenommen werden.
97 Prozent der Lehrer gaben an, einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft in Österreich zu leisten. Gleichzeitig gaben aber nur 18 Prozent an, dass diese Leistung von Außenstehenden auch so wahrgenommen wird.
Dabei werden die Lehrer keineswegs so negativ betrachtet: Laut der aktuellen Studie bewerten 71 Prozent die Pädagogen als kompetent und motiviert. Verbesserungsbedarf wird eher bei der Ausstattung der Schulgebäude geortet: Nur rund die Hälfte der Teilnehmer ist damit zufrieden.

Wie Gemeinschaft und Rahmenbedingugnen an Schulen beurteilt wurden.

Wie Schüler, Lehrer und Eltern über ein Handyverbot denken.
Breiter Konsens herrscht übrigens beim Handyverbot an Schulen, das erstmals im Rahmen der Studie abgefragt wurde. 79 Prozent der Lehrkräfte und 76 Prozent der Eltern befürworten ein Verbot an Volksschulen, 71 Prozent an Mittelschulen oder der AHS-Unterstufe.
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