In Österreich gibt es immer mehr fremde Pflanzenarten

Ragweed
Aktuelle Bestandsaufnahme: Seit Kolumbus Amerika "entdeckte", wurden 1.614 neue Pflanzenarten nach Österreich verbracht.

Seit Beginn der Neuzeit anno 1492 wurden 1.614 gebietsfremde Pflanzenarten nach Österreich verschleppt, berichten die Wiener Ökologen Franz Essl und Michael Glaser. Viele (93) dieser "Neophyten" schaden der Gesundheit, Land- und Forstwirtschaft sowie der Artenvielfalt. Ragweed löst etwa allergische Reaktionen und Asthmaanfälle aus, und giftige Stechäpfel machen als Ackerunkraut ganze Ernten unbrauchbar, erklärten sie der APA. Die Studie ist im Fachblatt Preslia erschienen.

Die beiden Forscher vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien erstellten mit Kollegen eine aktuelle, landesweite Bestandsaufnahme aller Neophyten. Ihr Fazit: Es werden immer rascher immer mehr. Um 1850 waren nur 118 solcher Pflanzenarten bekannt, im Jahr 2000 zählte man 1.084. 

Seitdem sind mehr als 500 gebietsfremde Arten hinzugekommen. "Unter den Neuzugängen finden sich großteils bewusst eingeführte Pflanzen wie Zierpflanzen, aber auch Arten, die unbeabsichtigt zum Beispiel mit verunreinigtem Saatgut eingeschleppt wurden", schreiben sie in einer Aussendung.

Negative Auswirkungen der Neophyten überwiegen

"Wenn man die potenziellen positiven Auswirkungen mit den negativen gegenüberstellt, stellt sich heraus, dass letztere deutlich überwiegen", so Essl: "Die Robinie (Robinia pseudoacacia), bei uns oft als Akazie bezeichnet, überwächst etwa sehr schnell artenreiche Blumenwiesen und kann so wie Götterbäume (Ailanthus altissima) durch raschen Wuchs andere Waldbäume verdrängen."

"Die Erdmandel (Cyperus esculentus) ist wiederum im vergangenen Jahrzehnt in der Südsteiermark im Mais- und Kürbisanbau zu einem schwer bekämpfbaren Unkraut geworden", erklärte Glaser: Ihre Knöllchen, die man Erdmandeln nennt, werden dort mit landwirtschaftlichem Gerät unwissentlich verbreitet.

Der Gesundheit schadet etwa aus Nordamerika stammendes Ragweed (Ambrosia artemisiifolia), das aktuell blüht und seine Pollen verbreitet. Sie verursachen bei vielen Menschen Heuschnupfen. Der Stechapfel (Datura stramonium) enthält wiederum für den Menschen hochgiftige "Tropanalkaloide", berichtete Essl: "Das kann Futtermittel betreffen, aber auch Nahrungsmittel, und bei starker Belastung müssen ganze Ernten vernichtet werden."

In der Stadt sind Neophyten aber teils ökologisch wertvoll

"Positive Auswirkungen sehe ich aber bei manchen Gehölzen in Städten", so der Forscher: "Götterbaum und Robinie sind charakteristische Baumarten der Wiener Innenstadt, dort sind sie auch stadtökologisch sehr wertvoll." Bei Imkern sei die Robinie ebenfalls beliebt, denn mit dem Nektar ihrer Blüten produzieren ihre Bienen "Akazienhonig".

"Die neue Checkliste dient nicht nur als wissenschaftliche Bestandsaufnahme, sondern auch als Grundlage für Naturschutz, Landwirtschaft und Politik", heißt es in der Aussendung. Von letzterer wünschen sich die Ökologen, dass die EU-Verordnung gegen invasive Arten ambitioniert umgesetzt wird. "Das heißt zum Beispiel, dass es eine starke zentrale Koordination der Umsetzung auf nationaler Ebene gibt, sowie dezidierte finanzielle Mittel, um neue Methoden der Verhinderung der Einschleppung und der effektiven Bekämpfung erproben zu können", so Essl.

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