Neue Quelle: Innsbruck hebt einen Wasserschatz

Wasser rinnt aus verschiedenen Stellen in einen Tunnel.
Der Klimawandel wirkt sich auf die Niederschläge aus und lässt den Wasserbedarf steigen.

Aus den Wasserhähnen in Wien fließt feinstes Hochquellwasser. Damit die Bevölkerung der Millionen-Metropole in diesen Genuss kommt, wird das Trinkwasser nunmehr seit 150 Jahren über eine Strecke von bis zu 180 Kilometern aus den Bergen im südlichen Niederösterreich und der Steiermark über Leitungen herbeigeführt.

Innsbruck ist im Vergleich dazu in einer Luxussituation. Mit der Nordkette im Rücken verfügt die Tiroler Landeshauptstadt über einen riesigen Trinkwasserspeicher vor der Haustür. Zehn Jahre dauert es, bis der an der Bergoberfläche gefallene Niederschlag durch das Gestein sickert und dabei praktischerweise gefiltert wird, ehe ein Teil davon in drei Stollen oberhalb der Stadt in der Mühlauer Quelle gefasst wird.

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Im Jahresmittel sprudeln hier 1.200 Liter Trinkwasser pro Sekunde heraus. Eine Menge, mit der sich in weniger als einer halben Stunde ein 50-Meter-Schwimmbecken füllen ließe. Nahezu die ganze Stadtbevölkerung kann mit dem Wasser der Nordkette versorgt werden. Das ist aber keine Selbstverständlichkeit mehr.

„Es gibt bereits Zeiten, wo die Überdeckung mit Wasser schmäler wird“, sagt Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi (Grüne). Und das hat, wie so vieles, mit dem Klimawandel zu tun. Der bringt unter anderem eine steigende Zahl an Starkregenereignissen. Je mehr es davon gibt, umso mehr Wasser fließt oberflächig ab und kann nicht in die Nordkette sickern. „Mit der Erderwärmung ist zudem der Wasserverbrauch gestiegen, auch in der Landwirtschaft“, so Willi.

Bis zur siebten Bohrung

Im Frühjahr 2022 haben die Innsbrucker Kommunalbetriebe (IKB) darum einen neuen Stollen in der Nordkette angeschlagen, um eine weitere Quelle zu erschließen. Die Suche nach Wasser gestalte sich dann schwieriger als zunächst gedacht, wurde seither immer wieder gemunkelt.

Drei Männer, darunter Bürgermeister Willi, stehen mit Sicherheitsausrüstung vor einem mit Wasser gefüllten Tunnel.

Bürgermeister Georg Willi (Mitte) und IKB-Vorstand Thomas Pühringer (rechts) sehen mit dem Wasserfund die Versorgung gesichert 

„Bei der siebenten Bohrung sind wir Ende Juli fündig geworden“, berichtet nun Bürgermeister Willi auf KURIER-Anfrage. Die Freude bei den Bauarbeitern sei groß gewesen. Warum der Erfolg nicht an die große Glocke gehängt wurde, erklärt IKB-Vorstand Thomas Pühringer unter anderem mit einer gewissen Sensibilität der Materie: „Wir haben es bei der Trinkwasserversorgung mit kritischer Infrastruktur zu tun.“

Der Bürgermeister sieht jedenfalls „die Wasserversorgung von Innsbruck für die kommenden 100 Jahre gesichert“. So weit will sich Pühringer nicht hinauslehnen: „Wir wissen nicht, wie es mit der Temperaturentwicklung weitergeht. Aber wir haben sicher einen massiven Sicherungsschritt gesetzt.“

Ganz in trockenen Tüchern ist das Projekt, das sich die IKB 30 Millionen Euro kosten hat lassen, und im Zuge dessen auch das bestehende Stollensystem der Mühlauer Quelle saniert wird, zudem auch noch nicht. „Wir sind noch nicht am Ziel“, sagt Pühringer. Die „kritischen Meilensteine“ seien zwar bewältig – so ist inzwischen gewiss, dass man sich nicht selbst das Wasser für die bestehende Quelle abgegraben hat.

Wachsame Bayern

Aber es muss auch sichergestellt sein, dass die Schüttung nicht die zusätzlich maximal erlaubte Menge von 350 Liter pro Sekunde überschreitet. Und dass die Ableitung nicht zulasten anderer geht. „Wir lassen uns jetzt erst einmal Zeit für Messungen. Es gibt auf der Nordkette eine ganze Reihe von Wasserberechtigten“, erklärt der IVB-Vorstand.

Das sind nicht nur Tiroler Gemeinden. Auch die Bayern haben ein Auge auf die Arbeiten. Immerhin wird etwa auch die Isar aus der Nordkette gespeist.

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