Neuer Podcast des Tiroler Landtags startet mit Agenten-Thriller

Franz Weber (li.) spionierte mit Fred Mayer (re.) und Hans Wijnberg (vorne) in Tirol die Nazis aus. Nach 1945 wurde er Landtagsmandatar
Zusammenfassung
- Der Tiroler Landtag startet einen Podcast, um jungen Menschen Demokratie-Basiswissen zu vermitteln.
- Die erste Folge erzählt die Geschichte von Franz Weber und der 'Operation Greenup', die als Vorlage für Tarantinos Film "Inglorious Basterds" diente.
- Der Podcast, moderiert von Tatjana Lukáš, verwendet einfache Sprache und soll etwa in Schulen eingesetzt werden.
Vor bald drei Jahren hat das autoritär geführte Russland einen Krieg gegen die Ukraine gestartet. Aber auch ohne Waffengewalt sind Demokratien in Europa inzwischen angreifbar geworden – sei es durch Desinformation von außen oder autoritäre Politiker von innen.
Vom mutigen Kampf gegen eine Diktatur und für die Freiheit erzählt die erste Folge eines Podcasts, den der Tiroler Landtag am Montag gestartet hat. Sie dreht sich um den ehemaligen Abgeordneten Franz Weber und seine Rolle in einem echten Agententhriller, der die Vorlage für Quentin Tarantinos Film „Inglorious Basterds“ lieferte.
Absprung über Tirol
Der von der Wehrmacht desertierte und zu den Amerikanern übergelaufene Weber sprang gegen Kriegsende im Februar 1945 zusammen mit den in die USA emigrierten Juden Fred Mayer und Hans Wijnberg mit Fallschirmen über einem Ötztaler Gletscher ab.

Podcast-Moderatorin Tatjana Lukas (li.) und Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann stellten das Format vor
Im Zuge der „Operation Greenup“ spionierten sie die Nazis in der vermeintlichen „Alpenfestung“ Tirol aus und sorgten dafür, dass Gauleiter Franz Hofer Innsbruck widerstandslos den US-Truppen übergeben hat.
Diese spannende Geschichte bietet den Auftakt der Podcast-Reihe „Adlerohren, Tiroler Landtagsgeschichten“, in der es alle zwei Wochen neue Folgen geben soll. Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann (ÖVP) erhofft sich von dem Format, „dass wir demokratisches Basiswissen vermitteln können“.
Junges Publikum im Fokus
Das sei gerade bei jungen Menschen wichtig. Aber nicht nur ihnen sollen mit dem Podcast Begebenheiten aus der Tiroler Geschichte, Hintergründe politischer Entscheidungen oder das Innenleben des Landesparlaments näher gebracht werden.
Man setze auf „möglichst einfache Sprache“ und Storytelling, sagt die Journalistin Tatjana Lukáš, die den Podcast moderiert. Die Folgen seien so gestaltet, „dass sie in Schulen verwendet werden können“.
Die „Adlerohren“ sollen aber keinesfalls „Bereich für reine Parteipolitik sein“, stellt Ledl-Rossmann auf Nachfrage klar. Der Podcast sei unter Einbindung aller Landtagsklubs entwickelt worden. Eine ebenfalls bereits veröffentlichte Folge dreht sich um die „Kunst der Rede“.

Politiker erzählen darin von ihrer Redepraxis oder geben auch Tipps für eine gelungene Rede.
Präsidentin mit Tiroler Debattenkultur zufrieden
Mit dem Umgangston im Tiroler Landtag ist Ledl-Rossmann, die im Zuge ihrer Politkarriere auch mehrere Jahre Abgeordnete im Bundesrat und bereits dort ein Halbjahr lang Präsidentin war, zufrieden: „Die Debattenkultur ist bei uns wirklich auf einer guten Ebene.“
Das findet auch Lukáš, die bereits Host beim offiziellen Podcast der österreichischen Parlaments ist: „Die Gesprächskultur in Wien ist eine ganz andere.“ Die „Adlerohren“ wären aus ihrer Sicht ein Erfolg, wenn sie pro Monat 500 bis 1.000 Downloads generieren könnten.
„Man muss dem Projekt Zeit geben“, sagt Ledl-Rossmann. Für sie ist der erste Podcast eines Landesparlaments Ergänzung eines breiten Angebots an Demokratievermittlung. Die nächste Idee, die vielleicht umgesetzt wird: „Ein Escape Game im Tiroler Landtag.“
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