ÖBB streicht kurzfristig den Nightjet nach Paris: Ärger bei Passagieren

Nightjetz
Der Nightjet nach Paris kann am Dienstag nicht fahren, weil er am Weg nach Wien in Straßburg wegen einer Baustelle gestrandet ist.

"Wegen Bauarbeiten in Deutschland kann dieser Zug zwischen Wien und Paris nicht fahren." Dieser lapidare Satz heißt im Klartext: Am Dienstag in der Früh wurden alle Passagiere, die ein Ticket für den NJ 468, also den Nightjet nach Paris, gebucht hatten, darüber informiert, dass dieser Zug ausfällt. 

Konkret geht es dabei um jenen Zug, der mit dem Fahrplanwechsel am 14. Dezember sowieso aus dem Angebot der ÖBB gestrichen wird, weil das französische Verkehrsministerium die Finanzhilfe an die Bahngesellschaft SNCF für den Betrieb der Nachtzüge Wien-Paris und Berlin-Paris für das Jahr 2026 eingestellt hat.

Die Ursache für den Ausfall des Zuges am Dienstagabend hat ihren Anfang am Montagabend in Paris genommen. Da sind rund100 Passagiere guten Mutes  in in den Nightjet 469 nach Wien gestiegen. 

Endstation Straßburg

Allerdings endete diese Fahrt mitten in der Nacht in Straßburg. Laut einem Sprecher der ÖBB, weil „die Strecke bei Kehl aufgrund einer Baustelle der Deutschen Bahn gesperrt war“. Die Deutsche Bahn habe diese kurzfristige Nachtbaustelle nicht an den französischen Betreiber SNCF gemeldet, deshalb sei auch keine Umleitung möglich gewesen. 

Die Passagiere wurden über andere Verbindungen nach Wien gebracht, der Zug nach Paris zurückgeführt. Deshalb wurde auch der Nightjet, der am Dienstagabend rund 100 Personen nach Paris bringen hätte sollen, ersatzlos gestrichen. Denn der dafür nötige Zug steht ja schon in Paris. 

Für die Passagiere stellten die ÖBB "aufgrund des Verschuldens der Bahn eine Ersatzbeförderung" zur Verfügung, versicherte ein Sprecher der ÖBB. 

Stefan Kaineder, Grüne Oberösterreich

Stefan Kaineder, Grüne OÖ. 

Betroffen ist unter anderem eine Reisegruppe rund um Stefan Kaineder, Landesrat der Grünen in Oberösterreich. Kaineder trifft in Paris maßgebliche Verantwortliche, die den klimagerechten Umbau der französischen Hauptstadt vorantreiben - durch Reduzierung des Autoverkehrs, durch Stärkung des Rad- und Fußgängerverkehrs, durch die Stärkung öffentlicher Verkehrsmittel, durch mehr Grün statt asphaltierter Straßen.

Kurzfristige Umbuchung auf Flieger

Bitter für ihn, dass die geplante Anreise nun nicht klimafreundlich erfolgen kann, wie er einräumt. Denn es musste auf einen Flug am nächsten Tag umgebucht werden, damit das geplante und aufwändig zusammengestellte Programm absolviert werden kann. 

Kaineder dazu: "Die heutige Absage des Nightjets nach Paris führt uns schmerzlich vor Augen, wie sehr uns der verschlafene Ausbau klimafreundlicher Mobilität inzwischen einholt."

Besonders in Deutschland habe der jahrelange Sparkurs bei der Bahn ein Ausmaß erreicht, das nun ganz Europa treffe, so Kainder: "Statt klimafreundlich und gut ausgeschlafen in Paris anzukommen, mussten wir in letzter Minute auf einen Flug ausweichen, um eine monatelang vorbereitete Delegationsreise und wichtige Termine mit unseren Partnerinnen und Partnern in Paris nicht absagen zu müssen."

"Zug gegenüber Kurzstreckenflügen Vorrang geben"

Für Kaineder ist klar: Gerade diese Situation zeige, wie dringend dem Zug gegenüber Kurzstreckenflügen der klare Vorrang zu geben sei: "Leider geht Oberösterreich derzeit in die entgegengesetzte Richtung: Die schwarz-blaue Landesregierung will den Flug von Linz nach Frankfurt für eine Hand voll von Managerinnen und Managern mit viel Steuergeld subventionieren. Das ist exakt der falsche Weg."

Auch die Bundesregierung sei gefordert, konsequent in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs zu investieren, anstatt neue Autobahnen in wertvolle Naturräume wie die Lobau zu betonieren, ergänzt Kaineder: "Wenn wir Klimaschutz ernst meinen, dann müssen klimafreundliche Mobilität und funktionierende Bahnverbindungen endlich Priorität haben."

Zuletzt hat es in Wien übrigens immer wieder Proteste wegen der Einstellung dieser Verbindung gegeben. Sogar im Pyjama haben Nutzerinnen und Nutzer des Nighjets zwischen Paris und Wien um den Erhalt des Zuges gekämpft. Bislang erfolglos. Aber eines versichert der Sprecher der ÖBB: Jene Züge, die bis zur Einstellung der Verbindung am 14. Dezember geplant sind, werden fahren. Auch jener, der die Delegation aus Oberösterreich in der Nacht auf Samstag nach Wien bzw. Linz zurück bringen wird. 

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