Nach Amokfahrt: Drei Opfer in kritischem Zustand

Menschen versammeln sich vor einem Gebäude mit Säulen in Graz.
Tausende Einträge in Kondolenzbuch. Die Befragung des 26-jährigen Täters gestaltet sich schwierig.

Am Tag nach der verheerenden Amokfahrt in Graz herrschte am Sonntag in der Innenstadt große Stille. Viele Menschen fanden sich vor den Kerzen und Blumen an den Unglücksstellen ein.

Die Stadt Graz hat ein Kondolenzbuch für die Opfer der Amokfahrt eines 26-Jährigen am Samstag in der Grazer Innenstadt aufgelegt. Um 19.30 Uhr am Sonntag waren bereits 3168 Einträge vorhanden, aus allen Bundesländern, aber auch aus Deutschland, China, aus der Schweiz, aus Schwedens Hauptstadt Stockholm oder aus dem australischen Brisbane. Die Menschen wünschten Angehörigen und Betroffenen durch die Bank viel Kraft und drückten ihre Fassungslosigkeit über die Geschehnisse aus. Zum Kondolenzbuch

Bilder aus der Grazer Innenstadt

Ein improvisiertes Mahnmal mit Kerzen, Blumen und einem Foto von Adisa und Adi.

Auf dem Grazer Hauptplatz liegen viele Kerzen und Blumen.

Vor einem Gebäude mit Säulen stehen viele brennende Kerzen.

Eine Frau geht mit einem Kind an einem Gebäude in Graz vorbei.

Ein Straßencafé mit roten Stühlen und weißen Tischen unter einem Sonnenschirm.

Kerzen und Blumen liegen auf dem Pflaster vor einem Geschäft, daneben grüne Markierungen.

Frauen zünden Kerzen vor dem Grazer Schlossberg an.

AMOKFAHRT - TAUSENDE GEDACHTEN MIT KERZEN IN GRAZ
Eine Gruppe von Menschen hält Fotos von Adis und Adisa in einer Straße.

AMOKFAHRT - TAUSENDE GEDACHTEN MIT KERZEN IN GRAZ
Eine Gruppe von Menschen steht mit brennenden Kerzen in einer Reihe.

AMOKFAHRT - TAUSENDE GEDACHTEN MIT KERZEN IN GRAZ
Ein Sanitäter hält einen Infusionsbeutel über einer Person auf einer Trage.

STEIERMARK: GELÄNDEWAGEN RASTE IN FUSSGÄNGER IN GR
Ein dunkelgrüner SUV mit schweren Unfallschäden an der Vorderseite steht auf dem Bürgersteig.

STEIERMARK: GELÄNDEWAGEN RASTE IN FUSSGÄNGER IN GR
Ein belebter Straßenzug in einer Stadt mit einer Straßenbahn und vielen Passanten.

Ein Polizist steht vor einem Café, dessen Terrasse mit rot-weißem Band abgesperrt ist.

Eine Straßenbahnhaltestelle mit Rettungswagen und Radfahrern in einer Stadt.

AUSTRIA CRIME CAR AMOK
Ein Sanitäter steht an der offenen Tür eines Rettungswagens des österreichischen Roten Kreuzes.

STEIERMARK: GELÄNDEWAGEN RASTE IN FUSSGÄNGER IN GR
Eine Polizistin steht an einem Tatort in Graz, wo ein Fahrrad auf dem Boden liegt.

STEIERMARK: GELÄNDEWAGEN RASTE IN FUSSGÄNGER IN GR
Menschen stehen vor einem improvisierten Denkmal mit Blumen und Kerzen in einer Stadt.

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Ein silberner Mercedes-Benz-Transporter auf einer belebten Straße mit Menschen und Fahnen.

STEIERMARK: GELÄNDEWAGEN RASTE IN FUSSGÄNGER IN GR
Menschen gedenken der Opfer mit Blumen und Kerzen in einer städtischen Umgebung.

STEIERMARK: GELÄNDEWAGEN RASTE IN FUSSGÄNGER IN GR

Einvernahme

Die Einvernahme des Täters gestaltete sich am Sonntag sehr schwierig. Man geht davon aus, dass er unter Schizophrenie leidet. "Angeblich hat er bei seiner Festnahme von einer Messerstecherei gesprochen, dass er auf dem Weg in die Schmiedgasse (zur Polizei, Anm.) mit dem Auto jemanden angefahren habe, hielt er für möglich. Das Ausmaß war ihm aber anscheinend nicht bewusst", schilderte Christian Kroschl, Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Über die Befragung, die am Sonntag um 14.00 Uhr begonnen hatte, gab es bis zum Abend kaum Informationen. Der 26-Jährige konnte zwar einvernommen werden, wich aber immer wieder aus, schilderte der Staatsanwalt. Der Verdächtige sollte anschließend in die Haftanstalt Graz-Jakomini gebracht werden, wo er am Montag einem Haftrichter vorgeführt wird.

Am Samstag hieß es, dass der 26-Jährige sich der Polizei freiwillig stellte - laut jüngsten Meldungen holten ihn jedoch Polizisten aus dem Auto und fixierten ihn.

Zustand der Schwerverletzten

Von den 34 Personen, die bei der Amokfahrt verletzt worden sind, sind am Sonntag noch drei Erwachsene in kritischem Zustand gewesen.

Zwei Kinder waren am Sonntagvormittag nach wie vor im LKH auf der Intensivstation, ihr Zustand sei aber stabil, hieß es seitens des Spitals. Der Großteil der Verletzten wurden ins Grazer LKH oder UKH gebracht, einige wurden im LKH West und im Krankenhaus der Elisabethinen versorgt, zwei Patienten wurden nach Klagenfurt und einer nach Oberwart im Burgenland geflogen.

Im Grazer Unfallkrankenhaus waren unter den aufgenommenen Verletzten neun Schwerverletzte, von denen zwei schwere Mehrfachverletzungen aufwiesen und sofort operiert werden mussten. Am Sonntag wurden alle Patienten als stabil bezeichnet.

Psychiater: "Zusammenhalt wichtig"

Ein roter Feuerwehr-Einsatzleitungs-Container der Stadt Graz mit einer Frau im Inneren.
ABD0057_20150621 - GRAZ - ÖSTERREICH: ZU APA0066 VOM 21.6.2015 - Am Tag nach der verheerenden Amokfahrt in Graz, die drei Tote und 34 Verletzte gefordert hat, herrschte am Sonntag, 21. Juni 2015, in der Innenstadt große Stille. In der Herrengasse in Graz wird psychische Betreuung für Betroffene und Angehörige angeboten. - FOTO: APA/ELMAR GUBISCH
Speziell eingerichtete Notrufnummern und die Unterstützung durch Familie, Freunde und Bekannte sind für direkt und indirekt Betroffene der Amokfahrt in Graz nun besonders wichtig. Das betonte Georg Psota, Chefarzt der Psychosozialen Dienste Wien und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, am Sonntag gegenüber der APA. "Die Menschen brauchen ein Gefühl des Zusammenhalts und genau das, was es in Graz momentan gibt: Notrufnummern, unter denen sie Hilfe erhalten", sagte Psota.

Österreichern, die zwar keine unmittelbare Verbindung zu den Ereignissen haben, von diesen aber geschockt oder verunsichert sind, riet er, "besonnen" mit der Tragödie umzugehen. "Wir leben zwar in einer schnelllebigen Zeit, aber in solchen Momenten ist Besinnung angebracht", betonte er. Das gelinge, indem man sich zwar über die Tat informiere, aber nicht an Spekulationen über mögliche Hintergründe teilnehme. Menschen, die nach der Amokfahrt Angst verspüren, sollten sich dem Experten zufolge an professionelle psychologische Einrichtungen wenden.

Schwarzenegger: "Unsäglich traurig"

Der Schauspieler Arnold Schwarzenegger hat sich über die Amokfahrt eines 26-Jährigen am Samstag in seiner österreichischen Heimat entsetzt gezeigt. "Was gestern in Graz passiert ist, ist unsäglich traurig, weil Menschen ihr Leben verloren haben oder verletzt wurden", sagte er am Sonntag der dpa.

Aufregung herrschte am Wochenende auf diversen Social Media-Kanälen wegen eines - mittlerweile geänderten - Facebook-Postings von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Ihm wird von zahlreichen Usern vorgeworfen, die Amokfahrt mit drei Toten und dutzenden Verletzten für politische Zwecke zu missbrauchen.

Aus Rücksicht auf die Angehörigen der Opfer und des Täters wurde die Kommentarfunktion vorübergehend deaktiviert.

Zum Artikel "Amokfahrt in Graz: Drei Tote - darunter ein Vierjähriger"

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