Neue Nazi-Generation trifft sich im Web

Ein Mann mit Brille und grauem Sakko sitzt im Publikum.
Die rechte Szene hat sich gewandelt: Gruppen organisieren sich via sozialer Medien.

Eine tragende Rolle kann Gottfried Küssel schon aufgrund seiner Inhaftierung nicht spielen. Die Strategie, sich als „eingesperrter“ Märtyrer zu präsentieren, ist in Österreich laut dem Österreichischen Dokumentationsarchiv (DÖW) nur bedingt aufgegangen. Aufrufe zur Solidarität mit Küssel gingen von Süddeutschland aus. Hierzulande gab es nur wenige Nachahmer. Die Szene sei dafür viel zu „desorganisiert“.

Nachfolger, heißt es im DÖW, gäbe es zwar. Doch aufgrund des Drucks der Behörden seien die potenziellen Akteure in Deckung gegangen. „Verurteilung und Verhaftung haben eine extrem abschreckende Wirkung“, erklärt Andreas Peham vom DÖW. Für ihn unterstreicht das, wie wichtig das NS-Verbotsgesetz ist.

Die rechte Szene hat sich gewandelt: Die neue Generation trifft sich in losen Gruppen, die sich via sozialer Medien organisieren und nach außen in einem gemäßigten Ton auftreten. Dieser „führerlose Widerstand“ argumentiert mit rassistischen Kulturtheorien anstatt mit offen nationalsozialistischen Parolen. Häufig finden sich in diesen rechtsextremen Kreisen auch einschlägig bekannte Neonazis. In Wien ist ein „Jünger“ Küssels in einer neuen Bewegung aktiv. Damit, meint Peham, erreiche man „breitere Kreise“. Der Wandel in der Organisation dürfe nicht dazu verleiten, den Neonazismus zu verharmlosen. Er ist nun schwerer zu fassen.

Gefährlich war auch Küssels Homepage, auf der zu Gewalt gegen Personen aufgerufen wurde – gespickt mit Fotos und den Adressen.

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